Amokläuferin "hasste" Youtube

  04 April 2018    Gelesen: 1415
Amokläuferin "hasste" Youtube

Die Polizei hat eine 39-jährige Youtuberin als mutmaßliche Täterin identifiziert, die am Sitz der Platform um sich schoss und sich anschließend selbst tötete. Die Veganerin, Tierrechtlerin und Fitnessbloggerin lag mit Youtube in heftigem Streit.

 

Die mutmaßliche Amokläuferin, die im Youtube-Hauptquartier um sich schoss, stand offenbar seit langem in einem heftigen Konflikt mit der Plattform. Die 39-jährige Nasim Aghdam verletzte am Dienstagmittag (Ortszeit) am Sitz des Google-Tochterunternehmens in San Bruno drei Mitarbeiter und versetzte Hunderte in Panik, bevor sie sich vermutlich selbst erschoss. Laut der örtlichen Polizei gibt es bislang keinen Hinweis darauf, dass Aghdam ihre Opfer persönlich kannte.

Den Ermittlern zufolge ist das Motiv der mutmaßlichen Schützin weiter unbekannt. Ihr Vater meldete sie US-Medienberichten zufolge bereits Tage vor der Tat als vermisst und warnte die Polizei. Sie "hasse" Youtube und fühle sich von dem Unternehmen betrogen, soll Ismael Aghdam berichtet haben. Seine Tochter war mehrere Tage vor der Tag verschwunden.

Die Polizei fand Nasim Aghdam später schlafend in einem Auto in Mountain View etwa 50 Kilometer vom Youtube-Sitz entfernt. Die Beamten hätten allerdings keinen Hinweis darauf gefunden, dass die Frau eine Gefahr für sich oder andere darstellen könne, teilte die Polizei mit.

Einkommen verloren


Aghdam unterhielt zahlreiche Social-Media-Seiten darunter vier Youtube-Kanäle in English, Farsi und Türkisch. Darauf verbreitete sie unter anderem Fitness-, Tanz- und Musikvideos und bewarb Perlenketten. Sie warb für vegane Ernährung und prangerte mutmaßliche Fälle von Tierquälerei an. Alle Profile sind inzwischen gesprerrt.

Vor allem klagte Aghdam immer wieder über eine angebliche Zensur und Unterdrückung ihrer Inhalte. "Es gibt keine Meinungsfreiheit in der realen Welt", schrieb sie unter anderem auf ihrer Internetseite. Dort klagte sie vor allem immer wieder darüber, dass Youtube dafür sorge, dass ihre Videos keine Beachtung fänden. Ein Facebook-Foto vom Februar 2017 ist mit der Überschrift versehen: "Youtube Diktatur". Dazu schreibt sie: "Verborgenes Ziel: Dummheit verbreiten, Diskriminierung und Unterdrückung der Wahrheit."

Allein Aghdams Youtube-Kanäle sollen mehr als 5000 Abonnenten gehabt haben. Einzelne Videos wurden mehrere hunderttausend Mal angeschaut. Offenbar finanzierte Aghdam mit Werbeeinnahme aus diesen Clips ihren Lebensunterhalt. Doch in Einträgen auf ihrer Website klagte sie über sinkende Zuschauerzahlen, für die sie Youtube verantwortlich machte. Das Unternehmen habe "alles gestoppt, und jetzt hat sie kein Einkommen mehr", sagte ihr Vater dem Fernsehsender NBC News.

Die Behörden äußerten sich bislang nicht zu einem möglichen Motiv. Sie gehen allerdings nicht von einem terroristischen Hintergrund der Tat aus. Die Leitung der Ermittlungen habe die Polizei San Bruno, teilte die Bundespolizei FBI mit. Dies wird als Zeichen gewertet, dass die Tat nicht als Angriff gegen den Staat gewertet wird.

Quelle: n-tv.de


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