Schenkt man dem turkmenischen Radiosender „Azatlyk“ Glauben, soll die Einfuhr von knapp sitzender Badebekleidung nach Turkmenistan künftig verboten sein. Warum, weiß auch ein turkmenischer Händler nicht, den Radio „Free Europe“ zitiert: Die Zollbeamten hätten den Grund für das Verbot nicht erklärt, klagte er.
Schwitzen bei bis zu 50 Grad
In Turkmenistan, der ehemaligen Sowjetrepublik am Kaspischen Meer, sind die Sommer sehr heiß. Die Quecksilbersäule steigt bis auf 50 Grad im Schatten. Wie sich die Menschen demnächst in die Wellen stürzen dürfen, ist offenbar noch unklar, denn laut Radio „Free Europe“ ist bislang nicht bekannt, ob Frauen und Männer ihre Bikinis und Badehosen weiter tragen dürfen oder nicht. Eine neue Kleiderordnung wurde der mehrheitlich muslimischen Bevölkerung jedenfalls noch nicht empfohlen. Oder Befohlen. Denn Menschenrechtsorganisationen wie „Human Rights Watch“ stufen Turkmenistan als Diktatur ein. Seit 2007 steht Gurbanguly Berdymukhamedov an der Spitze des Landes. Er ist übrigens dem UN-Ausschuss gegen Folter durchaus bekannt. Der Ausschuss wirft Berdymukhamedov u.a. vor, politische Häftlinge in psychiatrischen Krankenhäusern festhalten zu lassen.
Schwarze Autos auf dem Index
Sollten sich die Berichte über den Importstopp von Bikinis und Badehosen bestätigen, würde es sich um eine weitere Marotte eines für seine Einfälle berüchtigten Präsidenten handeln. Schon vor einiger Zeit hatte Diktator Berdymukhamedov offenbar die Einfuhr schwarzer Autos verboten. Inoffiziell, wie sich vermuten lässt. Denn die Fahrer schwarz lackierter Wagen im Lande erfuhren davon erst, als die Polizei damit begann, sie mit Bußgeldern zu belegen. Der Präsident pflegt übrigens eine Vorliebe für weiße Karossen. Staatsbediensteten sollen übrigens Nagellack und Haarfarbe verboten sein. Letzteres ist besonders pikant, da sich der Präsident sein Haar offenbar selbst färben lässt. Bei seinem Machtantritt zeigte er sich mit graumeliertem Schopf, in letzter Zeit wure er hingegen stets mit tiefschwarzer Haartracht gesehen.
Das Aus für den Goldzahn
Doch die jüngsten Verbote dürften die Turkmenen nicht aus dem Gleichgewicht bringen. Schon der Vorgänger des jetzigen Präsidenten, Saparmuratov Niyazov, hatte das Land ganz nach seinen persönlichen Vorlieben umgestaltet. Der erste Präsident von Turkmensitan, der das zentralasiatische Land von 1991 bis zu seinem Tod 2006 regiert hatte, ließ seinem Einfallsreichtum freien Lauf. So hatte der „Vater der Turkmenen“ oder „Turkmenbashi“, wie er sich vom Volk nennen ließ, seinen Staatsdienern 2004 Goldzähne verboten. Niyazov unterband damit eine alte Tradition in Zentralasien. Denn dort gelten Goldzähne als ein Symbol für Wohlstand.
Zurück zu Tracht und Kopfbedeckung
Den Frauen empfahl Niyazov, sich einheitlich zu kleiden. Bei offiziellen Anlässen wird das Anlegen der turkmenischen Volkstracht, bestehend aus einem langen roten, bestickten Kleid und einer Kopfbedeckung, erwartet. Allerdings wurden unter Alt-Diktator Niyazov nicht nur bestimmte Äußerlichkeiten verboten. Der Mann, offenbar kein Freund von Kunst und Kultur, ließ auch die Oper, das Ballett und die Bezirksbibliothek schließen. Eines seiner Meisterwerke gelang Niyazov mit seiner Cäsar gleichen „Kalenderreform“. Alle Monate erhielten neue Namen. Als Vorlagen dienten dem Alt-Präsidenten ihm Nahestehende wie seine Mutter, die nun im April verewigt ist. Auch sein Lieblingsdichter bekam einen Monat. Die „Kalenderreform“ seines Vorgängers schaffte der neue Präsident zwar wieder ab, doch alles in allem scheint sich der jetzige Präsident Berdymukhamedov seinen Vorgänger, den „Vater der Turkmenen“, doch als Vorbild zu nehmen. In einem Punkt toppt er ihn sogar. Während Niyazo Staatsbediensteten nur Goldzähne verboten hatte, dürfen sie nun auch keinen Goldschmuck mehr tragen.
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