Anschlagsgefahr in Genf: Polizei sucht nach Islamisten

  11 Dezember 2015    Gelesen: 647
Anschlagsgefahr in Genf: Polizei sucht nach Islamisten
Wegen einer "konkreten" Anschlagsgefahr ist in Genf die Alarmstufe erhöht worden: Vier Verdächtige mit Verbindungen zur Dschihadistenmiliz Islamischer Staat (IS) würden von der Polizei gesucht, sagte ein Sicherheitsmann der UNO, die in der schweizerischen Stadt ihren Europasitz hat, der Nachrichtenagentur AFP. Die Schweizer Sicherheitsbehörden verstärkten das Polizeiaufgebot an wichtigen Orten wie dem Flughafen.
"Wir sind von einer vagen Gefährdung zu einer konkreten Gefährdung gekommen", sagte die Sprecherin der Genfer Sicherheitsbehörden, Emmanuelle Lo Verso, im Schweizer Radio. Die Schweizer Bundesanwaltschaft erklärte am Donnerstag, sie habe am Mittwoch ein Ermittlungsverfahren wegen einer "terroristischen Bedrohung in der Region Genf" eröffnet. Den Verdächtigen werde die Unterstützung verbotener Gruppen wie des IS und des Terrornetzwerks Al-Kaida vorgeworfen.

Die Ermittlungen stehen nach Angaben der Behörden "im Kontext der Ermittlungen nach den Pariser Anschlägen" vom 13. November, zu denen sich der IS bekannt hatte. Von mehreren Quellen hieß es allerdings, es gebe offenbar keine direkte Verbindung zwischen der Fahndung und den Pariser Anschlägen.
Die Zeitung "Le Matin" veröffentlichte ein Foto der vier Verdächtigen, das der schweizerischen Polizei von den US-Behörden übermittelt worden sein soll. Darauf sind vier anscheinend junge Männer mit dunklen Bärten zu sehen. Sie heben wie bei IS-Kämpfern üblich den Zeigefinger. Die Augenpartie der Männer wurde von der Zeitung durch schwarze Balken unkenntlich gemacht.
Nach Angaben des UN-Sicherheitsmannes wurde der Alarm am Mittwochabend gegen 20.00 Uhr ausgelöst. Das gesamte UN-Gebäude sei durchsucht worden, Mitarbeiter hätten es verlassen müssen. Wachen mit Gewehren patrouillierten auch am Donnerstag noch im Inneren des Gebäudes. In dem Gebäude arbeiten tagsüber mehrere tausend Mitarbeiter, etwa 400 Wachen der UNO sind für ihren Schutz abgestellt.

In Genf und in der gesamten Region wurden zusätzliche Polizeikräfte mobilisiert. Die Warnstufe wurde angehoben, wie die Behörden in einer Erklärung mitteilten. Vor allem am Flughafen, am Bahnhof und an den Gebäuden der vielen internationalen Organisationen in Genf waren zusätzliche Kräfte im Einsatz. Auch die jüdische Gemeinde wurde Medienberichten zufolge besonders gewarnt. Die an Genf grenzenden französischen Departements Ain und Haute-Savoie verschärften die Grenzkontrollen.

Die Zeitung "La Tribune de Genève" berichtet, der Hinweis auf die Gefährdung stamme ursprünglich aus den USA. Darin seien neben Genf auch die US-Metropole Chicago und die kanadische Stadt Toronto als derzeit besonders gefährdet eingestuft worden.
Überdies berichtet das Blatt, dass neben den vier Islamisten noch zwei weitere Verdächtige gesucht würden. Sie seien mit einem Nutzfahrzeug mit belgischen Kennzeichen in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch ins Land gekommen. Das Fahrzeug sei in Genf gesehen worden, bevor es die Schweiz wieder verließ. Der Zeitung zufolge ist unklar, ob die beiden Fahndungen im Zusammenhang stehen.

Bei den Pariser Anschlägen waren 130 Menschen getötet und mehr als 350 weitere verletzt worden. Einige der Attentäter kamen aus Belgien. Nach Salah Abdeslam, dem Bruder eines der Selbstmordattentäter, wird weiterhin gefahndet.

In der südostfranzösischen Präfektur Drôme wurde ein Mann festgenommen, nachdem in seiner Wohnung Waffen gefunden worden waren. Der Mann war bei einer Verkehrskontrolle aufgefallen, weil er ein Bild von Abdeslam bei sich hatte.

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