Luftwaffe hat nur vier kampfbereite "Eurofighter"

  02 Mai 2018    Gelesen: 1784
Luftwaffe hat nur vier kampfbereite "Eurofighter"

Neue, massive Probleme beim "Eurofighter": Nach SPIEGEL-Informationen sind von 128 Kampfjets nur eine Handvoll einsatzbereit. Im Ernstfall könnte die Bundeswehr ihre Nato-Pflichten nicht erfüllen.

Die Besucher der Internationalen Luftfahrtausstellung ILA südlich von Berlin konnten dieser Tage den "Eurofighter" als Meisterwerk der Technik bewundern. Gleich mehrmals donnerten die Kampfjets der Bundeswehr vergangene Woche über das Ausstellungsgelände am Flughafen Schönefeld. Die Piloten zeigten waghalsige Manöver, vor allem die Loopings waren spektakulär.

 

Die Einsatzrealität sieht trister aus. Nach SPIEGEL-Informationen kämpft die Luftwaffe mit einem massiven Problem am "Eurofighter". Der Großteil der 128 Maschinen starken Flotte ist für Einsätze gesperrt. Den Technikern macht das Selbstschutzsystem Sorgen, da an einem Behälter für Sensoren, im Fachjargon Wing Pod genannt, Kühlflüssigkeit austritt.

Ohne das System "Dass" aber ist der Jet für echte Missionen nicht einsatzbereit. Laut Insidern dürften derzeit nur rund zehn "Eurofighter" zu echten Einsätzen starten. Gemeint sind damit Anforderungen der Nato oder eben ein Notfall über Deutschland, zum Beispiel das Eindringen von feindlichen Flugzeugen in den Luftraum. Mit der kleinen Zahl sind die deutschen Zusagen an die Nato kaum zu erfüllen, bei der Allianz hat man 82 "Eurofighter" für Krisenfälle angemeldet.

Ohne Selbstschutz kein echter Einsatz

Das Problem ist kompliziert. Vereinfacht gesagt haben alle "Eurofighter" an den Flügeln einen Sensor, der feindliche Jets oder Angriffe erkennt und den Piloten warnt. Vor rund einem halben Jahr entdeckte man, dass der Pod nicht mehr richtig gekühlt wird. Da er zentral für das Selbstschutzsystem "Dass" ist und dieses bei allen Einsatzflügen aktiv sein muss, sinkt die Zahl der einsatzbereiten Jets.

Erst kürzlich kam dann noch ein weiteres Problem hinzu. Zwar konnten die Techniker die defekten Pods an den Flügeln austauschen, allerdings brauchten sie ein bestimmtes Ersatzteil zum Abdichten des Kühlkreislaufs. Dies aber, so die ernüchternde Antwort der Industrie, ist derzeit nicht mehr lieferbar, weil der Hersteller verkauft worden ist. Die Luftwaffe hat davon nichts erfahren, nun muss man improvisieren.

Schon vor der Entdeckung der neuen Probleme galt der "Eurofighter" als Sorgenkind der Luftwaffe. In einer offiziellen Übersicht für den Bundestag wurden im vergangenen Jahr nur 39 der 128 Jets als einsatzbereit aufgeführt. Dieser Bericht, im Fachjargon Klarstand genannt, war einer der düstersten Befunde über die vielen Waffensysteme und sorgte für negative Schlagzeilen. Aber zumindest schien es so, als verschweige man die Probleme nicht mehr.

spiegel


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