Zuvor hatte das Team des US-Präsidenten dem Sonderermittler Rechtsverstöße vorgeworfen. Mueller sei bei seinen Ermittlungen zur Russlandaffäre gesetzwidrig in den Besitz Zehntausender E-Mails von Trumps Übergangsteam gelangt, erklärte ein Rechtsberater des Teams. Mueller weist das zurück: Er sei auf legalem Weg an die E-Mails gekommen, ließ er über seinen Sprecher mitteilen.
Beobachter werteten die Vorwürfe gegen Mueller als weiteren Versuch, Zweifel an der Glaubwürdigkeit und Unparteilichkeit des früheren FBI-Chefs zu säen. In Washington halten sich hartnäckig Spekulationen, die US-Regierung bereite Muellers Entlassung vor.
"Ziemlich traurig"
Trump hatte das Wochenende in Camp David verbracht und kehrte am Sonntag ins Weiße Haus zurück. Bei seiner Ankunft fragten ihn Journalisten, ob er glaube, Mueller sei illegal an die E-Mails gelangt. "Es sieht nicht gut aus. Es ist ziemlich traurig, das zu sehen. Meine Leute waren sehr verärgert", sagte Trump. "Ich kann mir ehrlich nicht vorstellen, dass darin irgendetwas zu finden ist. Denn, wie wir bereits gesagt haben, es gibt keine Zusammenarbeit." Auch "viele Anwälte" würden die Sache als "ziemlich traurig" bezeichnen.
Mueller untersucht derzeit, ob Trumps Team vor Amtsantritt des Präsidenten illegal mit Moskau kooperierte und ob der US-Präsident später versuchte, die Ermittlungen zu den Russland-Kontakten zu behindern. Trump hat den Vorwurf einer heimlichen Zusammenarbeit mit Moskau wiederholt zurückgewiesen.
Muellers Ermittlungen führten bereits zur formellen Beschuldigung von Trumps ehemaligem Nationalen Sicherheitsberater Michael Flynn. Dieser hatte sich Anfang Dezember vor Gericht schuldig bekannt, über seine Russland-Kontakte nicht die Wahrheit gesagt zu haben.
Ein Sonderermittler genießt im US-Justizsystem große Unabhängigkeit und umfassende Ermittlungsvollmachten. Entlassen werden kann er nur dann, wenn er sich schwerer Fehler schuldig macht oder wenn ihm ein Interessenkonflikt nachgewiesen werden kann. Trump könnte Mueller zudem nicht selbst feuern: Er könnte das Justizministerium lediglich anweisen, das zu tun.
spiegel.de
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