Warum kommen Flüchtlinge und Migranten gerade über die Balkanroute?
In Südosteuropa sind ausnahmslos kleine, arme und strukturell rückständige Staaten beheimatet. Sie haben weder ausreichend Personal noch Sach- und Geldmittel, um dem Ansturm Hunderttausender etwas entgegenzusetzen. Also setzten sie sich an die Spitze des Trecks und schleusten die Menschen in Staatsregie mit Bussen oder Zügen einfach weiter in Richtung Norden.
Konnten die Transitstaaten gar nichts unternehmen?
Viele Staaten sind so mit eigenen Problemen beschäftigt, dass sie keine großen Anstrengungen auf die Flüchtlingskrise verwenden können oder wollen. Griechenland steckt seit langem in einer schwierigen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Lage. Mazedonien ist durch innenpolitischen Streit seit eineinhalb Jahren blockiert. Kroatien war monatelang im Wahlkampf mit sich selbst beschäftigt. Als klar wurde, dass die Migranten nicht bleiben, sondern weiter wollten, schwand das Interesse an einer Dauerlösung.
Die EU-Kommission will Grenzschützer im Notfall auch gegen den Willen von Staaten einsetzen. Die Pläne stoßen auf massive Kritik. Einen Tag vor dem EU-Gipfel stellt sich die Bundesregierung hinter den Vorschlag. mehr…
Können die Länder denn nicht gemeinsam das Problem angehen?
Das hat die EU bei ihrem Krisentreffen im Oktober von den Balkanstaaten verlangt. Doch wegen historischer Feindschaften wird eher gegen- als miteinander gearbeitet. Vielen Ländern kommt es nur darauf an, es in der Flüchtlingskrise (angeblich) besser zu machen als der ungeliebte Nachbar.
Ist die freie Fahrt auf der Balkanroute durch Grenzzäune bedroht?
Ungarn hat es mit der Abschottung seiner Grenze zu Serbien und Kroatien vorgemacht. Slowenien ist in einer Lightversion gefolgt. Zwar sind auf 80 der über 600 Kilometer Grenze zu Kroatien Zäune errichtet worden. Das betrifft aber nur die grüne Grenze; die Übergänge bleiben im Prinzip offen. Eine ähnliche Strategie verfolgt Österreich.
Wann kann es auf der Transitstrecke zu Problemen kommen?
Wenn das Hauptzielland Deutschland die Zahl der Einreisenden drosselt. Dann würde eine Art Sackgasse oder ein Flaschenhals geschaffen, vor dem sich die Flüchtlinge stauen. Das ist die große Furcht der Balkanstaaten, die nicht ausreichend Kapazitäten haben, Zehntausende Menschen über einen längeren Zeitraum unterzubringen und zu versorgen. Und das bahnte sich zuletzt an, als Mazedonien Asylsuchenden aus Pakistan, dem Sudan, Kongo, Marokko und Bangladesch den Weg versperrte und nur noch Syrer, Iraker und Afghanen durchließ, die in Deutschland auf Asyl hoffen können.
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