Deutschland fällt beim Mindestlohn zurück

  28 Februar 2018    Gelesen: 1449
Deutschland fällt beim Mindestlohn zurück

In 22 EU-Staaten sichert ein gesetzlicher Mindestlohn die Menschen ab. In 19 dieser Länder steigt die Lohnuntergrenze im vergangenen Jahr, nicht aber in Deutschland. Einer Studie zufolge verlieren die Bezieher dadurch Geld.

 

Der Mindestlohn in Deutschland bleibt hinter der Entwicklung anderer EU-Staaten zurück. In 19 der 22 EU-Mitgliedsländer, die über eine gesetzliche Lohnuntergrenze verfügen, sei diese im vergangenen Jahr oder zu Beginn des laufenden Jahres angehoben worden, heißt es in einer Studie der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung. In Deutschland sei der Mindestlohn nicht gestiegen - und die Bezieher hätten wegen der Inflation sogar einen leichten Reallohnverlust erlitten.

Im Mittel der 22 untersuchten EU-Staaten habe das Plus beim Mindestlohn 4,4 Prozent betragen, heißt es in der Studie der Böckler-Stiftung. Nominal sei dies der zweitstärkste Wert seit 2009. Da die Inflation allerdings wieder anstieg, legten die Löhne real im Mittel nur um 2,8 Prozent zu.

Mitte 2018 steht in Deutschland die Empfehlung der Mindestlohn-Kommission für die nächste Erhöhung an. Die Experten fordern eine deutliche Erhöhung über die allgemeine Tarifentwicklung hinaus. Es müsse "überlegt werden, ob die günstigen ökonomischen Rahmenbedingungen nicht genutzt werden können, um das niedrige deutsche Mindestlohnniveau über die normale Anpassung hinaus zu erhöhen".

Mindestlohn "eher moderat"


Bei einem "bloßen Nachvollzug der Tarifentwicklung" werde der deutsche Mindestlohn "deutlich unterhalb des Niveaus anderer westeuropäischer Staaten bleiben", schreiben die Studienautoren. Die deutsche Untergrenze sei mit 8,84 Euro niedriger als in den anderen westeuropäischen Euro-Staaten, wo der Mindestlohn bei mindestens 9,47 Euro liege.

Der deutsche Mindestlohn sei auch gemessen am allgemeinen Lohnniveau im Land eher moderat, schreiben die Forscher: Er liege hier bei 47 Prozent des mittleren Lohnniveaus. 13 EU-Länder kämen auf höhere Werte - unter ihnen Frankreich, wo der Mindestlohn bei 60,5 Prozent des mittleren Lohns liege.

Mindestlohnempfänger in Deutschland profitieren der Studie zufolge allerdings von dem im westeuropäischen Vergleich niedrigeren Preisniveau. Dennoch bleibe ihre Kaufkraft hinter den Benelux-Staaten und Frankreich zurück.

Anpassung kommt 2019

In Deutschland gilt der gesetzliche Mindestlohn seit Anfang 2015. Er wird alle zwei Jahre angepasst. Anfang 2017 wurde er von 8,50 Euro auf 8,84 Euro erhöht. Die nächste Anpassung ist Anfang 2019 fällig.

Nominell liegen die Lohnuntergrenzen in den südeuropäischen EU-Staaten deutlich niedriger als in Deutschland - zwischen 3,39 Euro in Griechenland und 4,46 Euro in Spanien. Etwas darüber liegt mit 4,84 Euro Slowenien.

Die deutlichsten Steigerungen erfuhr der Mindestlohn in mittel- und osteuropäischen Ländern, wo das Plus zum Teil zweistellig ausfiel - in Rumänien waren es sogar 52 Prozent. Allerdings ist hier auch das Ausgangsniveau sehr niedrig: So müssen der Studie zufolge in Polen umgerechnet mindestens 2,85 Euro pro Stunde bezahlt werden, in Tschechien 2,78 Euro und in Rumänien 2,50 Euro.

Quelle: n-tv.de


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