Malaysia-Posse ist kein Einzelfall

  12 Dezember 2015    Gelesen: 724
Malaysia-Posse ist kein Einzelfall
Blue Peterson versteht die Aufregung nicht. Die drei Flugzeuge auf dem Flughafen von Kuala Lumpur gehören ihm - warum also die Zeitungsannonce? Und überhaupt: Ein abgestelltes Flugzeug, ist doch völlig normal, nicht nur in Malaysia.
Wer hat denn da seine Jumbo-Jets in Malaysia vergessen? Der Flughafen in Kuala Lumpur hat Anfang der Woche den Besitzer von drei vermeintlich herrenlosen Boeing 747 gesucht - und zwar per Zeitungsannonce. Darin fordert der Betreiber des Airports den "unauffindbaren Eigentümer" auf, sich zu melden. Nun hat sich der Besitzer gemeldet - und sich erstaunt darüber gezeigt, dass er per Zeitungsannonce gesucht wurde.

Blue Peterson, ehemaliger Pilot und jetzt Chef der kleinen Frachtfluggesellschaft Swift Air Cargo, sagte, er habe die drei Maschinen bereits im Juni gekauft und stehe seither mit der Geschäftsführung des Flughafens in Kontakt. "Ich wachte am Montag auf und war total verblüfft zu sehen, dass sie den Besitzer suchen."

Bloß eine Hinhaltetaktik?

Peterson zufolge hat sich der Flughafenbetreiber bislang geweigert, Swift Air Cargo als Besitzer der drei Maschinen anzuerkennen. Ein Grund sei wohl, dass die malaysische Aufsichtsbehörde der Fluggesellschaft noch keine Fluggenehmigung erteilt habe. Ein weiterer Grund sei wohl Taktik: "Es ist möglicherweise Hinhaltetaktik. Sie wollen die vom Vorbesitzer nicht bezahlten Gebühren einstreichen, indem sie die Maschinen verkaufen."

Er habe immer wieder versichert, er sei zu Verhandlungen bereit, betonte Peterson, ein US-Bürger, der für Malaysia Airlines flog. Jetzt wisse er aber auch nicht mehr weiter und übergebe die Sache seinem Anwalt. "Naja, das hier ist Malaysia", sagte der Ex-Pilot. Immerhin: In den sozialen Netzwerken weltweit sorgte die Posse für mächtig Erheiterung.

Geparkte Maschinen? Keine Seltenheit

So merkwürdig die Geschichte zunächst klingt: Flugzeuge, die monate- oder jahrelang auf Flughäfen herumstehen und nicht abheben, sind keine Seltenheit. "Ein Teil der Weltflotte ist ständig geparkt. Wenn es für Airlines nicht so gut läuft, stellen sie ein paar Maschinen ab und warten, bis die Zeiten besser werden oder sie Käufer finden", sagt der Luftfahrtberater Heinrich Großbongardt. Das kostet oft nicht nur hohe Standgebühren, sondern auch Wartungsarbeiten. Immer wieder geht es - wie jetzt wohl auch in Malaysia - um Rechtsstreitigkeiten.

Besonders viel Aufmerksamkeit bekam im Jahr 2011 die Maschine des thailändischen Kronprinzen Maha Vajiralongkorn. Die Boeing 737 wurde auf dem Flughafen in München gepfändet, weil die thailändische Regierung einem deutschen Baukonzern Geld schuldete. Erst als Thailand nach einmonatigem Hin und Her eine Bankbürgschaft von 38 Millionen Euro hinterlegte, wurde das Flugzeug losgekettet.

Kaputt? Dann bleibt`s halt stehen

Oder die Maschinen bleiben einfach deswegen am Boden, weil sie nicht mehr fliegen können. In einem Hangar im Himalaya-Staat Nepal zum Beispiel steht derzeit eine A330 von Turkish Airlines. Im März hatte das Flugzeug dort im dichten Nebel eine Bruchlandung hingelegt. Die Techniker erklärten: Können wir nicht reparieren. Jetzt solle die Maschine zerlegt und in Einzelteilen in die Türkei gebracht werden, sagt Pawan Khadka, ein Mitarbeiter von Turkish Airlines in Kathmandu.

Auf dem Flughafen in Istanbul habe er neulich sogar mindestens zehn alte Flugzeuge gesehen, sagt der Luftfahrtexperte Cord Schellenberg. "Die trugen Aufschriften von Airlines wie Bosphorus Airways, die es gar nicht mehr gibt." Wahrscheinlich seien die Zertifikate abgelaufen, der Versicherungsschutz weg. "Wer soll die noch übernehmen, flugfertig machen, betanken und wegfliegen?", fragt er. Doch auch ausrangierte Maschinen können noch zu etwas gut sein - etwa als Ersatzteillager.

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