Kurdenführer Barzani trifft mit türkischer Geheimdienstführung in Ankara zusammen

  10 Dezember 2015    Gelesen: 912
Kurdenführer Barzani trifft mit türkischer Geheimdienstführung in Ankara zusammen
Der irakische Kurdenführer Masoud Barzani ist am Mittwoch in der Türkei zu einem Arbeitsbesuch angekommen. Angesichts türkischer Truppenverstärkungen im Nordirak und damit einhergehenden politischen Verwerfungen mit Bagdad sowie dessen Verbündeten trifft sich Barzani, ein enger Verbündeter Ankaras, mit der politischen Führung der Türkei und dem Geheimdienstchef zu Konsultationen.
Barzani wird dabei zum ersten Mal ein Treffen mit dem Nationalen Nachrichtendienst der Türkei Millî İstihbarat Teşkilâtı, MİT, absolvieren. Dabei wird der türkische Geheimdienstchef Hakan Fidan mit dem Kurdenführer Konsultationen führen.

Barzani trifft sich des Weiteren am späten Nachmittag mit dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdoğan. Anschließend soll am Abend ein Treffen mit dem türkischen Premierminister Ahmet Davutoğlu stattfinden.

Ganz oben auf der Agenda der Offiziellen wird sich die türkische Truppenverlegung in die nordirakische Militärbasis Baschika unweit von Mosul (12 Kilometer) vom 5. Dezember wiederfinden. Des Weiteren werden andere regionale Herausforderungen eruiert.

Türkische Spezialeinheiten bilden seit Ausbruch der Kämpfe gegen den IS im Irak 2014 kurdische Peshmerga aus. Zudem werden Turkmenen und sunnitische Araber von türkischen Ausbildern trainiert.

Unter Führung des ehemaligen sunnitischen Gouverneurs von Mosul, Asil el-Nudschaifi, werden in Baschika Sunniten-Kämpfer auf ihren Einsatz vorbereitet. Die Miliz trägt den Namen „el-Haschd el-Watani“ und wird weithin als sunnitisches Konkurrenzprojekt zur pro-iranischen Schiiten-Miliz „el-Haschd el-Schaabi“ angesehen.

Der Norden Iraks ist sunnitisch geprägt, ein Vormarsch schiitischer Kämpfer, die teilweise nicht minder durch ihren religiösen Fanatismus bekannt wurden wie der selbsternannte „Islamische Staat“, würde die innerislamischen Spannungen zwischen Sunniten und Schiiten erhärten. Auch wenn die pro-iranische Regierung in Bagdad die türkische Involvierung im Norden des Iraks als Vorboten zur Schaffung eines pro-türkischen „Sunnistans“ betrachtet, erscheint die Schaffung einer „Sahwa“-ähnlichen sunnitischen Anti-IS-Miliz, wie es die USA im Irak gegen al-Qaida zwischen 2005 und 2013 vormachten, zumindest aus Gründen der ganzheitlichen Partizipation aller Minderheiten gegen die Terrormiliz „Islamischer Staat“ nicht als unlogisch.

Dennoch fordert Bagdad den Abzug türkischer Truppen aus dem Irak. Im Irak halten sich, mit anderen türkischen Präsenzen zusammengerechnet, rund 3000 Soldaten aus dem Nachbarland auf. Um seinen Protest kundzutun und vermutlich auch auf Druck von Teheran, welches die Türkei als regionalen Widersacher betrachtet, hat das Parlament in Bagdad am 9. Dezember beschlossen, ein Embargo gegen türkische Exporte in den Irak zu erlassen.

„Wir sind dort, um der irakischen Regierung im Kampf gegen den IS zu helfen. Ich glaube, diese Angelegenheit wird überspitzt“, sagte der stellvertretende türkische Premierminister, Numan Kurtulmuş, am Mittwochmorgen.

Unterdessen versicherte der Pressesprecher des türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan, Ibrahim Kalin, dass „die Militärpräsenz in der Nähe von Mosul ihre Arbeit fortführen werde“. Er fügte hinzu;

„Die Hauptaufgabe ist es, die Irakis gegen den IS zu unterstützen.“

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