VW schickt auch Personalchef in die Wüste

  11 April 2018    Gelesen: 1496
VW schickt auch Personalchef in die Wüste

Vorstandschef Müller ist nicht der einzige Topmanager, der den VW-Konzern verlassen muss. Intern heißt es, mindestens ein weiterer Manager müsse seinen Posten räumen. Nachfolger soll ein enger Vetrauter des mächtigen Betriebsratschefs werden.

 

Konzernchef Matthias Müller ist nicht die einzige Personalie, die vom überraschenden Umbau der VW-Führungsetage betroffen ist. In Konzernkreisen heißt es, auch Personalchef Karlheinz Blessing müsse gehen. Sein Nachfolger solle Gunnar Kilian werden - der bisherige Generalsekretär und damit ein enger Vertrauter von Betriebsratschef Bernd Osterloh. Anstelle von Müller soll der bisherige Markenchef Herbert Diess künftig die wichtigen Entscheidungen im Konzern treffen.

Laut Stimmen aus dem Aufsichtsrat wird Matthias Müller intern Entscheidungsschwäche vorgeworfen. Der geplante Konzernumbau bei Volkswagen soll demnach einen neuen "Aufbruch" bei Europas größtem Autokonzern ermöglichen. Der notwendige Umbau gehe unter Müller nicht schnell genug, hieß es mit Blick auf den grundlegenden Wandel der Automobilindustrie. "Das war keine einfache Zeit, mit einem hohen Druck von außen", sagte Branchenexperte Stefan Bratzel. Müller habe aber beim Umbau positive Akzente gesetzt.

"Kronprinz" übernimmt den Thron

Müllers voraussichtlicher Nachfolger Diess gilt als jemand, der strategisch denkt und schnell Entscheidungen treffen kann. Bei einer Aufsichtsratssitzung sollen die Personalien am Freitag auf den Weg gebracht werden. Diess war früher BMW-Vorstandsmitglied und ist seit Sommer 2015 bei VW, kurz bevor der Abgasskandal ins Rollen kam. Der 59-Jährige galt bereits länger als "Kronprinz" Müllers. In seiner Zeit als Chef der Marke VW mit Modellen wie Golf oder Passat hat er die Effizienz bei den ertragsschwachen Wolfsburgern bereits verbessert. Er scheut auch Konflikte mit dem Betriebsrat nicht.

VW steht wie die gesamte Branche vor einem massiven Wandel. Die Zukunftsthemen sind alternative Antriebe und das autonome Fahren, dies bringt große Veränderungen mit sich. "Volkswagen muss sehr viel flexibler werden in seinen Strukturen", sagte Autoexperte Bratzel, der das Automanagement-Institut CAM in Bergisch Gladbach leitet. Er hält kleinere Einheiten im Konzern für nötig. "Bei VW braucht es eine neue Kultur von Flexibilität und schnellen Entscheidungswegen, aber das kann nicht von heute auf morgen gehen."

Der frühere Porsche-Chef Müller war kurz nach Bekanntwerden des Abgasskandals im Herbst 2015 neuer Chef des VW-Konzerns geworden. Er hatte damals den langjährigen Vorstandsvorsitzenden Martin Winterkorn abgelöst, der zurückgetreten war.

Müller hatte zuletzt auch branchenintern für Aufsehen gesorgt, weil er die bestehenden Steuervorteile für Dieselsprit in Zweifel gezogen hatte. Konkret schlug er eine schrittweise Umschichtung der Steuererleichterungen hin zu alternativen Antrieben vor. Die Diesel-Neuzulassungen sind seit Monaten auf Talfahrt, der Diesel ist für VW aber sehr wichtig. Der Konzern hat viel Geld in die Entwicklung der komplizierten und teuren Motoren gesteckt.

Quelle: n-tv.de


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