Subaru Impreza - ein Hoch auf die Vernunft?

  13 November 2017    Gelesen: 802
Subaru Impreza - ein Hoch auf die Vernunft?
Wenn es um automobile Sonderlinge geht, dann steht der Subaru Impreza ganz vorn. Nicht nur, dass der Allradspezialist aus Japan mit aller Macht am Boxermotor festhält, er entzieht sich mit der Neuauflage auch dem allgegenwärtigen Kräftemessen.

Sucht man ein Automodell, das bekannter ist als die Marke, die es herstellt, landet man bei Subaru. Der Begriff "Impreza" bringt auf Internet-Suchmaschinen deutlich mehr Treffer als der Markenname. Jetzt wurde der kompakte Sonderling neu aufgelegt. Etwas Besonderes ist der Subaru Impreza allerdings nicht deshalb, weil er vielleicht überdurchschnittlich häufig im World Wide Web auftauchte. Der 4,46 Meter kurze Wagen hat einen technisch anspruchsvollen Antrieb und verbindet die Kraft eines Vierzylinder-Boxermotors mit ihrer asymmetrischen Verteilung auf vier Räder. In seinem Segment ist das einzigartig und erst seit der Abkehr der Porsche-Baureihen Boxster und Cayman vom Sechszylinder ist etwas Vergleichbares andernorts überhaupt zu finden. Dass man für den Preis eines Caymans zwei Impreza bekommt, steht auf einem ganz anderen Blatt.

Derzeit versorgen sich die deutschen Subaru-Händler mit dem neuen Fünftürer, damit im nächsten Jahr die große Markteinführungs-Party steigen kann. Bis auf Weiteres ist lediglich die "Hatchback" genannte Karosserieform der Fließheck-Limousine verfügbar. Es darf jedoch damit gerechnet werden, dass die in der Vergangenheit "WRX STI" genannte sportlichste Variante wieder mit Stufenheck auf den Markt kommt. Bei den zahmeren Versionen ist die Kraftübertragung uniform. Handschalter sind nicht vorgesehen und alle rund 500 Exemplare, die der Hersteller in einem Jahr in Deutschland abzusetzen hofft, werden ein automatisches Lineatronic-Getriebe erhalten.

Schon jetzt sind eine Reihe anderer Subaru-Modelle mit dieser Schaltbox unterwegs. Sie unterscheidet sich insofern von herkömmlichen Wandlerautomaten, dass es keine festgelegten Übersetzungsschritte gibt, sondern stufenlos zwischen 1:3,6 zum Anfahren und 1:0,52 bei geringer Last auf gerader Strecke variiert werden kann. Manuelles Eingreifen ist möglich, dafür sind an der Lenksäule der Zweiliter-Version Schaltwippen montiert. Mit ihrer Hilfe kann das Aus- und Einkuppeln von sechs definierten Übersetzungsstufen simuliert werden, inklusive der damit verbundenen Zugkraftunterbrechung und ganz so, wie man es von einem Handschalter gewohnt ist. Der Rückwärtsgang hat nahezu die gleiche Übersetzung wie der erste Gang.

Dieselanteil mehr als halbiert

Auf einer neu entwickelten "Global-Plattform" bietet Subaru den Impreza nur mit Benzinmotor an. Die Abkehr vom Diesel haben die deutschen Kunden der Marke schon hinter sich, der Anteil im Verkauf fiel von mehr als 50 auf rund 25 Prozent. In zwei Leistungsstufen sind die Vierzylinder zu haben. Die mit 1,6-Litern Hubraum ausgestattete Version leistet 114 PS, der Zweiliter-Benziner leistet 156 PS und erhält sein Verbrennungsgemisch durch eine Direkteinspritzung. Diese Daten sind als Signal zu werten, dass sich Subaru am allgemeinen Wettrüsten in der Kompaktklasse nicht beteiligen möchte. Der Sonderstatus des WRX-Modells, das man getrost in der Leistungsklasse um 300 PS einsortieren darf, bleibt davon unberührt. Die Start-Stopp-Automatik ist für die 1,6-Liter- ebenso wie für die 2.0-Liter-Version obligatorisch.

Obwohl die Karosserie flach und gestreckt wirkt, bietet sie gute Platzverhältnisse in der ersten Reihe und ein mit 385 Litern vergleichsweise groß dimensioniertes Kofferabteil. Dazwischen, also auf der Rückbank, herrscht nicht ganz so viel Bewegungsfreiheit. Der Gepäckraum ist über eine 68 Zentimeter hohe Ladekante zu erreichen und kann durch Umlegen der Sitze und die Beladung bis unter das Dach auf 1310 Liter erweitert werden. Passagiere und Gepäck dürfen etwas mehr als 540 Kilo mit an Bord bringen, dann ist die maximale Zuladung erreicht. Beide Motorversionen unterscheiden sich beim Leergewicht kaum.

