Lamya Kaddor: Es braucht Schlichter in Flüchtlingsheimen

  29 September 2015    Gelesen: 685
Lamya Kaddor: Es braucht Schlichter in Flüchtlingsheimen
Die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor plädiert für den Einsatz von Streitschlichtern in Flüchtlingsunterkünften, um gewaltsame Auseinandersetzungen zu verhindern. Natürlich komme es zu Konflikten, wenn so viele Menschen auf engem Raum zusammenleben müssten, sagte Kaddor am Dienstag im ZDF-«Morgenmagazin».
«Auf so engem Raum sind Rangeleien unter Flüchtlingen nicht verwunderlich», so die Islamwissenschaftlerin Lamya Kaddor. «Die Trennung nach religiöser Herkunft löst das Problem nicht». Die Einschätzung, dass sich in den Unterkünften ein «explosives Gemisch» zusammenbraue, bezeichnete die Expertin als «populistisches Gerede».

Im nordhessischen Kassel-Calden hatte es in einer Flüchtlingsunterkunft am Sonntag eine Massenschlägerei zwischen 70 Pakistanern und 300 Albanern gegeben, so die dpa. Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) hatte vorgeschlagen, Flüchtlinge nach Religionen zu trennen, um Gewaltausbrüche zu verhindern.

Ein düsteres Bild von Flüchtlingsheimen und dem Umgang von Asylbewerbern untereinander hat unterdessen der Vorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG), Rainer Wendt, gezeichnet. Gewaltausbrüche seien «keine neue Entwicklung», sagte er der «Passauer Neuen Presse» (Dienstag). «Wir erleben diese Gewalt seit Wochen und Monaten. Es schließen sich Gruppen nach Ethnien, nach Religion oder Clan-Strukturen zusammen und gehen mit Messern und selbst gebastelten Waffen aufeinander los.»

Laut Wendt werden religiös und politisch motivierte Konflikte und Kämpfe um die Vorherrschaft ausgetragen. «Vieles davon ist sicher der Enge in den Unterkünften geschuldet, aber es gibt auch knallharte kriminelle Strukturen», meinte der Gewerkschafter.

Die meisten Gewalttaten fänden innerhalb der muslimischen Gruppen statt. «Da kämpfen Sunniten gegen Schiiten, da gibt es Salafisten unterschiedlichster Ausprägung. (…) Frauen werden zur Verschleierung gezwungen. Männer werden gezwungen zu beten. Islamisten wollen dort ihre Werte und Ordnung einführen», so Wendt. Christen sollten deshalb «unter besonderen Schutz» gestellt werden. Sie würden oft massiv bedrängt.

Es gebe aber noch andere schutzbedürftige Gruppen – vor allem Frauen und allein reisende Kinder und Jugendliche. «Hier lässt sich das wahre Ausmaß der Gewalt nur schätzen, weil Frauen und Kinder oft aus Angst keine Anzeige erstatten. Da geht es auch um Missbrauch und Vergewaltigung.»

Wendt forderte eine schnelle Abschiebung von gewalttätigen Flüchtlingen. «Bei denjenigen, die hier straffällig werden, Verbrechen begehen, muss der Rechtsstaat mit ganzer Härte durchgreifen.»

Knapp sechs Wochen nach dem Gewaltausbruch in der Erstaufnahmestelle für Flüchtlinge im thüringischen Suhl hat die Polizei landesweit 15 Verdächtige festgenommen, meldet die dpa weiter. Der Großeinsatz laufe seit 6.30 Uhr, sagte ein Polizeisprecher am Dienstagmorgen in Suhl. Die Beamten durchkämmten mehrere Unterkünfte im Freistaat. Genaue Angaben zu den Orten wurden unter Verweis auf die laufenden Ermittlungen zunächst nicht gemacht. Rund 310 Beamte seien an der Aktion beteiligt, hieß es.

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