Natürlich sind 292 Millionen US-Dollar nur die erste Tranche, auf die weitere Überweisungen folgen werden – im Gesamtwert von 1,12 Milliarden Dollar, schreibt der Experte Alexej Kuprijanow auf der Webseite iz.ru. „Für das kleine Sri Lanka ist das ein wahrer Goldregen, für das reiche China – relativ wenig Geld. Für diese Summe mietet China einen Tiefseehafen – wie einst Großbritannien Hongkong – an der Kreuzung der globalen Handelswege über den Indischen Ozean“, so der Experte.
Laut indischen Alarmisten aus politischen und militärischen Kreisen zieht China die „Perlenkette“ am Hals Indiens immer enger – ein Netz von Militärstützpunkten, die die indische Küste umfassen und Indien in eine ungünstige geopolitische Lage setzen werden. China behauptet seinerseits, dass seine Projekte ausschließlich friedlich seien und nur ein ungehindertes Passieren der Frachten aus China nach Europa und von Öl aus den Golf-Staaten nach China gewährleisten sollen. In den letzten Jahren gehören dazu auch Arbeiten im Rahmen des Projektes „Ein Band, eine Straße“.
Sri Lanka findet sich in einer einmaligen Lage wieder. Einerseits liegt es an der größten Seehandelsroute Ostasien-Persischer Golf, andererseits in unmittelbarer Nähe Indiens. Für Neu-Delhi ist die Frage, wer die Häfen Sri Lankas kontrollieren wird, von sehr großer Bedeutung.
Laut der Vereinbarung wird der Hafen für 99 Jahre vermietet. China bekommt 70 Prozent der Aktien. Sri Lanka behält Souveränität über das Territorium des Hafens und gewährleistet seine Sicherheit. Die Chinesen verpflichten sich, dort keinen Militärstützpunkt einzurichten.
Neu-Delhi stimmte diesen Bedingungen schweren Herzens zu. Die Hauptfrage besteht nun darin, ob China es schaffen wird, den verlustbringenden Hafen in einen rentablen zu verwandeln. Wie die Umsetzung der chinesischen Infrastrukturprojekte in Afrika, Ost- und Südostasien zeigt, kann es das wohl schaffen – natürlich wenn es Hambantota tatsächlich für wirtschaftliche und nicht für militärische Zwecke braucht.
Indische Politiker befürchten, dass das Versprechen Chinas, keinen Militärstützpunkt einzurichten, bei Bedarf gebrochen werden kann. Beispielsweise wenn den Behörden Sri Lankas versprochen wird, ein paar Milliarden Dollar Schulden abzuschreiben. Oder einfach den Hafen als Versorgungsstelle für die chinesische Kriegsflotte zu nutzen, ohne dabei Verpflichtungen zu verletzen.
Es gibt wohl Gründe für die Befürchtungen Indiens. In den letzten Jahren baute Peking stark die Aktivitäten im Indischen Ozean aus. Chinesische Firmen bauen Häfen in Pakistan, auf den Malediven (Ende November unterzeichnete China mit den Malediven einen Vertrag über eine Freihandelszone), in Myanmar und Bangladesch, für 99 Jahre wurde ein Hafen in Darwin in Australien gemietet. Im August 2017 richtete China einen Militärstützpunkt in Dschibuti ein.
Indien hat also alle Gründe, sich Sorgen zu machen. Nicht von ungefähr sagte der Offizier und Dozent der Universität für Nationale Verteidigung, Zhao Yi, 2015 gegenüber indischen Journalisten: „Indien muss damit aufhören, den Indischen Ozean als seinen Hinterhof wahrzunehmen. Es spielt zwar eine besondere Rolle bei der Gewährleistung der Stabilität in der Region, doch es sollte sich daran erinnern, dass der Indische Ozean ein Gewässer ist, das gemäß internationalen Gesetzen für alle Länder offen ist.“
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