Die deutschen Behörden wollen die USA darum bitten, deutsche Unternehmen von der Teilnahme an antirussischen Sanktionen auszuschließen, wie die Zeitung „The Wall Street Journal“ unter Berufung auf eigene Quellen berichtet hat. Nach Angaben der Zeitung will der Bundesfinanzminister Olaf Scholz während seines Washington-Besuchs spezielle Bedingungen für die deutsche Wirtschaft bezüglich der Sanktionen gegen Russland aushandeln. Zudem will Bundeskanzlerin Angela Merkel dieses Thema bei einem Treffen mit US-Präsident Donald Trump Ende April anschneiden.
Deutsche Industrieriesen wie Siemens, Daimler und Volkswagen, die auch in Russland tätig sind und nicht Opfer der Verschlechterung der Beziehungen zwischen Moskau und Washington werden wollen, drängen die deutsche Regierung dazu, mit den Amerikanern eine entsprechende Vereinbarung zu erzielen. Laut den Chefs vieler deutscher Unternehmen könnten die neuen Sanktionen Deutschland hunderte Millionen Euro kosten.
Der Direktor des Instituts für strategische Planung, Alexander Gussew, erläuterte Sputnik, wie sich die Sanktionen auf das deutsche Business auswirken.
„Deutschland ist ein strategischer Handelspartner der USA — deshalb beeinflussen die Sanktionen, die gegen Russland eingeführt wurden, auch das deutsche Business. Doch Deutschland ist auch ein strategischer Partner Russlands. Der größte Anteil des Handels ist mit Kohlenwasserstoffen verbunden, vor allem Erdgas. Rund 34 Prozent des nach Deutschland importierten Erdgases kommt aus Russland. Die US-Sanktionen beeinflussen natürlich das deutsche Business. Unser Handelsumsatz mit den USA ist nicht besonders groß, nicht mehr als 30 Mrd. Dollar, während der Handelsumsatz zwischen Russland und Deutschland rund 100 Mrd. Dollar ausmacht. Deswegen spielen die US-Sanktionen eine große Rolle, sie verringern die Haushaltseinnahmen der europäischen Länder und beeinflussen ihre sozialwirtschaftliche Politik“, so Gussew.
Dem Experten zufolge verliert Deutschland wegen der Russland-Sanktionen deutlich mehr als andere europäische Länder.
„Die Amerikaner schlagen zwei Fliegen mit einer Klappe – einerseits schwächen sie Russland, andererseits die Wirtschaft der europäischen Länder. Deswegen meine ich, dass der Sanktionsdruck nicht abnehmen, sondern ständig zunehmen wird – die Amerikaner verlieren in diesem Sinne gar nichts. Doch die Europäer verlieren sehr viel. Deutschland verliert deutlich mehr als andere europäische Länder angesichts der Tatsache, dass wir nicht nur einen großen gegenseitigen Handel, sondern auch sehr viele Gemeinschaftsunternehmen haben – mehr als 3500. In diesen Firmen sind mehr als 330.000 Menschen beschäftigt. Natürlich sind wir an der Normalisierung der Beziehungen zu Deutschland interessiert. Doch ihr größter Schutzherr hindert sie daran. Ich bin mir sicher, dass die USA die russisch-deutschen Beziehungen kontrollieren und die deutsche Wirtschaft sowie die politische Elite massiv unter Druck setzen werden“, sagte Gussew.
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