Kuwaits Fluglinie will keine Israelis an Bord haben

  18 Dezember 2015    Gelesen: 876
Kuwaits Fluglinie will keine Israelis an Bord haben
Die Fluggesellschaft des Öl-Emirates will London und New York nicht mehr bedienen. Der Grund: Die USA wollen sie zwingen, israelische Fluggäste an Bord zu nehmen. Das lehnt die Airline ab. Eine Posse.
Israel hat in seinem geografischen Umfeld keine Freunde, das ist hinreichend bekannt. Kriege wurden geführt, kalter Frieden geschlossen mit Jordanien und Ägypten. Seither gibt es keine kriegerischen Auseinandersetzungen mehr zwischen arabischen Staaten und Israel, von den Gaza-Auseinandersetzungen einmal abgesehen. Aber alle arabischen Nationen lassen den jüdischen Staat mehr oder weniger deutlich spüren, dass sie ihn als Fremdkörper in "arabischem Kernland" begreifen. Doch keiner ging in der Bekundung seiner Abneigung bisher so weit wie das kleine Kuwait.

Die staatliche Fluglinie Kuwait Airways verzichtet auf ihre Direktverbindungen nach New York und London, um keine israelischen Staatsbürger transportieren zu müssen. Das US-Verkehrsministerium hatte Kuwait wiederholt und zuletzt schriftlich aufgefordert, die anhaltenden Diskriminierungen israelischer Bürger zu unterlassen. Dazu war das Öl-Emirat nicht bereit und stellte den Flugbetrieb in die beiden Metropolen nun ein. Auch die kuwaitische Direktverbindung vom New Yorker Flughafen JFK nach London Heathrow wird bis auf Weiteres nicht mehr bedient.

Der Streit geht auf das Jahr 2013 zurück, als der israelische Bürger Eldad Gatt aus Jerusalem bei dem Versuch scheiterte, ein Ticket von London nach New York im Reservierungssystem von Kuwait Airways zu buchen. Die Fluglinie berief sich darauf, die kuwaitische Gesetzgebung anzuwenden, die wirtschaftliche Beziehungen mit Menschen oder Firmen verbietet, die in Israel leben oder die israelische Staatsbürgerschaft halten.

Gatt gab sich mit dieser Auskunft nicht zufrieden und verklagte die Airline vor einem US-Gericht wegen Diskriminierung. Die amerikanischen Behörden befanden, dass die Weigerung der kuwaitischen Fluggesellschaft sich nicht mit den US-Richtlinien zur Gleichbehandlung und den Antidiskriminierungsgesetzen vereinbaren lasse. Das US-Verkehrsministerium erklärte Ende September, Kuwait Airways habe illegal gehandelt und möge seine Politik ändern.

Dazu aber war die Gesellschaft nicht bereit und strengte ihrerseits am 24. November eine Gegenklage an. Begründung: Das Geschäftsgebaren sei nicht diskriminierend, weil die Fluglinie Tickets an alle Menschen ungeachtet ihrer Rasse, Nationalität oder Religion verkaufe – solange sie einen Pass besitzen, der in Kuwait anerkannt werde, was für israelische Pässe nicht gelte. Ein Unternehmensanwalt gab zu Protokoll, auch einem Muslim mit israelischem Pass sei es nicht erlaubt, ein kuwaitisches Flugzeug zu betreten. Aus Kuwait verlautete, wenn man die Gegenklage gewinnen sollte (wofür nichts spricht), werde man erwägen, die Flugverbindungen wieder aufzunehmen.

Gatts Washingtoner Rechtsanwalt Jeffrey Lovitky sagte zu der Entscheidung der kuwaitischen Fluglinie: "Es ist sehr unglücklich, dass Kuwait Airways lieber die Flugverbindungen aufgibt, als israelische Bürger als normale Passagiere zu betrachten." Sein Mandant jedenfalls werde alles dafür tun, dass die Airline ihre Flüge zwischen London und New York so lange nicht wieder aufnehmen könne, bis sie israelische Bürger als Passagiere akzeptiere.

Flüge gestrichen, Ansehen gelitten

Gatts Klage hat schon jetzt einen Keil zwischen die USA und die konstitutionelle Erbmonarchie getrieben, die US-Streitkräfte vor 25 Jahren aus den Klauen des irakischen Diktators Saddam Hussein befreit hatten und die Washington bisher als engen Verbündeten betrachtet. Der Kleinstaat mit drei Millionen Einwohnern (zwei Millionen davon Gastarbeiter vor allem aus Fernost) unterhält keinerlei diplomatische Beziehungen zu Israel, hat sich in den Kriegen gegen den jüdischen Staat mit eigenen Streitkräften beteiligt, boykottiert israelische Waren.

Gatts Fall ist nicht der einzige, es gibt einen noch absurderen: Iris Eliazarov, 26, die mit elf Jahren in die USA gekommen und Besitzerin einer Green Card ist, wurde am 1. November der Zutritt zu einer Maschine der Kuwait Airways verweigert, die von New York nach London fliegen sollte. Ihrem Ehemann David Nektalov, einem US-Staatsbürger, wurde hingegen erlaubt, an Bord zu gehen.

Dieser Streit könnte sich auch auf Flugverbindungen auswirken, die die USA mit islamischen Staaten wie Malaysia, Pakistan, Saudi-Arabien und den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) unterhalten, die allesamt Israel im nationalen Flugverkehr boykottieren. Die Airlines Etihad and Emirates (beide VAE) beeilten sich zu erklären, dass sie viele israelische Flugpassagiere beförderten – nur eben nicht in Staaten, in denen sie keinen Zutritt haben. Ganz abgesehen vom wirtschaftlichen Schaden, zwei der wichtigsten Westmetropolen aus dem Flugplan zu streichen, hat vor allem das Ansehen Kuwaits durch die Absurdität seiner Volte gelitten. Ein hoher Preis.

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