Autogramm Audi Q8

  10 Juli 2018    Gelesen: 1101
Autogramm Audi Q8

Später als die Konkurrenz bringt Audi ein SUV-Coupé auf den Markt, dafür ist der Wagen vergleichbaren Modellen beim Platzangebot überlegen. Buchstäblich am Ende lässt der Q8 jedoch einen entscheidenden Handgriff nicht zu.

 

Der erste Eindruck: Dick geht auch schick. So gewaltig der Q8 geraten ist, so elegant und in Teilen sogar filigran wirkt der Zweitonner.

Das sagt der Hersteller: Ja, man sei spät dran, räumt Audi-Designchef Marc Lichte ein und zollt dem Konkurrenten BMW Respekt, der das Segment des SUV-Coupé vor zehn Jahren mit dem X6 begründet hat. Mercedes zog mit dem GLE Coupénach. "Wenn wir schon spät dran sind, wollen wir wenigstens mit einem eigenständigen Auto starten", sagt Lichte. Der Q8 mag nicht ganz so sportlich aussehen wie der BMW X6, dafür ist es das erste SUV-Coupé mit rahmenlosen Seitenscheiben und mit einem praktischen Mehrwert für die Fondpassagiere. Endlich gibt es in einem Wagen dieser Art hinten richtig Platz. Dank der technischen Nähe zum Audi A8 ist der Wagen obendrein nobler und moderner als die Konkurrenzmodelle.

Das ist uns aufgefallen: Von außen betrachtet ist der Q8 der erste Audi seit Langem, der mal wieder einen frischen Look zeigt. Es gibt kaum ein gemeinsames Blechteil mit dem Q7. Der Kühlergrill ist eigenständig und unverwechselbar, die Flanken sind - in Erinnerung an den Ur-Quattro - stärker tailliert und vor allem das schräge Heck ist ein Blickfang. Und das nicht nur bei Nacht, wenn das durchgehende LED-Band feuerrot leuchtet.

Innen dagegen wirkt der Q8 beinahe vertraut - und das ist auch gut so. Das Auto ist das erste Q-Modell, das die Bedien- und Infotainment-Architektur des A8 übernimmt. Während es im Q7 noch Dutzende von Tasten gibt, blickt man im Q8 auf zwei große Touchscreens. Die Instrumente sind serienmäßig digital, selbst die Scheinwerfer und die Klimaanlage für den Fond werden mit Sensorfeldern gesteuert. Auf dem Mitteltunnel sind lediglich vier Schalter übriggeblieben. "Klarheit ist das neue Premium", sagt Designer Lichte, der die Leere geradezu inszeniert und nicht alles mit Zierkonsolen zugekleistert hat. Obwohl das Auto wirklich groß ist, wirkt es dadurch fast schon fein und filigran.

Ein vergleichbares Aha-Erlebnis hat man, wenn man in der zweiten Reihe Platz nimmt. Denn anders als beispielweise im BMW X6 bietet der Q8 auch für Hinterbänkler großzügig Raum an. Der Radstand misst drei Meter, die Kopffreiheit ist besser als bei der Konkurrenz, und die geteilte Rückbank lässt sich um eine Handbreit in Längsrichtung verschieben - sodass entweder ein großzügiger Fußraum oder Laderaum entsteht.

Auch beim Fahren hält der Q8 ein paar Überraschungen bereit. Natürlich ist das SUV-Coupé kein Sportwagen, und die Paraderolle des Dickschiffs ist der gemütliche Dauerlauf mit weicher Luftfederung, geschmeidigen Schaltvorgängen der Achtgang-Automatik und einer dazu passenden Lenkung. Doch wer den sportlichen "Drive Mode" aktiviert und Extras wie Hinterrad-Lenkung oder das Sportfahrwerk bestellt, der erlebt den Koloss als überraschend knackig und handlich. Dumm nur, dass er sich dabei so leise und unangestrengt verhält, dass man jedes Gefühl für Geschwindigkeit verliert und daher dem Grenzbereich bisweilen näher kommt, als einem lieb ist.

Das muss man wissen: Der Vorverkauf für den Q8 beginnt in diesen Tagen, ausgeliefert werden die ersten Autos nach den Sommerferien. Zunächst gibt es den Wagen ausschließlich als Q8 50 TDI mit einem drei Liter großen V6-Diesel, der mit 286 PS Leistung und 650 Nm Drehmoment leichtes Spiel mit dem schweren Auto hat. Wie viel der Q8 verbraucht, hat Audi noch nicht ermittelt. Auf jeden Fall sei es weniger als beim Q7, heißt es, weil das Auto etwas windschnittiger und leichter ist und alle Motoren als Mildhybrid-Antriebe mit 48-Volt-Generator ausgeliefert werden. Der hilft beim Anfahren, verlängert die Start-Stopp-Phasen, kann mehr Energie rekuperieren und soll so den Alltagsverbrauch im Mittel um 0,7 Liter drücken.

Beim dicken Diesel wird es aber nicht bleiben. Ab Anfang nächsten Jahres gibt es den Dreiliter-Diesel auch mit 231 PS und einen hubraumgleichen Benziner mit 340 PS. Vierzylinder sind erst mal keine geplant, dafür wird von sportlichen Varianten wie einem SQ8 und gar einem RSQ8 gemunkelt. Weniger wahrscheinlich sind alternative Antriebe. Schließlich startet im gleichen Segment zum Jahresende der e-tron, der erste rein elektrische Audi.

Seiner Rolle als heimliches Flaggschiff der Marke wird der Q8 nicht nur aufgrund des auffälligen Designs sowie der üppigen Ausstattung gerecht, sondern auch wegen des Preises. Denn mit 76.300 Euro liegt er rund 12.000 Euro über einem vergleichbar motorisierten, allerdings schlechter ausgestatteten Q7. Und schon mit ein paar der vielen Extras - etwa den Paketen mit automatischen Fahrfunktionen - landet man schnell auf A8-Niveau.

Das werden wir nicht vergessen: Die Rückbank, die sich nicht vom Kofferraum aus umklappen lässt. Zwar soll der Q8 Audi den Weg in die Zukunft weisen, doch ein bisschen mehr Interesse für das, was weiter hinten passiert, hätte dennoch nicht geschadet.

Fahrzeugschein
Hersteller:Audi
Typ:Q8 50 TDI
Karosserie:SUV
Motor:V6-Turbodiesel-Direkteinspritzer
Getriebe:Achtgang-Automatik
Antrieb:Allrad
Hubraum:2.998 ccm
Leistung:286 PS (210 kW)
Drehmoment:600 Nm
Von 0 auf 100:6,3 s
Höchstgeschw:245 km/h
Kofferraum:605 Liter
umgebaut:1.755 Liter
Gewicht:2.145 kg
Maße:4986 / 1995 / 1705
Preis:76.300 EUR

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