Der ICE habe schon aus Hamburg nicht losfahren können, hieß es. Die gleiche Verbindung war bereits zu Wochenbeginn ausgefallen, weil der Zug als Folge einer Verspätung am Vortag nicht abfahrbereit am Bahnhof gestanden hatte.
Einem Bericht der "Süddeutschen Zeitung" zufolge geht die jüngste Pannenserie auf bislang ungelöste technische Probleme auf der Schnellfahrstrecke zurück. Die Bahn habe "insgesamt fünf der eigens für die Neubautrasse ausgerüsteten ICE" kurzfristig aus dem Verkehr ziehen müssen, heißt es unter Berufung auf Bahn-Insider. Es herrsche eine "angespannte Betriebslage".
Der Zughersteller Alstom habe bereits ein Team aus Spezialisten entsandt, um bei der Suche nach der Fehlerquelle in der Zugtechnik zu helfen. Alstom hatte dem SZ-Bericht zufolge die für die neue Schnellfahrstrecke vorgesehenen Züge für das "European Train Control System" (ETCS) aufgerüstet. Das System dient der automatischen Streckenüberwachung und kann Züge, die die vorgesehene Geschwindigkeit überschreiten oder auf dem falschen Gleis unterwegs sind, stoppen. Die speziell aufgerüsteten ICEs würden durch die neue europäische Zugbeeinflussung jedoch regelrecht ausgebremst, heißt es.
Die Deutsche Bahn wollte sich zu dem Bericht zunächst nicht äußern. Die neue Schnellstrecke hatte die Bahn erst am vergangenen Freitag im Beisein von Bundeskanzlerin Angela Merkel feierlich eingeweiht. Doch schon bei der Sonderfahrt am Freitag, aber auch während der ersten regulären Fahrten am Wochenende war es zu Pannen und Verzögerungen gekommen. Viel peinlicher habe der offizielle Betrieb auf der Trasse kaum starten können, zitiert die SZ einen Bahn-Aufsichtsrat.
Wie eine Bahnsprecherin mitteilte, gab es auf der neuen Schnellstrecke zunächst "verschiedene Störungen", die erhebliche Verspätungen nach sich zogen. Ein Grund dafür seien "technische Störungen bei einzelnen Fahrzeugen" gewesen. Die Bahn arbeite mit den Herstellern an den Ursachen, fügte die Sprecherin hinzu.
Kunden der Bahn sehen die Zugausfälle auf der neuen Prestigestrecke zwischen Berlin und München mit wachsendem Ärger. Auf der Strecke fahren seit Sonntag regulär Züge, pünktlich zur Umstellung auf den Winterfahrplan der Bahn. Auf der neuen Verbindung von der Spree bis an die Isar sollten die Züge laut Fahrplan eigentlich nur noch vier bis viereinhalb Stunden statt wie bisher sechs Stunden benötigen. Aufgrund der technischen Schwierigkeiten schrumpft der Zeitvorteil zusammen - wenn der ICE überhaupt zur Fahrt antreten kann.
Angesichts der zahlreichen Pannen nach Fahrplanumstellung beklagte der Fahrgastverband Pro Bahn eine unzureichende Fahrgastinformation bei Störungsfällen. Was da "abgeliefert wird, ist absolut unbefriedigend", sagte der Ehrenvorsitzende des Verbands, Karl-Peter Naumann, im Bayerischen Rundfunk. Er warf der Bahn vor, nicht genügend Personal vorzuhalten, das im Störungsfall eingreifen und informieren könne.
Es nütze nichts, "wenn jemand, der gleichzeitig im Stellwerk mit der Organisation des Schienenverkehrs beschäftigt ist, auch noch die Information geben muss", sagte Naumann. Dafür habe er im Störungsfall gar keine Zeit. Die neuen ICE-Züge kritisierte Naumann ebenfalls, sie seien zu sehr mit Elektronik vollgestopft und nicht alltagstauglich. Hier liefere die Industrie nicht das, was eigentlich gebraucht werde.
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