Großbritanniens führende Brexit-Unterstützer wollen aus ihrem Land nach dem EU-Austritt eine globale Handelsmacht formen - und sie setzen dabei vor allem auf einen Freihandelsdeal und die "spezielle Partnerschaft" mit den USA. Doch deren Präsident Donald Trump ist derzeit dabei, einen Handelskrieg mit der Europäischen Union und China vom Zaun zu brechen. Das sollte den Brexiteers gehörig zu denken geben.
Trump zeigt mit der Ankündigung von Zöllen auf Aluminium- und Stahlimporte, wie egal ihm das Verhältnis selbst zu Verbündeten ist. Sein Faible für Protektionismus werden auch die Briten zu spüren bekommen, wenn sie einen Deal mit den USA aushandeln wollen. Der US-Präsident ist davon überzeugt, dass Handelsabkommen die USA ärmer gemacht haben. Und für ihn hängt die Größe von Defiziten vor allem davon ab, wie "hart" verhandelt wurde.
Trump sorgt mit seinen Schutzzöllen dafür, dass das transatlantische Abkommen TTIP auf absehbare Zeit beerdigt ist. Er hat das transpazifische Abkommen TPP nicht ratifiziert und dafür gesorgt, dass das Nafta-Abkommen mit Kanada und Mexiko neu verhandelt wird. Der Grund? Die USA profitieren aus seiner Sicht von all dem viel zu wenig. "Unsere Freunde und unsere Feinde nutzen uns seit vielen Jahren aus", twitterte er Anfang der Woche. Die britische Premierministerin Theresa May muss sich auf unangenehme Verhandlungen mit der US-Seite einstellen.
Was auf die Briten konkret zukommen wird, zeichnet sich langsam ab. US-Lobbyverbände bringen sich bereits in Stellung - unter anderem gegen geographische Herkunftsbezeichnungen. Die EU schützt damit Produzenten etwa von Parmaschinken oder Camembert davor, dass anderswo hergestellte Produkte unter dem gleichen Namen angeboten werden können.
"Man sollte sie überdenken"
Dieser Schutz ist einigen amerikanischen Lobbyverbänden schon lange zuwider. "Die gegenwärtigen Vereinbarungen sind absurd, und man sollte sie überdenken", zitieren britische Zeitungen Shawna Morris vom "Dairy Export Council". Dieser Verband vertritt die Interessen von US-Unternehmen, die Molkereiprodukte exportieren. Durch den Brexit könne ein "frischer Blick" auf die gegenwärtigen Regeln geworfen werfen, so Morris.
Viele Briten wollen das nicht. Sie fürchten, dass ein Aufweichen dieser Regeln nationales Erbe bedroht, indem amerikanische Kopien auf den Markt drängen. Die Zeitung "The Scotsman" warnt beispielsweise davor, dass in den USA produzierter Whiskey bald als "Scotch" verkauft werden könnte.
All das bekommt gelegentlich eine unfreiwillig ironische Note. "Ich unterstütze ein künftiges Handelsabkommen zwischen den USA und Großbritannien zutiefst. Aber amerikanischer 'Scotch'-Whisky und amerikanische 'Cornwall'-Pastete sind ein Schritt zu weit.", twitterte der konservative Politiker Roger Helmer - er saß bis zum vergangene Jahr im Europäischen Parlament und hat als Mitglied der Unabhängigkeitspartei UKIP für den Brexit geworben.
Der Spott kam prompt. "Wenn es bloß so etwas wie einen internationalen Block geben würde, der charakteristische Produkte schützt", kommentierte ein Landsmann lakonisch. Er meinte damit die EU, deren Schutz Großbritannien bald verliert. "Wenn es den gäbe, würde ihn kein Mensch mit klarem Verstand verlassen wollen."
Quelle: n-tv.de
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