Merkel sieht Frauenförderung als Existenzfrage

  05 Mai 2018    Gelesen: 2347
Merkel sieht Frauenförderung als Existenzfrage

Angela Merkel steht seit 18 Jahren an der Spitze der CDU - und sieht in ihrer Partei enormen Nachholbedarf beim Thema Frauenförderung. Es sei eine "Existenzfrage der Volkspartei", mehr Frauen als Mitglieder zu gewinnen.

CDU-Chefin Angela Merkel sorgt sich angesichts der männlichen Dominanz unter den Mitgliedern um die Zukunftsfähigkeit ihrer Partei. Auch die Männer müssten die Bedeutung des Themas begreifen, sagte Merkel anlässlich des 70. Geburtstages der Frauenunion. Nur 25 Prozent der CDU-Mitglieder seien Frauen, sagte die Kanzlerin. Damit "genügen wir nicht den Ansprüchen einer Volkspartei". Wenn man künftig Wahlergebnisse der Union von mehr als 40 Prozent wolle, müsse sich eine größere Repräsentanz in der Mitgliedschaft widerspiegeln. "Deshalb ist das nicht irgendeine Frage von Frauen, die gerne Karriere machen wollen, sondern es ist eine Existenzfrage der Volkspartei", sagte Merkel.

"Wenn die Bevölkerung in der Partei nicht repräsentiert ist, wird es natürlich immer schwieriger, die Wünsche einer Mehrheit der Bevölkerung auszudrücken, zu artikulieren und zu erkämpfen", sagte Merkel auch mit Verweis auf den Altersdurchschnitt der CDU-Mitglieder von über 60 Jahren.

Die CDU-Chefin sagte, sie habe bereits mit Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer über parteiinterne Änderungen gesprochen. Die Frauenquote reiche nicht. Merkel ist seit dem Jahr 2000 Vorsitzende der CDU.

Merkel kritisiert Kandidatenaufstellung

Die Vorsitzende der Frauenunion, Annette Widmann-Mauz, forderte, dass bei der Wahlrechtsänderung eine stärkere Berücksichtigung von Frauen festgeschrieben werden müsse. Dies hatte auch CDU-Generalsekretärin Kramp-Karrenbauer gefordert.

Die gemeinsame Kritik gleicht einer Kampfansage der führenden CDU-Frauen an die männlichen Mitglieder. Alle drei Frauen kritisierten, dass der Anteil der Frauen in der Unions-Bundestagsfraktion trotz der Bemühungen um Gleichberechtigunggesunken sei. Dafür gebe es im 21. Jahrhundert keine Entschuldigung mehr, sagte Merkel. Der Rückgang des Frauenanteils in der CDU-Bundestagsfraktion in der laufenden Legislaturperiode von einem Viertel auf ein Fünftel sei keine "Erfolgsgeschichte".

Hintergrund ist, dass die meisten Ortsvereine im Bundestagswahlkampf 2017 Männer als Direktkandidaten in den Wahlkreisen aufgestellt hatten. Da die CDU fast alle Wahlkreise direkt gewann, zogen deshalb weniger Kandidaten über die mit einer Frauenquote versehenen Landeslisten der Partei ins Parlament ein. In der CDU gilt seit gut 20 Jahren ein Quorum, nach dem etwa bei Listenaufstellungen mindestens ein Drittel aller Positionen mit Frauen besetzt werden sollen. Da die CDU viele Direktmandate habe, könne dies über die Liste nicht mehr "repariert" werden, sagte Merkel.

spiegel


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