Im Jahr 1968 revolutionierte BMW die Welt der exklusiven Coupés. Zuerst mischte der BMW 2800 CS als elegantes Hardtop-Coupé mit Sechszylinder-Triebwerk von turbinenartiger Laufkultur die luxuriösen Zweitürer auf. Dann lieferte er sich als flügelbewehrter Hochleistungsathlet vom Typ 3.0 CSL mit Sportikonen der 70er-Jahre wie Porsche 911 und Ford Capri RS epische Rennschlachten.
"Überlegenheit durch Siege" nannte die BMW-Werbung die Dynamik, mit der die beim niedersächsischen Karosseriebauer Karmann gefertigten blauweißen Leistungsträger im Coupé-Segment für Aufruhr sorgten. Nicht nur die mondänen Mercedes-S-Klasse-Coupés fanden in den leistungsstärksten BMW ernste Herausforderer, auch agile Achtzylinder und eben den ewigen Elfer attackierten die mit italienischer Leichtigkeit gezeichneten Zweitürer. Tatsächlich verglichen Fachleute die Linien des BMW CS sogar mit Stilikonen wie Fiat Dino oder Lancia Flaminia Coupé. Was BMW 1968 veranlasste, in der Pressemappe zum 2800 CS explizit zu erklären: "Ohne jede Anlehnung an die Formvorstellung der großen Couturiers jenseits der Alpen entstand im BMW-Styling eine Karosserie von bestechender Eleganz". Filigrane Konturen, die übrigens keineswegs neu waren, sondern nur eine sanfte Evolution der Silhouette des Vierzylinders 2000 CS darstellten. So genügten den Sechszylindern ein längerer Vorderwagen und brillante Doppelscheinwerfer fürs Überholprestige auf der Straße und konsequenter Leichtbau für Erfolge auf der Strecke.
Vier Augen verscheuchen Langsamfahrer
Parallel platzierte Doppelscheinwerferpaare geben den Hauptscheinwerfern der 1968 eingeführten Sechszylinder-Limousinen (Baureihe E3) und den darüber positionierten Coupés (Code E9) ein unverkennbares Aussehen. Ein Attribut, das damals vor allem Hochleistungsfahrzeuge auszeichnete. Wenn sich schnelle Limousinen und Coupés im Rückspiegel der Vorausfahrenden näherten, sollten Langsame beim Anblick der Doppelstrahler die linke Spur freigeben.
Bei den bis zu 206 PS starken Sechszylinder-Coupés ersetzten diese Lampen aber auch die kostspieligen Scheinwerfer des vorausgegangenen 2000 CS, die durch trapezförmige Plastikabdeckungen einen nicht unumstrittenen stilistischen Akzent gesetzt hatten. Wer von den bis zu 220 km/h schnellen Gran Turismo mit den Typenkürzeln 2800 CS, 3.0 CS, 3.0 CSi und 3.0 CSL (ab 1971) oder aber von der 1974 nachgelegten Sparversion 2.5 CS überholt wurde, konnte beim Blick auf die Flanken des von Wilhelm Hofmeister entworfenen BMW-Flaggschiffs weitere Insignien der Macht erkennen. So kündeten angedeutete Kühlluftschlitze auf den vorderen Kotflügeln je nach Interpretation von der Leistungsfähigkeit der Bremsanlage (die aber im Gegensatz zur E3-Limousine anfangs nur vorne über Scheiben verfügte) oder vom Temperament des bayerischen Topaggregats unter langen Haube. Immerhin versprach BMW schon beim 2800 CS unter anderem "eine neuartige Ölpumpe, die bei Höchstdrehzahlen 2400 Liter Öl in der Stunde durch den Motor jagt". Werte fast auf Formel-1-Niveau, die nicht einmal Ferrari für seine straßentauglichen V12-Boliden reklamierte.
