Neue russische Waffen in Sicht: Raketenpakete und Panzerbrecher mit Dreifachwirkung

  19 April 2018    Gelesen: 2160
Neue russische Waffen in Sicht: Raketenpakete und Panzerbrecher mit Dreifachwirkung

Wer von den Fachleuten kennt die Grad-Raketen nicht? Vor 55 Jahren in der Waffenstadt Tula entwickelt, sind sie bis heute das Rückgrat der Raketenartillerie etlicher Armeen auf der Welt. Der Hersteller dieser Legende ist heute – nur 20 Jahre nach dem Verfall der russischen Waffenindustrie – Teil eines Konzerns mit fünf Sparten und über 30 Firmen.

Bei den Anti-Terror-Einsätzen im Nordkaukasus an der Jahrtausendwende haben russische Haubitzen mit Munition aus dem Zweiten Weltkrieg geschossen – ohne Aussetzer. Die 2011 gegründete Waffenschmiede Tecmash hat die Verlässlichkeit aus Sowjetzeiten nach langem Niedergang wiederaufleben lassen und sich inzwischen zu einem Spitzentechnologiekonzern entwickelt.

„Ja, in der Tat, die Grad-Raketen gingen 1963 in Serie. Dieses System ist eine so ausgereifte Entwicklung, dass es auch ohne Modernisierung den heutigen Anforderungen entspricht. Aber Rüstungstechnik duldet keinen Stillstand“, sagt der Ingenieur Dr. Wladimir Lepin, Vorstand des Tecmash-Konzerns.

Die Grad-Systeme werden heute nicht mehr gebaut, stattdessen sind Tornado-Raketen in Serie gegangen. „Eine völlig neue Generation von Waffensystemen. Sie sind mit ballistischen Recheneinheiten ausgerüstet, die mit dem Glonass-Navigationssystem vernetzt sind. Schussweite und Präzision konnten gegenüber dem Vorgänger deutlich gesteigert werden, wie auch die Wirkungskraft“, so der Fachmann.

Die Modifikation Tornado-G weist eine Besonderheit auf: „Die Raketen fliegen nicht direkt ins Ziel, sondern setzen ihre Sprengköpfe auf Fallschirmen darüber ab. Die detonieren dann direkt im Ziel oder in bestimmter Höhe“, erklärt der Firmenchef. Die Version Tornado-C zeichnet sich indes durch hohe Treffgenauigkeit aus. „Die Raketenkönnen ihre Flugbahn korrigieren – nicht von Menschenhand, sondern durch ein eingebautes automatisches Steuersystem.“

Eine Nummer größer als die russischen Tornados sind die Uragan-Raketen mit einem Kaliber von 220 Millimetern. „Dieses System haben wir modernisiert“, sagt Lepin. Dessen Besonderheit: „Die Uragan-1M haben zwei Raketenpakete. Ist eine Salve abgefeuert, werden die Startcontainer einfach abgeworfen, sodass die Trägerfahrzeuge ihre Position verlassen und in sicherer Stellung mit neuen Raketenpaketen beladen werden können.“

Außer an die Artillerie liefert Tecmash auch an die Luftwaffe. Zum Beispiel die panzerbrechende Rakete „Broneboischtschik“ (dt. „Panzerbrecher“). Damit werden beispielsweise die Jagdbomber Su-25 bestückt. „Solche Raketen hatten wir noch nie. Ihr Sprengkopf kann nämlich unmittelbar vor dem Ziel explodieren oder mittendrin oder sogar hinter dem Ziel, nachdem die Rakete es durchbohrt hat.“ Diese Option ist im Anti-Terror-Kampf von großem Vorteil, wenn es darum geht, Bunker oder stark befestigte Stellungen zu neutralisieren.

Die Marine beliefert der russische Konzern ebenfalls. Neulich ist bekannt geworden, dass russische Kriegsschiffe mit Abwehrraketen des Typs „Zapad“ und „Udaw“ bewaffnet werden. Die Zapad-Raketen bekämpfen U-Boote, das Udaw-System wehrt Torpedos ab.

Die Udaw-Raketen bauen gewissermaßen einen dreistufigen Schutzwall auf dem Weg der Torpedos auf: „In einer Salve werden mehrere Raketen mit unterschiedlichen Funktionen abgefeuert“, erklärt der Fachmann. „Die ersten Flugkörper dienen als Köder.“ Sie locken die Torpedos weg von dem Schiff und führen sie solange an der Nase herum, bis deren Motoren anhalten. „Die zweite Schutzstufe ist quasi ein Minenfeld. Die Raketen harren in einer Tiefe von fünf Metern aus und explodieren, sollten Torpedos es durch die erste Schutzstufe geschafft haben.“

Und die dritte Stufe: „Hier greifen Abfangraketen ein. Sie warten aber nicht auf die Torpedos, sondern explodieren unmittelbar nach dem Abtauchen im Wasser. Gegen die Druckwelle hat kein Torpedo eine Chance“, erklärt Firmenchef Lepin.

Zur Person: Wladimir Lepin führt den 2011 gegründeten Tecmash-Konzern seit Juni 2017. Nach seiner Ausbildung an der Technikerschule der russischen Luftwaffe in Tambow promovierte er im Ingenieurwesen an der Schukowski-Akademie der russischen Luftwaffe.

sputniknews


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