Messerangriff in Londoner U-Bahn Polizei geht von Terrorakt aus

  07 Dezember 2015    Gelesen: 792
Messerangriff in Londoner U-Bahn Polizei geht von Terrorakt aus
Nach einem Messerangriff in einer Londoner U-Bahn-Station geht die britische Polizei von einem "terroristischen" Hintergrund aus. Ein 29-Jähriger stach am Samstagabend in der Station Leytonstone im Osten der britischen Hauptstadt auf zwei Menschen ein und verletzte einen Mann schwer. Der Angreifer wurde festgenommen. Der Vorfall ereignete sich zwei Tage nach den ersten britischen Luftangriffen gegen die Dschihadistenorganisation Islamischer Staat (IS) in Syrien.
Nach Polizeiangaben erlitt ein 56-jähriger Mann bei dem Angriff am Samstagabend schwere, aber keine lebensbedrohlichen Verletzungen. Ein weiterer Mann wurde leicht verletzt, eine Frau bedroht, aber nicht verletzt. Während der Attacke setzten einige Passanten ihren Weg fort, andere rannten davon, wie Videoaufnahmen zeigten.
Der Angreifer wurde von Polizisten überwältigt. Der 29-Jährige wurde in Gewahrsam genommen und am Sonntag zum Vorwurf des versuchten Mordes verhört, wie die Polizei mitteilte. Eine Wohnung im Osten Londons wurde im Zusammenhang mit dem Angriff durchsucht.

Der Sender Sky News berichtete unter Berufung auf Augenzeugen, der Angreifer habe offenbar gerufen: "Das hier ist für Syrien." Die Polizei konnte dies nicht bestätigen. Auch auf den Amateuraufnahmen von dem Vorfall sind die Worte nicht zu hören. Gleichwohl geht die Polizei von einem "terroristischen" Hintergrund aus. "Wir behandeln dies als terroristischen Vorfall", erklärte der Chef der Antiterror-Polizei, Richard Walton. Er rief die Bevölkerung auf, "ruhig zu bleiben, aber wachsam zu sein".
Auf den Amateurvideos, die im Internet veröffentlicht wurden, waren Blutspuren in der U-Bahn-Station zu sehen. Ein Polizist rief "Lassen Sie das Messer fallen" und feuerte mit einer Elektroschockpistole auf den Angreifer. Eine andere Aufnahme zeigt, wie der Täter von Polizisten auf den Boden gedrückt wurde.

Ein Augenzeuge rief dem Angreifer währenddessen zu: "Du bist kein Muslim, Bruder." Ein Augenzeuge sagte: "Wer ist dieser Idiot?" Später verbreitete sich im Kurzbotschaftendienst Twitter der Hashtag #YouAintNoMuslimBruv (Du bist kein Muslim, Bruder), unter dem die Menschen auf den Angriff reagierten.

Das britische Parlament hatte Mitte der Woche grünes Licht für eine Beteiligung Großbritanniens an den Luftangriffen gegen den IS in Syrien gegeben. Bereits am Donnerstagmorgen flog die britische Luftwaffe erste Angriffe.

Premierminister David Cameron hatte bereits seit längerem Luftangriffe in Syrien angestrebt, jedoch keine Mehrheit dafür hinter sich bringen können. Nach den Anschlägen von Paris am 13. November, bei denen islamistische Attentäter 130 Menschen töteten, änderte sich aber die Stimmung auch im Königreich. In Großbritannien gilt seit August 2014 die zweithöchste von fünf Terrorwarnstufen. Dies bedeutet, dass ein Anschlag als sehr wahrscheinlich gilt.

Vor der Messerattacke hatte der britische Verteidigungsminister Michael Fallon gesagt, die Angriffe gegen den IS würden "die Straßen Großbritanniens sicherer" machen. Sie würden diejenigen treffen, die Anschläge "auf unser Volk und unsere Verbündeten vorbereiten".

Syriens Machthaber Baschar al-Assad verurteilte hingegen den britischen Militäreinsatz in seinem Land. Die Luftangriffe seien "schädlich und illegal" und würden den Terrorismus sogar noch befördern, sagte Assad der britischen Zeitung "The Sunday Times". Ein Sieg über den IS sei nur in "Zusammenarbeit mit den Truppen vor Ort" und mit der Unterstützung von Regierung und Öffentlichkeit in Syrien möglich.

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