Denn trotz des jüngsten Zinssprungs liegen die Renditen für zehnjährige US-Anleihen immer noch unter dem Niveau von 2,5 Prozent von Mitte Dezember 2016, obwohl die Fed seit damals die Leitzinsen drei Mal angehoben und im vergangenen Oktober mit dem Abbau der Bilanzsumme begonnen hat. Das zeigt, dass die Investoren die langfristigen Perspektiven für die US-Wirtschaft skeptisch einschätzen. Anleger flüchten trotz der Leitzinserhöhungen in langlaufende Staatsanleihen und drücken damit die Renditen nach unten. Daran ändert der jüngste Renditesprung kaum etwas.
Das hat gleichzeitig Auswirkungen auf die Zinskurve, also wie hoch der Zinsaufschlag für zehnjährige Anleihen gegenüber zweijährigen ist. Zwar ist er nach der jüngsten Entwicklung wieder auf 64 Basispunkte (0,64 Prozentpunkte) nach oben geklettert, aber dennoch liegt er damit in der Nähe des Zehn-Jahres-Tiefs, die Zinsstrukturkurve ist daher so flach wie seit rund zehn Jahren nicht mehr. Zur Einordnung: Wenige Tage nach Trumps Amtsantritt am 20. Januar lag der Wert noch bei rund 130 Basispunkten.
Sollte die Tendenz anhalten, weil die US-Notenbank wie angekündigt die Leitzinsen im kommenden Jahr anhebt und sich die Wirtschaft wie in der Vergangenheit danach häufig abkühlt, könnten sich Anleger noch stärker in länger laufende Staatsanleihen engagieren. Gleichzeitig sinken die langfristigen Renditen, und die Zinskurve würde sich weiter abflachen. Kommt es im Zuge dieser Entwicklung wie so oft zu einer inversen Zinskurve, bei der die kurzfristigen Zinsen über den langfristigen Renditen liegen, droht eine Rezession. Zuletzt gab es eine solche Situation in den Jahren 2007 bis 2008 vor der Finanzkrise. Nicht immer entsteht nach der Bildung einer inversen Zinskurve eine Rezession, aber die Wahrscheinlichkeit hierfür nimmt zu, und die Rezessionsgefahr könnte sich bei drei geplanten US-Leitzinsanhebungen im nächsten Jahr beschleunigen.
Welche Zinsalternativen gibt es?
Die niedrigen Zinsen für zehnjährige US-Anleihen halten auch jene für Bundesanleihen unten. Sie liegen bei lediglich 0,35 Prozent und damit auf dem gleichen Niveau, wie im Dezember 2016. Um dennoch ein paar Zinsen zu bekommen, können hiesige Anleger zehnjährige US-Anleihen kaufen, allerdings hat man dann das Währungsrisiko, weil der Dollar gegenüber dem Euro weiter fallen könnte. Anleger haben jedoch mehrere Zinsalternativen, die auch außerhalb des Dollarraums zu finden sind. "Zinsprodukte erfreuen sich derzeit großer Beliebtheit", sagt daher Manfred Schmid, Leiter der Marktsteuerung bei gettex, einer Handelsplattform für Hebelpapiere und Zertifikate.
Eine Zinsalternative sind Nachranganleihen, wie sie häufig von Banken ausgegeben werden, etwa der IKB. Hier sind Renditen im mittleren einstelligen Bereich zu erzielen. Aber auch mit Zinspapieren können überdurchschnittliche Renditen erzielt werden. "Mutige Anleger können mit Knock-out-Papieren auf den Bund-Future gehebelt an der Renditeentwicklung der zehnjährigen Bundesanleihen partizipieren", sagt Adrian Hurler, Derivate-Experte von Goldman Sachs gegenüber n-tv.de. Anleger setzen mit K.o.-Bull-Papieren auf steigende Kurse im Bund-Future und damit auf fallende Renditen. K.o.-Bear-Papiere funktionieren genau umgekehrt.
Trotz des kurzfristigen Zinsanstiegs bei zehnjährigen US-Anleihen schätzen Investoren die Perspektiven für die US-Wirtschaft so schlecht ein, wie seit fast zehn Jahren nicht mehr. Umso genauer werden Investoren auf eine mögliche weitere Abflachung der Zinsstrukturkurve achten, die eine Rezession im kommenden Jahr signalisieren könnte.
Quelle: n-tv.de
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