Israel tötet Hisbollah-Führer

  21 Dezember 2015    Gelesen: 824
Israel tötet Hisbollah-Führer
1979 ermordet ein libanesischer Terrorist einen Vater und dessen vierjährige Tochter. Nach fast dreißig Jahren in einem israelischen Gefängnis presst die Hisbollah ihn frei. Jetzt ist der Mann tot – gestorben bei einem israelischen Luftangriff in Damaskus.


Die israelische Luftwaffe hat offenbar einen Luftangriff auf ein Ziel in der syrischen Hauptstadt Damaskus geflogen und dabei einen Hisbollah-Anführer getötet. Die schiitische Hisbollah-Miliz teilte mit, "zionistische Kampfflugzeuge" hätten am Samstagabend um 22.15 Uhr ein Wohnhaus in Dscharamana, einem Vorort von Damaskus, angegriffen und dabei Samir Kuntar und einige Syrer "zum Märtyrer gemacht".

Einer englischsprachigen Hisbollah-Webseite zufolge wurden drei Raketen auf das Gebäude abgeschossen. Sein Bruder, der Journalist Bassam Al-Kantar, bestätigte den Tod des "Mudschahed-Kommandanten" auf Facebook.

Nach Informationen der Nachrichtenagentur Reuters wurden bei dem Angriff zwischen sechs und acht Menschen getötet, darunter Kommandeure der Hisbollah. Offiziell äußerte sich die israelische Regierung nicht zu dem Vorfall. Energieminister Yuval Steinitz sagte, für gewöhnlich äußere sich die israelische Regierung nicht zu solchen Gerüchten oder Berichten. Allerdings sei Kuntar ein sehr brutaler Terrorist, er habe vor vielen Jahren Zivilisten getötet, darunter ein Baby, und sei immer noch in Terrorismus verwickelt. "Wenn ihm etwas zugestoßen ist, dann kann keine zivilisierte Person das bedauern." Von Premierminister Benjamin Netanjahu gab es nach Angaben der "Jerusalem Post" keine Stellungnahme.

In Israel schlugen am Sonntag zwei aus dem Libanon abgeschossene Raketen ein. Die beiden Katjuscha-Raketen seien aus einem fünf Kilometer von der Grenze entfernten libanesischen Dorf abgefeuert worden und in Nordisrael eingeschlagen, sagte ein Vertreter der libanesischen Sicherheitskräfte. Die israelische Armee erklärte, ersten Erkenntnissen zufolge seien drei Raketen abgefeuert worden. "Sicherheitskräfte suchen das Gebiet ab." Der Südlibanon ist eine Hochburg der radikalislamischen Hisbollah-Miliz.

Hisbollah macht Aufständische für Angriff verantwortlich


Der Anschlag, an dem Kuntar beteiligt war, gilt in Israel als eines der grausamsten Attentate in der Geschichte des Landes. Zusammen mit drei weiteren Terroristen hatte Kuntar, ein libanesischer Druse, 1979 in der israelischen Stadt Naharija einen israelischen Polizisten ermordet und eine Familie als Geiseln genommen. Dabei erschoss Kuntar den Vater und erschlug nach israelischer Darstellung die vierjährige Tochter. Die Mutter hatte sich mit der zwei Jahre alten Tochter verstecken können; dabei erstickte das Kind. Ein Gericht verurteilte Kuntar zu drei Mal lebenslänglich. 2008 wurde er aus dem Gefängnis entlassen, im Austausch für die Leichen der israelischen Soldaten Ehud Goldwasser und Eldad Regev, die 2006 von der Hisbollah entführt worden waren.

Der Austausch von 2008 war in Israel umstritten. Die überlebende Mutter nannte Kuntars Tod eine "historische Gerechtigkeit". Der Bruder des 1979 getöteten Vaters sagte, mit Kuntars Tod "schließt sich der Kreis für einen der grausamsten Mörder".

Nach Informationen der Zeitung "Haaretz" aus israelischen Sicherheitskreisen war Kuntar in den vergangenen Jahren am Aufbau von Terrorzellen beteiligt, die Anschläge gegen Israel verüben sollten. Dabei soll er von der Hisbollah, vom Iran und von der syrischen Regierung unterstützt worden sein.

Der Austausch vor sieben Jahren war mit deutscher Vermittlung zustande gekommen. Der Hisbollah-Fernsehsender Al-Manar macht sunnitische Rebellen in Syrien für den Kuntars Tod verantwortlich. Aufständische in der Gegend von Dscharamana hätten sich wiederholt "mit dem israelischen Feind" abgesprochen, so der Sender. Es gebe "eindeutige Hinweise", dass auch der jüngste Angriff "von den zionistischen Streitkräften und den Terroristen" koordiniert worden sei.

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