Europas Banken haben das Nachsehen

  04 September 2018    Gelesen: 617
Europas Banken haben das Nachsehen

Von den sprudelnden Gewinnen an der Wall Street können Banken in Europa nur träumen. Zehn Jahre nach der Finanzkrise fallen die Gewinne jenseits des Atlantiks kräftiger aus. Die US-Institute profitieren von der boomenden Wirtschaft - und Trumps Steuerreform.

Europas führende Banken fallen im Wettlauf mit der US-Konkurrenz immer weiter zurück. Zwar konnten Europas Großbanken im ersten Halbjahr ihre Gewinne im Vergleich zum Vorjahreszeitraum steigern. Jenseits des Atlantiks stiegen die Überschüsse aber erneut deutlich kräftiger, wie eine veröffentlichte Auswertung des Beratungsunternehmens EY ergab. Demnach verdienten die zehn nach Bilanzsumme größten Geldinstitute in Europa in den ersten sechs Monaten 2018 unter dem Strich zusammen 26,3 Milliarden Euro und damit 9 Prozent mehr als vor Jahresfrist. Die zehn größten US-Banken kamen auf umgerechnet rund 69,1 Milliarden Euro - ein Plus von gut 19 Prozent.

Noch deutlicher ist der Abstand beim Vorsteuergewinn: Erneut gesteigerte 87,5 Milliarden Euro (USA) stehen dabei stagnierenden 40,6 Milliarden Euro (Europa) gegenüber. Die nüchterne Bilanz der EY-Experten: "Seit 2012 sind die Gewinne der amerikanischen Banken zum Ende eines ersten Kalenderhalbjahres jeweils mindestens doppelt so hoch wie die ihrer europäischen Konkurrenten." Und der Abstand scheine sich zu vergrößern.

Im laufenden Jahr profitierten die US-Institute vom Boom der heimischen Wirtschaft und der Steuerreform der Trump-Regierung. In Europa sind zehn Jahre nach der jüngsten Finanzkrise die Altlasten noch immer nicht abgearbeitet. "Insgesamt ist die Gewinnsituation der europäischen Banken nach wie vor weit entfernt vom Vorkrisenniveau und immer noch nicht zufriedenstellend", stellt EY-Bankenexperte Dirk Müller-Tronnier fest. "Nach wie vor belasten Abschreibungen sowie Restrukturierungs- und Rechtskosten die Bilanzen."

Fed hat Zinsen längst angehoben

Die US-Regierung hatte den Banken nach der Krise 2007/2008 zwangsweise Staatsgeld verordnet - und sorgte so nach Ansicht vieler Experten dafür, dass sich die dortige Finanzbranche deutlich schneller erholte. Erschwerend kommt in Europa hinzu, dass der Markt sehr stark zerklüftet ist und sehr viele Banken um Kunden buhlen. Zudem drücken die historisch niedrigen Zinsen im Euroraum die Erträge.

Während die US-Notenbank Fed die Zinsen längst wieder angehoben hat, hat die Europäische Zentralbank (EZB) eine erste Zinserhöhung frühestens für Herbst 2019 in Aussicht gestellt. Kein Wunder also, dass die US-Schwergewichte an der Börse weit mehr wert sind: Während die Marktkapitalisierung der zehn größten US-Banken bis zum Stichtag 3. August 2018 auf gut 1,3 Billionen Euro stieg, sank der Börsenwert der zehn größten europäischen Institute seit Jahresbeginn sogar noch auf zusammen 561 Milliarden Euro.

n-tv.de


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