Nach dem mutmaßlichen Attentat auf den venezolanischen Präsidenten Nicolás Maduro sind Regierungsangaben zufolge sechs Menschen festgenommen worden. Einer der als "Terroristen" bezeichneten Verdächtigen werde beschuldigt, bereits in einen Anschlag auf eine Militärbasis im Jahr 2017 verwickelt gewesen zu sein, teilte Innenminister Nestor Reverol mit. Er sei deshalb per Haftbefehl gesucht worden. Ein weiterer Festgenommener sei bereits 2014 wegen Protesten gegen die Regierung in Gewahrsam genommen worden.
Der sozialistischen Präsident Maduro hatte eine Rede bei einer Militärveranstaltung in der Innenstadt von Caracas gehalten, als sich mindestens eine Explosion ereignete. Nach Angaben von Informationsminister Jorge Rodriguez explodierten mit Sprengstoff beladene Drohnen in der Nähe der Veranstaltung. Die Übertragung der Rede Maduros im Fernsehen wurde unterbrochen. Der Präsident blieb unverletzt.
Direkt nach dem Zwischenfall kamen Zweifel an der offiziellen Attentatsversion auf. So berichteten anonyme Feuerwehrleute, dass keine Drohnen explodiert seien, sondern lediglich ein Gastank in einem Gebäude.
Die Opposition befürchtet, dass Maduro aus der Situation Nutzen zieht und massiv gegen sie vorgeht. "Wir warnen davor, dass die Regierung den Vorfall ausnutzt, um diejenigen zu kriminalisieren, die legal und demokratisch in Opposition zu ihr stehen", schrieb das Oppositionsbündnis Breite Front in einer auf Twitter veröffentlichten Stellungnahme.
Demnach sei auch zu befürchten, dass die Unterdrückung und der systematische Verstoß gegen Menschenrechte noch ausgeweitet würden. Maduro wird das Errichten einer Diktatur in dem ölreichen Staat vorgeworfen. Venezuelaleidet seit langem unter einer schweren Wirtschafts- und Versorgungskrise und der höchsten Inflationder Welt.
Maduro beschuldigte Kolumbiens Präsident und die USA
Später beschuldigte Maduro in einer Fernsehansprache den kolumbianischen Präsidenten Juan Manuel Santos, für den Attentatsversuch verantwortlich zu sein. Zudem sollen Finanziers der Attacke in Florida sitzen. Die USA schlossen jedwede Beteiligung der US-Regierung am Attentat aus. Die bisher weitgehend unbekannte Gruppe "Nationale Bewegung von Soldaten in T-Shirts" reklamierte die Tat für sich und kündigte weitere Angriffe auf die Staatsführung an.Maduro war im Mai im Amt bestätigt worden. Seine wichtigsten Rivalen distanzierten sich von der Wahl und beklagten Unregelmäßigkeiten. Das ölreiche Land steckt seit Jahren in einer tiefen Wirtschaftskrise, die zu Unterernährung in der Bevölkerung, Hyperinflation und Massenauswanderung geführt hat.
spiegel
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