PKW-Markt in Russland: Wie geht es den ausländischen Automarken?

  05 September 2018    Gelesen: 970
PKW-Markt in Russland: Wie geht es den ausländischen Automarken?

Eine neue Etappe der Automobilindustrie in Russland wurde auf dem 9. Moskauer Internationalen Automobilforum IMAF 2018 diskutiert. Das Forum fand im Rahmen der Messe „Automechanika“ statt. Teilnehmer berichten gegenüber Sputnik, warum sie trotz der Sanktionen auf dem russischen Automarkt tätig sind.

„Wir sind in diesem Jahr sehr erfreut, dass wir circa 1300 Unternehmer auf der Automechanika Moskau haben, insbesondere, weil wir vom 11. bis zum 15. September die 25. Veranstaltung der Automechanika Frankfurt haben. Es gibt die Topthemen der Lokalisierung, und auf dem Forum IMAF werden diese wichtigen Themen besprochen. Das Forum hat sich etabliert, und wenn man sieht, welche hochrangigen Vertreter der Automobilindustrie und des Automarktes anwesend sind, dann weiß man, dass es hier um die wichtigen Inhalte, um die wichtigen Fragen, die den russischen Markt betreffen, geht“, sagte uns Michael Johannes, Vize-Präsident Messe Frankfurt, Brand Manager Automechanika, am Rande des Forums.

Über Politik und Sanktionen sprechen die Unternehmer nicht besonders gern. Doch ist dieses Thema für viele Unternehmen, die auf dem internationalen Markt tätig sind, in letzter Zeit relevant geworden:

„Wir wissen natürlich alle, dass insgesamt Sanktionen für den Welthandel nicht gut sind, insbesondere für eine Industrie, die so global vernetzt ist wie die Automobilindustrie. Ich glaube, es ist ein sehr großer Unterschied zwischen Politik und Wirtschaft, auch wenn es natürlich immer wieder verbunden wird. Aber wir sehen, dass die Unternehmen, die schon viele Jahre nach Russland kommen, nach wie vor präsent sind und Wege finden, wie man die Zusammenarbeit verbessern kann.“

Thomas Held, Repräsentant der Firma Lösing, Hersteller von Separ Filter für Dieselmotoren, erzählte am Stand der Automechanika, wie Filter funktionieren. Wasser, das mit Diesel oder Kondenswasser vermischt wurde, wird zu 100 Prozent vom Kraftstoff getrennt. Die Firma ist seit etwa 20 Jahren in Russland vertreten und nimmt an der Messe jedes Jahr teil, „weil der russische Markt sehr interessant ist, auch wenn die politische Lage und die Marktsituation nicht so günstig sind“, so Thomas Held.

„Trotzdem sind wir hier vor Ort, weil es uns wichtig ist zu zeigen, dass wir auch an der Seite unserer russischen Händler stehen und sie unterstützen, auch wenn die Zeiten mal schlechter sind.“

Die Sanktionen haben die Firma direkt nicht betroffen, aber sie führen dazu, dass das Geschäft auf und ab geht:

„Europa würde auf jeden Fall die Sanktionen fallen lassen, wenn die Amerikaner nicht darauf bestehen würden. Europa würde das gerne so sehen, und ich auch, dass die Sanktionen fallen, aber da ist natürlich Amerika mit dem erhobenen Finger und ist so das Maß aller Dinge. Wegen der Sanktionen gegen den Iran müssen einige deutsche Firmen aus den Abkommen zurücktreten, obwohl sie gern weitermachen wollen. Die Firmen werden unter Druck gesetzt und müssen sich entscheiden, welchen Markt sie wollen – Amerika oder Iran. Die Firmen werden quasi erpresst, obwohl sie an diesem Markt festhalten wollen. Bundesaußenminister Maas hat über eine unabhängige Politik Europas gesprochen, ich denke, das ist ein guter Ansatz, und ich hoffe, dass es so auch verfolgt wird.“

Die Assoziation des europäischen Business in Russland (AEB), der Veranstalter von IMAF 2018, verfolge aufmerksam die Situation nach der Einführung der jüngsten US-Sanktionen gegen Russland, so AEB-CEO Frank Schauff.

„Der Bundesaußenminister hat ein Thema angesprochen, dass gerade vor dem Hintergrund der US-amerikanischen und russischen Beziehungen viele bewegt. Ich habe Gelegenheit, mit vielen Abgeordneten des französischen Senats zu diskutieren. Generell gesehen, würde eine stärkere Unabhängigkeit der europäischen Politik gegenüber den USA, insbesondere in Bezug auf die eigenen europäischen Wirtschaftsinteressen, durchaus Sinn ergeben.“

Laut einer jüngsten Studie des Consultingunternehmens EY, die beim IMAF 2018 vorgestellt wurde, befassen sich etwa 30 große Autofirmen mit der Montage von Fahrkraftzeugen in Russland. Mehr als die Hälfte sind Unternehmen mit rein ausländischer oder mit gemischter Beteiligung. Seit 2012 hat die Automobilindustrie etwa 430 Milliarden Rubel in die Produktion investiert, zwei Drittel fielen auf ausländische Investitionen. Die Aufgabe, die Produktion von Autos in Russland als Ganzes wiederherzustellen, ist gelöst. In Russland haben die deutschen Autokonzerne BMW und Volkswagen ihre eigene Produktion, Mercedes Benz will 2019 die Produktion bei Moskau starten.

sputniknews


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