Obwohl der russische Winter natürlich berüchtigt ist, hat das in diesem Jahr vielmehr mit der Wirtschaftskrise zu tun. Allein in dieser Woche kündigten zwei russische Unternehmen an, ihre Angestellten in den verlängerten Winterurlaub schicken zu wollen: der größte russische Autoproduzent AvtoVAZ und die Airline Metrojet.
Verlängerte Ferien bei vielen Autoherstellern
Viele Autoproduzenten verlängern nun die Ferien ihrer Mitarbeiter, allerdings nicht, um ihnen mehr Zeit mit ihren Familien zu gönnen. Der größte russische Autohersteller AvtoVAZ, berichtete Vedomosti, wolle einige seine Mitarbeiter in Togliatti vom 18. Dezember bis zum 18. Januar in den verlängerten Neujahrsurlaub (vom 1. bis zum 10. Januar) schicken. Der Lada-Hersteller reagiere damit auf die stark gesunkene Nachfrage auf dem russischen Automarkt. In den ersten elf Monaten 2015 ist der Umsatz auf dem Automarkt im Vergleich zum Vorjahr um 34,5 Prozent eingebrochen. Bei AvtoVAZ könnte danach ab 15. Februar die 4-Tage-Woche eingeführt werden. Zunächst seien sechs Monate geplant. So sollen Massenentlassungen vermieden werden, schrieb heute der Kommersant.
Auch im Sollers-Werk in Wsewoloschsk herrscht schon Winterschlaf. Dort werden die Modelle Mondeo und Focus montiert. Die Bänder stehen bereits seit dem 18. November 2015 still und werden erst am 15. Januar 2016 wieder laufen.
Der russische Hersteller UAZ stoppt seine Produktion erst am 31. Dezember, macht aber auch erst am 1. Februar weiter. Renault verlängert die offiziellen Ferien um einige Tage und schickt seine Mitarbeiter schon am 28. Dezember in den Urlaub. Viele weitere Hersteller wie VW oder Toyata haben ihre Produktion gedrosselt und arbeiten in Einzelschichten oder verkürzten Wochen.
Auch im letzten Jahr gab es wegen der schwierigen wirtschaftlichen Lage ähnliche Maßnahmen. Bei AvtoVAZ dauerten die Ferien damals zum Beispiel vom 31. Dezember bis zum 18. Januar.
Ferien für den Urlaubsflieger
Doch es ist nicht nur die Autobranche, die so überwintert. Auch die Airline Metrojet, die eigentlich dafür sorgte, dass die Russen in den Neujahrsferien in die Wärme kamen, hat die Beschäftigten gerade in den bezahlten Urlaub geschickt.
Metrojet kommt Ihnen bekannt vor, sagen Sie? Ja, das ist die Airline, dessen Maschine im Oktober über der ägyptischen Sinai-Halbinsel abstürzte – wahrscheinlich wegen einer Bombe an Bord. Die Airline hat nun sowohl mit den Folgen des Absturzes zu kämpfen – eines Flugverbots für russische Fluggesellschaften nach Ägypten – als auch mit den kürzlich verhängten Türkei-Sanktionen. Die sehen ebenfalls eine Einschränkung des Luftverkehrs in die Türkei vor. Beides waren die Hauptreiseziele des Ferienfliegers.
Das alles fällt mit einer ohnehin schwierigen Situation für die russischen Fluggesellschaften zusammen. Der schwache Rubelkurs sorgt bereits seit einem Jahr für weniger Auslandsreisen. Das hat Transaero bereits zu spüren bekommen. Ähnliches droht nun auch Metrojet, das 1993 als Kogalymavia gegründet wurde.
Die Flüge sind eingestellt, die meisten der 343 Mitarbeiter beurlaubt. Man überarbeite über den Winter das geplante Sommerprogramm 2016, erklärte Metrojet gegenüber dem Nachrichtenportal Gazeta.ru. Ob es nach dem Winter aber ein Erwachen gibt, ist unklar. Das Unternehmen schuldet seinen Mitarbeitern rund 83 Millionen Dollar.
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