Anhänger des türkischen Staatspräsidenten Recep Tayyip Erdogan haben am Sonntagabend in Berlin seine Wiederwahl ausgelassen gefeiert. Am Breitscheidplatz schwenkten mehrere hundert Menschen Fahnen der Türkei und der Regierungspartei AKP. Einige hielten Erdogan-Porträts hoch. Die Polizei sperrte den Bereich rund um die Gedächtniskirche ab.
Auch auf dem Kurfürstendamm feierten Erdogan-Anhänger das Ergebnis der vorgezogenen Präsidenten- und Parlamentswahlen mit Autokorsos. Lautstark wurde "Recep Erdogan, unser Führer" gerufen.
Der frühere Grünen-Chef Cem Özdemir kritisierte das scharf. "Die feiernden deutsch-türkischen Erdogan-Anhänger jubeln nicht nur ihrem Alleinherrscher zu, sondern drücken damit zugleich ihre Ablehnung unserer liberalen Demokratie aus", sagte der Bundestagsabgeordnete in der Nacht zum Montag. "Das muss uns alle beschäftigen."
Erdogan erzielte bei der Wahl am Sonntag in Deutschland ein deutlich besseres Ergebnis als zu Hause. Nach Auszählung von fast 80 Prozent der Stimmen in Deutschland lag er mit 65,7 Prozent weit vor seinem stärksten Konkurrent Muharrem Ince von der größten Oppositionspartei CHP mit 21,5 Prozent. Das Gesamtergebnis des amtierenden Präsidenten ist deutlich schwächer: Nach Auszählung von 99 Prozent der Stimmen kam er auf 52,5 Prozent.
Bis zum 19. Juni konnten Türken in 13 Wahllokalen in Deutschland abstimmen. Mit 49,7 Prozent der 1.443.585 Stimmberechtigten war die Wahlbeteiligung bis zu diesem Datum so hoch wie nie zuvor. Danach gab es für Auslandstürken aber noch die Möglichkeit, bis zum Wahltag am Sonntag an den Grenzübergängen, Häfen und Flughäfen der Türkei abzustimmen.
spiegel
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