Dschihadisten: IS-Fatwa belegt brutalen Missbrauch von Sklavinnen

  29 Dezember 2015    Gelesen: 961
Dschihadisten: IS-Fatwa belegt brutalen Missbrauch von Sklavinnen
Die Terrormiliz "Islamischer Staat" hat den Umgang mit versklavten Frauen bürokratisch genau geregelt. Das belegt eine Fatwa, die ein US-Spezialkommando in Syrien erbeutet hat. Das Dokument ist ein weiterer Beleg dafür, wie der IS den Islam verzerrt.
Die Terrororganisation "Islamischer Staat" (IS) hat in den vergangenen anderthalb Jahren Tausende Frauen und Mädchen systematisch versklavt. Die meisten Opfer sind Jesidinnen, sie sind rechtlos, werden missbraucht, verkauft und sind von der Willkür ihrer "Besitzer" abhängig.

Nun ist ein Dokument aufgetaucht, in dem der IS den Umgang mit den Sklavinnen regelt. Die Fatwa, ein religiöses Gutachten, das von Theologen der Dschihadistenmiliz erstellt wurde, besteht aus 15 Punkten. Detailliert legt der IS darin fest, wann und wie seine Kämpfer mit den versklavten Frauen Sex haben dürfen.

Die US-Armee hatte das Dokument im Mai dieses Jahres bei einer Kommandoaktion gegen den tunesischen IS-Kommandeur Abu Sayyaf in Syrien erbeutet. Bei dem Einsatz stellte das US-Militär einen riesigen Datenschatz sicher, der seither Stück für Stück ausgewertet wird.

Der IS brüstet sich mit der Sklaverei

Die Fatwa 64, um die es hier geht, ist auf dem 29. Januar 2015 datiert. In dem Gutachten antworten die IS-Theologen auf einen unbekannten Fragesteller. Der beklagt sich darüber, dass "einige Brüder" Sklavinnen falsch behandelten. Weil man seit Jahrhunderten keine Erfahrung im Umgang mit Sklaven habe, erbittet er sich eine Klärung der Sachlage.

Es folgt eine bürokratische Aufzählung von Vorschriften. Ein paar Beispiele: Vater und Sohn dürfen nicht mit derselben Sklavin Sex haben. Analverkehr mit weiblichen Gefangenen ist generell untersagt. Schwangere Sklavinnen dürfen nicht abtreiben.

Der IS gibt sich keine Mühe, die systematische Ausbeutung der Frauen zu verbergen. Im Gegenteil: Er nutzt die Versklavung für seine Propaganda. Videos und Bilder von Sklavenmärkten in Syrien und im Irak sollen nicht nur Angst bei den Gegnern der Dschihadisten schüren, sondern auch Männer aus dem Ausland anlocken. Wenn sie sich im Kampf bewähren, wird ihnen als Trophäe eine Sklavin versprochen.

Das nun aufgetauchte interne Dokument bietet erstmals einen Hinweis darauf, dass der Missbrauch Tausender Jesidinnen selbst innerhalb des IS manchen offenbar zu weit ging. Deshalb sah sich die Führung offenbar gezwungen, zumindest einige Regeln aufzustellen.

"Die Wiedereinführung der Sklaverei ist im Islam verboten"

Unter anderem ist die Rede davon, dass weibliche Gefangene nicht erniedrigt werden dürften und ihr Besitzer Mitgefühl zeigen müsse. Für die Frauen, denen die Flucht aus der IS-Gefangenschaft gelang, klingt das wie Hohn. Sie haben detailliert Zeugnis darüber abgelegt, dass die Dschihadisten Sklavinnen wie Vieh behandeln und keinerlei Menschlichkeit kennen.

Für Abdel Fattah Alawari, Dekan der Fakultät für islamische Theologie an der Azhar-Universität in Kairo, ist die Fatwa ein weiterer Beleg dafür, dass der IS die Grundsätze des Islams vorsätzlich falsch auslegt. Die Koranverse und Überlieferungen vom Leben des Propheten Mohammed, mit denen die Terroristen nun die Versklavung der Frauen rechtfertigen, hätten eigentlich den Zweck gehabt, die Sklaverei einzudämmen.
"Judentum, Christentum, die griechischen, persischen und römischen Zivilisationen haben die Frauen ihrer Feinde als Sexsklaven genommen", sagte Alawari. "Der Islam hat diese Praxis vorgefunden und dann daran gearbeitet, sie Schritt für Schritt abzuschaffen."

Bereits 2014 hatten mehr als hundert islamische Gelehrte in einem offenen Brief an IS-Chef Abu Bakr al-Baghdadi die religiöse Begründung für die Versklavung der Frauen scharf zurückgewiesen. Sie schrieben: "Die Wiedereinführung der Sklaverei ist im Islam verboten."


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