Jaguar XF - Kurven-Kombi auch mit Ladung

  08 Dezember 2017    Gelesen: 682
Jaguar XF - Kurven-Kombi auch mit Ladung
Weil alle Premiumhersteller einen großen Kombi im Programm haben, bringt Jaguar den XF Sportbrake jetzt in zweiter Generation zurück. Der ist schick und hat zwei neue Triebwerke. Für echte Begeisterung sorgt aber ein älteres Aggregat
Woran es liegt, dass Jaguar wieder einen Kombi als XF auspackt, ist nicht wirklich zu erklären. Allein die Tatsache, dass diese Fahrzeugvariante in Deutschland immer noch ihre Liebhaber findet, kann es nicht sein. Vielleicht will man auch einfach nur Mercedes, BMW, Volvo und Audi etwas entgegensetzen, die mit ihren Premium-Ladern gerade im Flottengeschäft recht gut unterwegs sind. Letztlich ist das aber auch egal. Fakt ist, dass der Sportbrake, so der Name des Katzen-Kombis, wirklich schick aussieht. Wie aus einem Guss kommt der britische Lader daher und wirkt dank abfallender Dachlinie und schmaler Fenstergrafik zudem noch richtig schnittig.

Auch im Innenraum kann der XF sich sehen lassen. In den höheren Ausstattungslinien wirkt er durchaus wertig, bietet seinen Passagieren vor allem in der zweiten Reihe ordentlich Platz und erfreut mit 565 Litern Kofferraumvolumen auch die Freunde üppiger Zuladung. Macht sich die Rückbank flach, sind es sogar 1700 Liter. Auch die Passagiere in der zweiten Reihe finden in dem 4,95 Meter langen Briten reichlich Platz. Und der XF hat das größte Panoramadach seiner Klasse. Die Sonnenblende kann sogar per Gestensteuerung geöffnet werden. Einfach über den Kopf wirbeln und schon tut sich der Blick in die Wolken auf. Was also Raumgefühl und Zuladung betrifft, muss sich der XF Sportbrake in keinem Fall hinter den Fahrzeugen der oben genannten Hersteller verstecken.

Der muss sich nicht verstecken

Verstecken muss sich auch das Angebot der Motoren nicht. Fünf Triebwerke stehen zur Wahl, darunter zwei ganz neue Vierzylinder-Triebwerke mit einem Hubraum von 2,0 Litern. Der eine ein Diesel mit 240 PS, der andere ein Benziner, der 250 PS leistet. Das lässt einiges erwarten, zumal eine 8-Gang-Wandlerautomatik in beiden Fällen die Kraft von 365 Newtonmetern beim Benziner und 500 Newtonmetern beim Diesel auf Wunsch und für knappe 2000 Euro Aufpreis auch an alle vier Räder verteilt.

Nun sind die reinen Datenblattwerte das eine, die realistische Umsetzung das andere. Werfen wir zunächst einen Blick auf den Benziner. Die Fahrzeuge der Raubkatzen-Marke sind bekannt dafür, dass sie besonders dynamisch unterwegs sind. Das hat den Vorteil, dass sie vor allem sportorientierte Fahrer in die straffen Polster lockt. Die allerdings könnten von dem Vierzylinder-Benziner etwas enttäuscht sein. Beim spontanen Tritt auf den Pin dreht das Triebwerk etwas gequält nach oben, wobei die Automatik mit kurzen Verzögerungen die Gänge durch die Gassen führt. Das hat für die Leistungsentfaltung keine Einbußen, stört nur das Gesamtbild des Dynamikers.

Warum so zögerlich?

Wer der Zögerlichkeit etwas entgegenwirken möchte, der geht bei der Wahl der Fahrmodi auf Sport. Die Drehzahlen bleiben höher und die Schaltzeiten verkürzen sich. Wirklich knackig wirkt das Ganze aber auch hier nicht. Wer der Automatik vorgreifen will, der nutzt die Schaltwippen hinter dem Lenkrad und drückt die Gänge selber rein. Letztlich sollte der Sprint aus dem Stand auf Landstraßentempo in 7,1 Sekunden abgeschlossen sein, die Spitze liegt bei 241 km/h. Überraschend hoch fiel der Verbrauch beim ersten Testlauf aus. Satte 11 Liter rauschten - zugegeben bei flotter Fahrt - durch die Schläuche. Das Datenblatt verspricht kombiniert 6,8 Liter.

