Rotlicht-Razzia: Volltreffer gegen Menschenhandel oder „Inszenierung“ von Seehofer?

  19 April 2018    Gelesen: 1325
Rotlicht-Razzia: Volltreffer gegen Menschenhandel oder „Inszenierung“ von Seehofer?

1500 Beamte führten am Mittwoch eine bundesweite Razzia im Rotlichtmilieu durch. Eine Inszenierung Horst Seehofers vermutet der Prostituiertenverein Dona Carmen dahinter und nennt den Aufwand unverhältnismäßig. Anders sieht es das Netzwerk für Menschenrechte, das auf die Arbeit der Polizei vertraut und sicher ist: Es gab einen begründeten Verdacht.

Die Bundespolizei führte am Mittwoch eine großangelegte Razzia im Rotlichtmilieu durch. Im Einsatz waren 1500 Beamte – darunter auch die Spezialeinheit GSG9. Durchsucht wurden 62 Bordelle beziehungsweise Wohnungen. Hintergrund der Razzien bildete eine Gruppierung, die im Verdacht steht, thailändische Frauen und Transsexuelle mit erschlichenen Visa ins Bundesgebiet eingeschleust zu haben.

Im Rahmen der Razzia kam es zu sieben Verhaftungen. Die Bundespolizei spricht in diesem Zusammenhang auch von den „personell größten Exekutivmaßnahmen seit Bestehen der Bundespolizei“. Und Polizeisprecher Jens Flören erklärt gegenüber der Berliner Zeitung, die Spezialeinheit sei eingesetzt worden, „weil bei diesem szenetypischen Milieu immer auch mit Waffen und Gegenwehr gerechnet werden muss“.

Von einer „Seehofer-Razzia“ spricht Juanita Henning, Mitbegründerin des Vereins für soziale und politische Rechte von Prostituierten, Dona Carmen. Aus Sicht des Vereins inszeniere hier Bundesinnenminister Horst Seehofer (CSU) gemeinsam mit der Bundespolizei „eine martialische Großrazzia gegen die Prostitution“. Hintergrund: Die Landtagswahl in Bayern im Herbst 2018. „Die Polizei wird hier mal wieder politisch instrumentalisiert für andere Zwecke als die Kriminalitätsbekämpfung“, so Henning. Seehofer, so ihre Interpretation, wolle sich vor der Öffentlichkeit als „Law-in-Order-Mann“ präsentieren – „auf Kosten ausländischer Prostituierter“.

Für ihre Sicht führt die Mitgründerin des Prostituiertenvereins ein paar Zahlen an: Im Jahr 2016 habe es lediglich 27 mutmaßliche Opfer der „Ausbeutung von Prostitution“ gegeben, drei Täter seien verurteilt worden. In der Zuhälterei seien 229 Opfer und 14 Täter gewesen. Und in Sachen „Menschenhandel zum Zwecke der sexuellen Ausbeutung“: 552 mutmaßliche Opfer und 72 verurteilte Täter. Auf die 200.000 in Deutschland tätigen Sexarbeiterinnen übertragen sind 552 Opfer nur 0,3 Prozent im Gewerbe. Außerdem sei das Opfer-Täter-Verhältnis eins zu eins. Deswegen gilt für Henning: „Organisierte Kriminalität – Fehlanzeige“.

sputniknews


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