Mercedes CLS feiert Weltpremiere in LA

  30 November 2017    Gelesen: 1715
Mercedes CLS feiert Weltpremiere in LA
Wo, wenn nicht auf der Automesse in Los Angeles könnte ein Luxus-Coupé wie der Mercedes CLS seine Weltpremiere feiern? Nun, zum Beispiel in den Hollywood-Studios. Und tatsächlich hat der neue Stern das Zeug zum Star, wie eine erste Begegnung nahelegt.

Das Licht der Welt erblickte der Mercedes CLS im Jahr 2004. Seinerzeit zeichnete der US-amerikanische Automobildesigner Michael Fink für die Linien des CLS 219 verantwortlich und erschuf eine Mischung aus sportlichem Coupé und praktischer Limousine. Die Kombination führte auch dazu, dass es den luxuriösen Dynamiker nur als Viertürer gibt. Im Jahr 2011 fand die zweite Generation den Weg zu den Händlern. Wenige Monate später wurde ihm der Shooting Brake an die Seite gestellt. Eines der wenigen Autos aus Stuttgart, das die Herzen der Käufer wohl nie so richtig erwärmen konnte. In Zukunft wird es den aber nicht mehr geben. Was schade ist, denn das Kombi-Coupé hat so einige Vorteile. Doch wir schweifen ab.

Auf das Wesentliche reduziert

Am Vorabend der Automesse in Los Angeles steht nämlich der neue CLS im Fokus der Besucher der Smashbox Studios in Culver City. Und ganz ehrlich: Viel ist von dem, was Fink in den Wagen gezeichnet hat, ist nicht geblieben. Chefdesigner Gorden Wagener hat das Coupé ganz in seine Designsprache gezwungen und das tut dem Schwaben wahrlich gut. Die Falze im Blech wurden sichtlich reduziert, die Seitenscheiben gefühlt noch einen Tick schmaler und das Kabine für die Insassen duckt sich noch tiefer.

Dafür strecken sich Heck und Front weit in die ihr zugedachten Richtungen und paaren Sportlichkeit mit einer gehörigen Portion Eleganz. Wagener selbst spricht gar von einer "erotischen Schönheit" mit "emotionaler Aufladung". Das ist vielleicht ein bisschen dick aufgetragen, aber zwei Winkelzüge hat der Design-Chef an der Front vollführt, um sie noch länger wirken zu lassen. Zum einen zitiert er mit der Form des Kühlergrills den AMG GT, zum anderen verlängert er mit der sogenannten Haifischnase die Motorhaube deutlich. Bei den Scheinwerfern setzt Mercedes optisch nicht nur auf ein "Predatort"-Antlitz, sondern auch auf LED-Technik und lässt die Designer mit einer sogenannten "Edgelight-Hinterleuchtung" eine kristalline Optik schaffen.

Interessant ist auch das Heck. Die stark ausgeformten Radhäuser des Vorgängers haben ausgedient und Wagner streckt es unterhalb der Abrisskante des Heckdeckels, zieht die Schürze darüber hinaus und schafft so eine enorme Spannung. Aber nicht nur das: Mit einer Länge von 4,99 Meter überragt der CLS seinen Plattformspender die E-Klasse immerhin um sechs Zentimeter. Doch trotz seiner schnittigen Figur liegt der cW-Wert, also der Strömungswiderstandkoeffizent, mit 0,26 um 0,03 über dem der E-Klasse. Dass das so ist, ist dem Design geschuldet. Die schicke Hülle sorgte nämlich gerade bei Entwicklungschef Michael Kelz für einiges Kopfzerbrechen. Um den Sportler mit dem schicken Heck nämlich am Boden zu halten, musste einiges am Unterboden und an der Dämpferabstimmung getan werden. "Dafür", so Kelz, "fährt er sich jetzt gerade mit den potenten Sechszylindern ganz hervorragend".

Zum Start mit Reihen-Sechszylinder

Apropos Sechszylinder: Befeuert wird der scharfe Schwabe zum Marktstart im kommenden Jahr von drei nagelneuen Reihen-Sechszylinder-Motoren. Darunter zwei Diesel mit 286 PS und 600 Newtonmeter maximalen Drehmoment sowie mit 340 PS und 700 Newtonmeter. Abseits eines AMG dürfte für Sportfreunde der Benziner mit 48-Volt-Bordnetz und 367 PS interessant sein. Während de Überflieger regulär 500 Newtonmeter zur Verfügung stellt, kann er im EQ Boost für einen kurzen Moment 250 Newtonmeter und 22 PS zusätzlich zur Verfügung stellen.

Was das mit Blick auf die Leistungsdaten im Sprint bedeutet kann, an dieser Stelle noch nicht gesagt werden. Warum? Weil Mercedes sie noch nicht verraten hat. Und weil das so ist, gucken wir uns schnell noch den im CLS zu erwartenden Vierzylinder an. Hier werden wahrscheinlich 299 PS und 400 Newtonmeter das Coupé beflügeln. V8-Triebwerke wird es erst in den AMG-Modellen geben, dann auch wieder mit Panamericana-Grill.

