Berlin: Hauptstadt wird für Juden gefährlich

  23 April 2018    Gelesen: 1279
Berlin: Hauptstadt wird für Juden gefährlich

Wer in Berlin eine Kippa trägt, lebt offenbar besonders gefährlich. Zwei israelische Jugendliche sind gestern im Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg verprügelt worden, weil sie an ihrer Kopfbedeckung als Juden zu erkennen waren. Experten stellen einen starken Anstieg des Antisemitismus nach Trumps Jerusalem-Beschluss fest.

Eine Gruppe Arabisch sprechender Männer ist gestern Abend auf die beiden Israelis losgegangen. Die Angreifer beschimpften ihre Opfer als „Yahudi“, eine abfällige Benennung der Juden im Arabischen. Sie hörten auch dann nicht auf, als einer der Jugendlichen anfing, den Überfall mit seinem Smartphone zu filmen. Zahlreiche Augenzeugen kamen den beiden Opfern nicht zu Hilfe. Erst als eine Passantin die Polizei rief, verschwanden die Schläger.

Einer der Angegriffenen – der 21-jährige Adam Armosch aus Israel – berichtete anschließend, einer seiner Berliner Freunde habe ihm am Tag zuvor eine Kippa geschenkt, jedoch mit dem Hinweis, diese in Berlin nicht auf der Straße zu tragen. Er habe diese Warnung ignoriert, weil er sich nicht habe vorstellen können, dass Juden in Berlin bedroht würden.

Die Berliner Recherche- und Informationsstelle Antisemitismus RIAS hatte zuvor berichtet, in Berlin würden erschreckend viele Fälle von Antisemitismus gemeldet. 2017 sind demnach in der deutschen Hauptstadt 947 solcher Fälle registriert worden, im Vorjahr waren es 590 Fälle. Wie die „Berliner Morgenpost“ mit Verweis auf den Leiter der RIAS, Benjamin Steinitz, berichtet, hat die Zahl antisemitischer Vorfälle zugenommen, seitdem US-Präsident Trump seinen Beschluss verkündet hatte, die US-Botschaft nach Jerusalem zu verlege.

Wurden in Berlin vor dem Beschluss monatlich im Durchschnitt 78 antisemitische Übergriffe gezählt, stieg die Zahl seit Dezember letzten Jahres auf durchschnittlich 108 Vorfälle im Monat. Josef Schuster, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland sagte, er habe den Eindruck, es werde in Deutschlands Großstädten problematisch, sich als Jude zu erkennen zu geben.

Deutsche Parteien haben den Überfall auf die beiden Israelis im Prenzlauer Berg einstimmig verurteilt. Bundeskanzlerin Merkel hatte zuvor erklärt, bei den arabischen Einwanderern seien antisemitische Stimmungen vorhanden. Der Grünen-Politiker Jürgen Trittin sagte, Antisemitismus habe eine Tradition in Deutschland: 10 bis 20 Prozent der bundesdeutschen Bürger würden antisemitische Einstellungen unterstützen.

sputnik.de


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