Der Diesel geht hier wesentlich sparsame zur Sache. Er begnügte sich mit 7,9 Litern und kompensierte die oben angeführte Schaltschwäche des Benzinbruders durch sein höheres Drehmoment, das ab 1500 Kurbelwellenumdrehungen anliegt. Hier lässt sich die Kraft feiner dosieren, die Schaltpunkte liegen dichter beieinander und werden flüssiger nach oben und unten verteilt. Das auch ein Grund, warum der Diesel mit 6,7 Sekunden den Ampelstart gegen seinen Benzin-Kollegen gewinnt. Bei der Endgeschwindigkeit treffen sich die beiden bei 241 km/h wieder. In Sachen Verbrauch und Performance spricht also alles für den Diesel. Was die Geräuschkulisse des Motors betrifft, ist das nicht zwingend so. Aus dem Bassbereich knurrt der Selbstzünder laut und vernehmlich in den Innenraum.

Mit V6 ist es am schönsten

Wer den XF am Ende wirklich sportlich und halbwegs sparsam fahren will, der kommt auf ein Triebwerk zurück, das seinen Ursprung noch aus der Gemeinschaft mit Ford hat: Die Rede ist vom 3.0 Liter V6 mit 300 PS und 700 Newtonmetern maximalem Drehmoment, die ab 2000 Umdrehungen der Kurbelwelle anliegen. Auch hier verteilt eine 8-Gang-Automatik von ZF die Kraft ausschließlich an die Hinterräder. Von dort wird ordentlich angeschoben, da geht es auch mal ein bisschen quer. Wer die Drehmomentkraft etwas herausnehmen möchte, der tastet auf der Fahrmodi-Leiste in der Mittelkonsole auf "Regen und Schnee" und schon geht es ohne Kavalierstart von der Kreuzung und ums Eck. Natürlich gewinnt der V6 im Vergleich zu den Vierzylindern auch den Ampelstart: 6,1 Sekunden braucht es bis Tempo 100, 250 km/h sind in der Spitze drin.

Richtig unter Last gestellt ist aber auch der große Diesel kein Sparwunder. Mit 11,2 Litern liegt er auf dem Niveau des Benziners, kann aber – und das ist erfreulich – mit leichtem Gasfuß auch unter 9,0 Liter geschmeichelt werden. Aber allen Modellen eigen ist ein hervorragendes Fahrwerk und eine wunderbar direkte, bisweilen sehr enge Lenkung, die es zulässt, den Briten bei einem Radstand von 2,96 Meter entsprechend schnell durch sehr enge Kurven zu schicken. Ein Umstand, der richtig Spaß macht.

Kein Weichei

Es soll aber nicht unerwähnt bleiben, dass die große Raubkatze entsprechend ihrer sportlichen Ausrichtung kein Weichei ist. Will sagen, dass die Dämpfer so abgestimmt sind, dass sie Bodenunebenheiten durchaus schlucken, aber nicht völlig ausfedern. Noch etwas: Wie bei der Mercedes-E-Klasse T-Modell gibt es auch beim XF Sportbrake eine Niveauregulierung an der Hinterachse, die bei hoher Zuladung oder entsprechender Anhängelast für ein ausgewogenes Fahrverhalten sorgt. Doch wie man die Großkatze auch fährt, der Geist des Sports schwingt in einem XF immer mit.

Doch nochmal, den größten Spaß macht das in Kombination mit dem V6-Diesel. Nun ist es leicht, sich für das teuerste der drei Modelle auszusprechen, wenn man es nicht kaufen muss. Während nämlich der Benziner als 25t mit Heckantrieb bei 51.060 Euro startet, gibt es den Diesel als 20d bereits ab 47.660 Euro. Ein durchaus besser ausgestatteter V6 schlägt bereits mit 67.660 Euro zu Buche. Wer also aufs Geld guckt, ist mit den Vierzylindern deutlich besser beraten. Aber Achtung! Die oben angegebenen Preise beziehen sich auf die Ausstattungslinie Pure. Wie der Name schon sagt: Wer Wert auf das breite Arsenal an Sicherheitssystemen legt, wie Spurhalteassistent, Querverkehrswarner, Notbremsassistent, 360-Grad-Einparkhilfe, Adaptive Geschwindigkeitsregulierung, 4-Zonen-Klimaautomatik oder Head-up-Display, muss zusätzlich 9000 Euro einplanen.

Quelle: n-tv.de

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