Dänen wollen ihr Recht auf Schweinefleisch verteidigen

  11 Dezember 2015    Gelesen: 3514
Dänen wollen ihr Recht auf Schweinefleisch verteidigen
In der dänischen Kommune Randers wollen Politiker garantieren, dass in den öffentlichen Einrichtungen Frikadellen und Schweinefleisch verkauft werden. Diese politische Forderung wird als Antwort auf eine „zunehmende Religiosität der Gesellschaft“ interpretiert, schreibt Politico.dk.



Scheinfleisch ist ein traditionell dänisches Gericht, weshalb es in jeder öffentlichen Einrichtung wie Kindergärten unabhängig davon serviert werden soll, welcher Religion, Kultur bzw. Nationalität die Kinder angehören. Das meint zumindest die bürgerliche Mehrheit (Linken und Dänische Volkspartei) in der Kommune Randers.
Diese Forderung belebte die alten Debatten über das Schweinefleisch auf Speisekarten der kommunalen Einrichtungen. Darüber hinaus laufen Debatten auf einer höheren Ebene – im Parlament. Bereits seit einigen Jahren werden in Kindergärten und Grundschulen kein Schweinefleisch und Schweinegerichte serviert, weil muslimische Kinder dies nicht essen.


Auf den ersten Blick betrifft das Problem nur das Essen, doch in der Tat handelt es sich um Werte, kulturelle Widersprüche und den Platz der Religion in der mondänen Welt. Der Vertreter der Volkspartei Frank Norgaard sagte der Zeitung „Politico“, dass Dänemark jetzt etwas verlieren könne, was einst als Selbstverständlichkeit galt, um eine bestimmte Gruppe zufriedenzustellen.
„Niemand will muslimische Kinder dazu zwingen, Frikadellen zu essen“, sagte Norgaard. Man sollte nur erreichen, dass Schweinefleisch auf der Speisekarte steht. Für diejenigen, die es nicht essen dürfen, soll es eine Alternative geben, beispielsweise Hühnerfleisch.
„Wir werden natürlich Respekt gegenüber der Religion zeigen, jedoch nicht zum Nachteil des guten dänischen Essens“, so Norgaard.
Die Forderung der zwei Parteien wird in dieser Woche erörtert, der endgültige Beschluss soll vom Stadtrat noch in diesem Dezember getroffen werden.
„Wir haben von Eltern gehört, die sich nicht wagen, mit denjenigen zu streiten, die gegen Schweinefleisch sind, weil sie Angst davor haben, dass dies ihre Kinder negativ beeinflussen wird“, so Norgaard.
Der Integrationssprecher der Konservativen, Naser Khader, teilte der Zeitung mit, dass die Frage hinsichtlich der Speisekarte zum Kompetenzbereich der Stadträte jeder einzelnen Kommune gehöre, verstehe jedoch die Gründe der Unzufriedenheit in Randers.


„Man sollte versuchen, es so zu machen, dass der Respekt der Mehrheit gegenüber der Minderheit nicht stört. Wir haben gesehen, dass viele Einrichtungen nur Halal-Fleisch anbieten, doch es gibt auch Kinder aus Familien, die gegen Halal sind“.
„Zum Beispiel ein Gebetsraum im Polizeirevier in Aarhus. Ich war in 20 von 22 arabischen Ländern, in keinem Polizeirevier gab es Gebetsräume. Wozu gibt es sie in Dänemark? Das ist schon zu viel. Man kann sich zur eigenen Religion auch privat bekennen.“
Randers könnte eine der ersten Kommunen werden, die politische Forderungen wegen des Schweinefleisches erheben. Zuvor war in Hvidovre beschlossen worden, dass die ausländische Essenskultur ein Zusatz zur dänischen Kultur, jedoch kein Ersatz dafür werden kann.


Der Vizebürgermeister und Vertreter der dänischen Volkspartei Mikkel Dencker äußerte, dass muslimische Kinder einfach mehr Beilagen essen können und man kein alternatives Halal-Fleisch anbieten sollte.


Laut Imam Naveed Baig vom „Dänischen Islam-Zentrum“ können die Kommunen eine politische Anerkennung von Schweinefleisch fordern, sieht diesen Vorschlag aber als „schlüpfrigen Weg“.
Der Kopenhagener Matin Skriver, der wegen Berichten über seine vergebliche Suche nach einem Kindergarten für sein Kind, in dem Schweinefleisch angeboten wird, bekannt wurde, ist der Ansicht, dass die Nachrichten aus Randers ein Syndrom der zunehmenden Religiosität sei.
„Es liegt auf der Hand, dass die Notwendigkeit aufgetaucht ist, auf Schweinefleisch zu beharren“, so Skriver.



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