Pures Adrenalin
Dem Lockruf sportlicher Lorbeeren folgten die bajuwarischen Coupés dennoch erst in der zweiten Lebenshälfte. Anfangs genügten spektakuläre Concept Cars wie der von Bertone realisierte BMW 2800 Spicup mit elektrischem Lamellen-Targadach und formschöne Cabriolet-Entwürfe, um den 4,66 Meter großen BMW im Gespräch zu halten. Erst 1971 mutierte der Münchner zum 3,0-Liter-Muscle-Car. Dazu wurde der unter dem BMW-Motorenmagier Paul Rosche konstruierte M30-Sechszylinder in einer neuen Ausbaustufe präsentiert. Drei Liter Hubraum und 180 PS Leistung mit Vergaser (3.0 CS) beziehungsweise 200 PS mit elektronisch gesteuerter Bosch-Benzineinspritzung (3.0 CSi) sorgten für pures Adrenalin, denn damit fuhren die BMW sogar den neuen V8-Mercedes 350 SL/SLC oder US-Ikonen wie Dodge Challenger davon. Nicht einmal der Alfa Romeo Montreal V8 konnte dem besonders edel ausgestatteten BMW-Einspritzer gefährlich werden, traf dieser doch genau die Lücke zwischen schnellem Luxusliner und Supersportwagen.
Nur die Nordamerikaner mussten auf das rasante Einspritz-Coupé verzichten, dabei hatte doch BMW-Importeur Max Hoffman auf ein Revival der Golden Fifties gesetzt, als das V8-Doppel aus BMW 503 und 507 zum extravaganten Accessoire von Hollywood-Stars avancierte. Andererseits konnten die ebenfalls kostspieligen 2800 CS und 3.0 CS bereits mit Doppel-Vergaser Marksteine setzen, die ihnen einen finanzstarken Fan-Kreis sicherten. Technisch beeindruckte der 2800 CS zunächst durch eine serienmäßige Abgasreinigung für die strengen Kalifornien-Standards ohne die sonst notwendige Nachbehandlung. In den Fahreigenschaften wurden die BMW Coupés in Medien sogar mit Ferrari verglichen und in der Verarbeitungsqualität mit Rolls-Royce. Das typische pfeifende Windgeräusch an den nicht perfekt eingepassten rahmenlosen Fenstern des BMW wurde dabei meist als Manufaktur-Qualität akzeptiert. Auch die ersten BMW Art Cars verdanken ihre Gestaltung Amerikanern: Alexander Calder und Frank Stella verwandelten 1975 und 1976 zwei BMW 3.0 CSL in mobile Kunstwerke, die sogar in Le Mans starteten.
"L" ließ Fans Schlange stehen
Rennluft schnupperten die BMW Coupés allerdings schon früher. Zunächst waren es von Alpina und Schnitzer auf bis zu 300 PS geschärfte CS, die im Tourenwagensport für Furore sorgten, aber 1972 gründete BMW die Motorsport GmbH. Dort wurde auch der bereits im Vorjahr präsentierte 3.0 CSL fit gemacht für große Aufgaben. "L" stand für Leichtbau und dieser Konstrukteurskunst huldigten die CSL durch Aluminium für Türen und Hauben, Plexiglas für die Fenster sowie dünneres Blech. 200 Kilogramm sparten die exorbitant teuren Sportgeräte damit ein, die in einer Homologationsauflage von 1000 Einheiten verkauft werden mussten. Die Fans standen Schlange - obwohl das die Aerodynamik verbessernde hintere Luftleitwerk keine Straßenzulassung erhielt. Immerhin wurde das gigantische Geflügel im Kofferraum mitgeliefert und so tauchten bald die ersten, liebevoll Batmobil genannten BMW auf den Bundesautobahnen auf.
Tatsächlich beherrschte der BMW 3.0 CSL die Tourenwagenszene ebenfalls fast nach Belieben. Mit dem ersten Vierventil-Sechszylinder-Reihenmotor und der ersten ABS-Bremsanlage (ab 1974), und auch unter der Fahne von Alpina und Luigi gewannen die BMW Coupés bis 1979 insgesamt sechs Mal den Titel der Tourenwagen-Europameisterschaft. Zu diesem Zeitpunkt war die Produktion des Zweitürers längst zugunsten des 1976 eingeführten ersten BMW 6ers ausgelaufen. Aber die BMW 2.5 CS bis 3.0 CSL strickten bereits an ihrer Legende für die Ewigkeit, die 2015 durch die Studie BMW 3.0 CSL Hommage ein Denkmal erhielt.
Quelle: n-tv.de
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