Wird Bitcoin das neue Gold?

  08 Dezember 2017    Gelesen: 879
Wird Bitcoin das neue Gold?
Während der Goldpreis auf einem Vier-Monats-Tief verharrt, geht es für Bitcoin nach oben. Doch die Rücksetzer zeigen, dass das Risiko bleibt.
Der Höhenflug des Bitcoin scheint unaufhaltsam, und alle Warnungen und Bedenken verhallen ungehört. Daran ändern auch zwischenzeitliche Einbrüche nichts. Der Bitcoin hat eine feste Anhängerschaft, mittlerweile zieht er auch zahlreiche Spekulanten an. In vielen Facetten erinnert die Kursexplosion daher an den Neuen Markt, als Anleger Aktien kauften, ohne zu verstehen, wo Chancen und Risiken lagen.

Der Bitcoin schüttet keine Dividende aus, er ist als Zahlungsmittel weder getestet noch in der Breite geeignet. Er wird häufig aus einem einzigen Grund gekauft - weil er steigt und Anleger glauben, ihn später teurer wieder verkaufen zu können.

Dieses Spiel kann noch eine Zeitlang gutgehen, doch am Neuen Markt konnte man bereits sehen, was passiert, wenn plötzlich viele Anleger verkaufen wollen und sich dann regelrecht durch ein Nadelöhr zwängen. Der Ausstieg ist weitaus komplexer als der Einstieg, das sollten alle Spekulanten im Hinterkopf haben.

Auch der Bitcoin hat Konkurrenz, auch er wird keine Einbahnstraße für Kursgewinne sein. Eine Währung ist er gegenwärtig sicher auch nicht, vielmehr ein spannendes Spekulationsobjekt, das durch den geplanten Future weiteres Feuer bekommt. So will die Chicagoer Derivatebörse CBOE am Wochenende den Handel mit Bitcoin-Futures, also standardisierten Terminkontrakten, aufnehmen, gut eine Woche später folgt der Wettbewerber CME.

Hoher Stromverbrauch

Der Börsenwert von Bitcoin ist auf nunmehr 285Milliarden Dollar nach oben geschossen und nähert sich damit dem des weltgrößten Einzelhändlers Wal-Markt (288,2 Milliarden Dollar), des zwölfgrößten Unternehmens aus dem S&P 500. "Die Stimmung für Bitcoin und viele andere Kryptowährungen ist aktuell überschwänglich, wahrscheinlich zu überschwänglich", sagt Carlo Alberto De Casa, Chef-Analyst beim englischen Broker ActivTrades gegenüber n-tv.de. Zudem gibt de Casa zu bedenken, dass es immer schwieriger geworden sei, Bitcoins zu schürfen, weil der damit einhergehende Stromverbrauch deutlich angestiegen ist und entsprechend hohe Kosten verursache. Im kommenden Jahr dürften De Casa zufolge zudem regulatorische Maßnahmen und weitere Aktivitäten auf dem Bitcoin-Derivatemarkt zu erwarten sein, nachdem die CME und CBEO erste Futures auf Bitcoins angekündigt hatten, was für etwas mehr Ordnung am Markt sorgen könnte.

Weil für das Schürfen ("Minen") eine immer größere Rechenleistung und damit immer mehr Strom benötigt wird, schießt dessen Verbrauch nach oben. Laut dem Bitcoin Energy Consumption Index beläuft sich der weltweite Stromverbrauch fürs Minen aktuell aufs Jahr hochgerechnet auf 32,36 Terawattstunden (TWH), oder 32,36 Millionen Megawattstunden (MWh). Das entspricht dem Stromverbrauch von 2,4 Millionen Amerikanern.

Damit konsumiert das Schürfen von Bitcoins 0,14 Prozent der weltweiten Stromproduktion. Das ist auf den ersten Blick nicht viel, allerdings soll der Wert in den nächsten Jahren weiter rasant steigen. Demnach würde das Minen laut Schätzungen bereits im Frühjahr 2019 rund 10 Prozent des Stromangebots ausmachen und in den Folgejahren quasi exponentiell zulegen. Das dürfte für stark steigende Strompreise sorgen.

Wie sieht der Stromverbrauch für Bitcoin im Vergleich zu dem bei der Förderung von Gold aus? Laut einem Beitrag der EU-Kommission werden bei der Produktion von einer Tonne Gold knapp 200.000 Gigajoule (GJ, 55.555,56 MWh) Energie und 260.000 Tonnen Wasser konsumiert. Bei Gold wird vor allem eine Menge Diesel für den Transport benötigt. Bei einer weltweiten Goldförderung von 3100 Tonnen für 2016 entspricht das einem Energieverbrauch von 172,2 Mio. MWh. Damit wird derzeit noch deutlich mehr Energie für die Förderung von Gold verbraucht, allerdings dürfte der Bitcoin-Anteil in den nächsten Jahren kräftiger steigen.

Lockere Geldpolitik

In dem Umfeld greifen viele zu Aktien der Bitcoin Group. Sie bezeichnet sich als Beteiligungsfirma "mit Schwerpunkt auf innovativen und disruptiven Geschäftsmodellen und Technologien aus den Bereichen Cryptocurrency und Blockchain. Die Bitcoin Group hält 100 Prozent der Anteile an der Bitcoin Deutschland AG, die Deutschlands einzigen regulierten Marktplatz für die digitale Währung Bitcoin unter Bitcoin.de betreibt." "Mit Nachfrage um die Kryptowährung ist der Börsenwert der Bitcoin Group auf rund 400 Millionen Euro nach oben geschossen. Allerdings ist das Handelsvolumen zuletzt etwas gesunken", sagt Manuel Suckart vom Onlinebroker Degiro.

Ob der stark steigende Stromverbrauch den Höhenflug der Kryptowährung kurzfristig bremsen kann? Bitcoin spiegelt derzeit vor allem den Wertverlust des Dollar wider. Während die US-Geldmenge seit Jahresanfang um rund 300 Milliarden auf 3,63 Billionen Dollar gestiegen ist, ist der Börsenwert von Bitcoin um mehr als 240 Milliarden Dollar geklettert. Durch die lockere Geldpolitik der US-Notenbank verliert der Dollar an Wert. Vor diesem Hintergrund könnte Bitcoin Gold als Inflationsschutz ablösen, auch wenn die Kursentwicklung wesentlich volatiler ist Wert. Daher ist kaum absehbar, wann die Hausse bei Bitcoin enden könnte. Rückschläge drohen aber jederzeit.

Quelle: n-tv.de

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