Licht, wohin das Auge blickt

Unabhängig von der Motorisierung kann das Wageninnere in 64 Farben illuminiert werden. Das gibt es schon? Stimmt, aber dass jetzt auch die Lüftungsdüsen von innen beleuchtet sind, ist neu. Wird die Temperatur über die Klimaanlage gewechselt, ändert sich die Beleuchtung der Lüftungsdüsen. Strömt es warm, werden sie rot, wird es kalt, leuchten sie blau. Braucht man nicht? Nein, sieht aber schick aus. Noch dazu, wenn man das Farbspiel aus den exklusiv für die Baureihe gefertigten Sitzen betrachtet. Und noch etwas ist beachtenswert: Die äußeren Plätze im Fond gleichen den Vordersitzen. Das schafft zum einen einen sportlichen Einzelsitzcharakter, zum anderen kann man Kindern suggerieren, dass sie ja wie der Pilot sitzen. Allerdings ist der Platz, wie in einem Coupé üblich, auf der hinteren Reihe nicht gerade üppig. Obgleich der Radstand mit 2,94 Meter dem der E-Klasse gleicht.

Dabei gilt das CLS Coupé erstmals als Fünfsitzer. Die Rückenlehnen im Fond können übrigens auf Wunsch im Verhältnis 40/20/40 umgelegt werden. Wer abseits dieser Raumerweiterung Gepäck in den Kofferraum laden will, hat dafür 520 Liter zur Verfügung. Das sollte auch für die nächste Urlaubsreise taugen.

Im Langlauf zur Wellness-Flunder

Die kann im Übrigen ganz entspannt angegangen werden. Zumindest wenn die optionale "Energizing Komfortsteuerung" gebucht wurde. Mit ihr werden verschiedene Komfortsysteme im Fahrzeug vernetzt: Klimaanlage, Beduftung, Massagefunktion der Sitze, Licht- und Musikstimmung werden zu einem großen Wellness-Paket verpackt, das sich in sechs Programme unterteilt: Frische, Wärme, Vitalität, Freude, Behaglichkeit oder Training. Wobei Letztgenanntes auf Wunsch für Muskelentspannung, Muskelaktivierung oder Balance sorgen soll. Wie das letztlich wirkt, konnte bei der ersten Sitzprobe noch nicht getestet werden. Zu kurz war die Zeit, in der man auf den Polstern der Ausstellungsstücke Platz nehmen konnte. Eins kann aber bereits jetzt gesagt werden: Es sitzt sich ganz famos auf dem neuen Gestühl.

Klar, das Beschriebene gibt es auch in der neuen S-Klasse. Nur dass es da nicht in einer so dynamischen Hülle ruht. Insofern schließt der CLS in vielen Punkten zum Sternenkreuzer auf. Insofern verwundert es nicht, dass in der Optionsliste auch eine ganze Armada von Assistenten zu finden ist, die bereits das Mutterschiff in Richtung autonomes Fahren treiben sollen. Insofern kann auch das Coupé selbständig Lenken, Bremsen - auch an Kreuzungen -, Hindernissen ausweichen, die Spur und den Abstand halten. Dank der Einbeziehung von Navigationsdaten kann die Elektronik vor und in Kurven die Geschwindigkeit reduzieren oder einfach nur anpassen. Das funktioniert natürlich auch im Kreisverkehr. Verbessert wurde laut Mercedes auch der Aktive Spurwechsel-Assistent, der jetzt noch sensibler arbeitet. Wie bereits bei der S-Klasse erfolgt die Steuerung aller Assistenten jetzt über das Lenkrad.

Dynamik ist versprochen

Natürlich kann der Fahrer den CLS auch selbständig bewegen. Das sollte bereits in der Serienausstattung mit dem Komfort-Stahlfahrwerk recht dynamisch gehen, denn Mercedes verspricht hier eine sportliche Grundabstimmung. Darüber hinaus gibt es natürlich das Fahrwerk mit "Dynamic Body Control", was nichts anderes heißt, als dass während der Fahrt eine kontinuierliche Verstelldämpfung an Vorder- und Hinterachse stattfindet. Und wer richtig mondän über den Asphalt gleiten möchte, entscheidet sich für die Luftfederung mit regelbaren und adaptiven Dämpfern. "Allerdings haben wir die Dämpferrate noch mal deutlich sportlicher gemacht", erklärt Kelz. "Dort wo die E-Klasse sanft ausfedert, geht der CLS straff in die Knie. Ohne dabei aber etwas von seinem Komfort vermissen zu lassen."

Das alles gibt es natürlich nicht zum Nulltarif. Was die Stuttgarter für den CLS aufrufen, wurde in Los Angeles noch nicht verraten. Wenigstens aber so viel, dass der Marktstart für März kommenden Jahres vorgesehen ist und dass das europäische Publikum den schicken Gleiter erstmals auf dem Autosalon in Genf bestaunen und besteigen kann.

Quelle: n-tv.de

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