Auf der Klaviatur der Sympathiewerbung durch gehobenes Ausstattungsniveau versteht man bei Subaru ebenso zu spielen wie anderswo. So ist es kein Wunder, dass das kamerabasierte und seit seiner Einführung mehrfach ausgezeichnete Assistenzsystem "EyeSight" im neuen Impreza serienmäßig installiert ist. Zwei neben dem Innenspiegel platzierte Kameraobjektive liefern ein stereoskopisches Bild, aus dem die Datenbasis für das Notbremssystem, die adaptive Abstands- und Geschwindigkeitsregelung sowie den Spurhalte- und Spurleitassistenten gewonnen wird. Zur Serienausstattung gehören außerdem Klimaautomatik, Sitzheizung vorn, ein Audiosystem mit CD-Spieler, USB-Anschluss sowie der Anschlussmöglichkeit von Apple-Carplay- und Android Auto-Geräten. Zu den Sicherheitsfeatures gehört über das übliche Airbag-Sortiment hinaus auch ein Knie-Airbag für den Fahrer. Der wird bei der Punktevergabe im NCAP-Sicherheitstest besonders honoriert.

Traktionsvorteil des Allradantriebs

Ausstattungsabhängig kann man seinen neuen Impreza noch mit allerlei Annehmlichkeiten versehen. Die Klimaautomatik ist auch als Zwei-Zonen-Anlage zu haben, es gibt LED-Scheinwerfer mit Kurvenlicht, Regen- und Lichtsensor sind verfügbar, radargestützte Totwinkel- und Spurwechsel-Assistenten sorgen für zusätzliche Sicherheit. Navigationsgerät, Lederpolster und ein elektrisches Glasschiebedach bestellt sich, wer den Preis seines Imprezas deutlich über 30.000 Euro heben will. Die Basisversion ist für 21.980 Euro erhältlich.

Die Fahrt mit der 1,6-Liter-Version ist kurzweilig, obgleich weder die zur Verfügung stehende Leistung noch das eher bescheidene Drehmoment von 150 Newtonmetern dies vermuten ließen. Der Traktionsvorteil des Allradantriebs trägt gewiss seinen Teil dazu bei, dass der Antritt als beherzt und das Handling auf der Bergstrecke als kurvenfreundlich empfunden werden kann. Die 45-Zusatz-PS in der Zweiliter-Version machen sich dagegen nicht als enorme Fitness-Spritze bemerkbar, lediglich der Schub aus dem unteren Drehzahlbereich heraus ist eine Spur souveräner.

Zwei Dinge sollte man mögen (oder zumindest nicht als störend empfinden), wenn man über die Anschaffung eines neuen Imprezas nachdenkt. Bei geringer Last hält das CVT-Getriebe die automatisch gewählte Übersetzung bei, selbst wenn der Fahrer schon längst auf eine Absenkung der Motordrehzahl wartet. Hier steckt ungenutztes Spritspar-Potenzial, denn der Regel-Elektronik ließe sich durchaus beibringen, ab einer bestimmten Dauer der Gashebelstellung die Fahrstufe zu ändern. Das Zweite ist der sogenannte "Gummiband-Effekt", der die Zunahme von Schallpegel und Geschwindigkeit nicht parallel ablaufen und so den Effekt plötzlicher Gaszufuhr zu einem als zäh empfundenen Erlebnis werden lässt.

Dass an den Vorderrädern nicht nur die Aufhängung und das Lenkgestänge montiert sind, sondern auch die Antriebswellen, ist beim Rangieren zu merken. Da wünschte man sich etwas mehr Servo-Unterstützung. Bei zügiger Kurvenfahrt dagegen zeigt die Lenkung ihre Rückmeldungs-Freudigkeit, während der Impreza entspannt mit minimalen Korrektur-Eingriffen auf Kurs gehalten werden kann. Die Abweichungen vom Soll-Verbrauch blieben bei diesen Testfahrten im erwartbaren Rahmen. Statt 6,4 bzw. 6,6 Liter (Zweiliter-Version) je 100 Kilometer kamen die Testwagen mit Werten zwischen 7,5 und 8,5 Litern ins Ziel.

Quelle: n-tv.de

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