Vor der Tat soll Amri zudem direkten persönlichen Kontakt zu Abu Walaa gehabt haben, heißt es in den zitierten LKA-Dokumenten weiter. Der Tunesier sei über Weihnachten 2015 von dem islamistischen Prediger zu einer "dreißigminütigen Privataudienz" empfangen worden und habe eine "exklusive Beziehung" zu Abu Walaa gehabt. In einem Vermerk des NRW-Landeskriminalamts heißt es dazu laut "Berliner Morgenpost": "Aus heutiger Sicht kann es sich hier mit hoher Wahrscheinlichkeit nur um die 'religiöse' Legitimierung von Anschlägen gehandelt haben."
Neben Abu Walaa würden in den Dokumenten auch zwei weitere Mitglieder des Islamisten- Netzwerks erwähnt, die "mit hoher Wahrscheinlichkeit" dazu beigetragen hätten, dass Amris "dschihadistischen Überzeugungen" in konkrete Anschlagspläne mündeten. Die zitierten LKA-Dokumente datieren laut ARD und "Berliner Morgenpost" auf den April dieses Jahres. Ob die Bundesanwaltschaft aufgrund dieser Erkenntnisse auch wegen des Verdachts zur Anstiftung zum Berliner Anschlag gegen die Abu-Walaa-Zelle ermittelt, sei nicht bekannt.
Wende im Prozess gegen Abu Walaa?
Der 33-jährige Abu Walaa und vier weitere mutmaßliche Top-Islamisten müssen sich seit Ende September wegen Unterstützung und Mitgliedschaft in der IS-Terrormiliz vor dem Oberlandesgericht Celle verantworten. Gemeinsam mit seinen Mitangeklagten soll Abu Walaa junge Menschen radikalisiert und in die IS-Kampfgebiete geschickt haben. Hauptbelastungszeuge ist ein 23-jähriger Deutschtürke, der als Jugendlicher in islamistische Kreise geriet und nach seiner Schilderung mit Hilfe des Predigers nach Syrien ausreiste.
Der Ausgang des Prozesses hängt zu einem großen Teil von der Glaubwürdigkeit des jungen Mannes ab, der sich mittlerweile in einem Zeugenschutzprogramm befindet. Ihm zufolge sei "Sheikh Abu Walaa" der einzige Prediger in Deutschland gewesen, der die Ausreise zum IS unterstützt habe - und habe deshalb bei IS-Verantwortlichen in Syrien ein hohes Ansehen genossen.
Quelle: n-tv.de
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