Was, wenn er weiter in den Umfragen führt, aber nicht die absolute Mehrheit bei den Wahlmännern auf dem entscheidenden Parteitag bekommt? Darauf müsse man auf vorbereitet sein, so die Quellen der Zeitung, und dafür sorgen, dass im richtigen Moment die richtigen Mehrheiten bei den Abstimmungen zusammen kommen.
Erwartungsgemäß tobte Trump los, nachdem der Artikel erschienen war, und drohte mit Parteiaustritt und Solokandidatur, wenn er „unfair“ behandelt werde. Die Nummer drei der Umfragen, Ben Carson, zieht mit: „Wenn die Führer die Partei zerstören wollen, dann sollen sie ruhig weitermachen mit solchen Treffen, wie sie die Washington Post beschreibt“, so Carson.
Zurück bleibt eine Partei in Panik: Treten beide Anwärter alleine im Kampf um das Weiße Haus an, könnten sie im November 2016 am Wahltag zwar kaum gewinnen, aber enorm viele Stimmen aus dem zersplitterten republikanischen Lager abziehen. Der Weg für die Demokratin Hillary Clinton wäre dann frei.
Es herrscht politische Anarchie in der bislang so heilen Zwei-Parteien-Welt in Washington. Etablierte Parteigrößen fallen bei den Parteianhängern auf einmal krachend durch. Krasse Außenseiter erleben dagegen ungeahnte Zustimmung. Mit Trump führt ein raubeiniger Reality-TV-Star und Immobilien-Unternehmer die Hitliste der republikanischen Wähler an, der ausdrücklich hervorhebt, dass er „kein Politiker“ sei und unangebrachte „political correctness“ als Anfang allen Übels sieht. Er fordert eine besondere Behandlung von Muslimen in- und außerhalb Amerikas, will Einwanderung in die USA stoppen, Visas abschaffen, und seine Beliebtheitswerte steigen.
Amerika ist gespalten, unzufrieden und fühlt sich gedemütigt. Die Terror-Diskussion hat nach einer Massenschießerei in Kalifornien ein hysterisches Level erreicht, das an Hexenjagd erinnert. Präsident Barack Obama musste öffentlich zur Besonnenheit mahnen. Russlands Präsident Wladimir Putin demütigt die USA auf der Krim und in Syrien. Kongress und Senat gelten bei den Bürgern als komplett funktionsunfähig. Eine Kerbe, in die viele Kandidaten nur zu gerne schlagen: Sie wollen da mal so richtig „ausmisten“, und das bei den Lobbyisten gleich mit.
Auch die Wall Street steht unter Beschuss. Während sie sich, gerettet mit Steuergeldern, blendend von der Krise 2008 erholt hat und Banker-Boni nur so sprudeln, steht der normale Mittelschichts-Amerikaner weiter mit dem Rücken zur Wand. Die Haushaltseinkommen stagnieren bestenfalls. Das sind die Zeiten, in denen die extremen Meinungen Gehör finden, von welcher Seite auch immer. Die gemäßigte Mitte hat nichts zu melden.
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