Tesla-Pessimisten verbrennen sich die Finger

  19 September 2018    Gelesen: 1194
Tesla-Pessimisten verbrennen sich die Finger

Immer wieder ramponiert Tesla-Chef Elon Musk das Vertrauen in den Pionier der E-Autobranche. Immer wieder rappelt sich der Aktienkurs auf. Wer gegen Tesla wettet, hat es schwer.

Ein Chef, der bei einem Live-Auftritt Marihuana raucht und Whiskey trinkt. Der in einem Aprilscherz die Pleite von Tesla verkündet. Oder mal eben in einem Tweet ankündigt, Tesla vielleicht von der Börse zu nehmen. Tesla hat es mit seinem Chef und Gründer Elon Musk nicht leicht.

Das sehen auch Analysten so. "Es sind schwierige Zeiten für den Premiumhersteller von E-Autos", meint Ricardo Evangelista, Senior Analyst bei ActivTrades und ergänzt: "Tesla hat nicht nur Probleme die Produktionsziele vom Model 3, dem neuen E-Auto, zu erreichen und verbraucht etwa 3,5 Milliarden an Barreserven jedes Jahr, das Unternehmen kämpft nun auch mit dem Image seines Chefs." Das hat auch die ehemals äußerst zuversichtlichen Analysten der Investmentbank Nomura veranlasst, die Aktie nicht mehr zum Kauf zu empfehlen.

Der Aktie schaden die Eskapaden von Musk erstaunlicherweise aber immer nur kurzfristig. Die Tesla-Aktie taumelt zwar, fällt aber nicht um. Denn Musk gelingt es immer wieder, Aktionäre von seinen Projekten zu begeistern. Neue Produktideen wie etwa Elektro-LKWs oder innovative Batterien schüren die Wachstumsfantasie. So hatte sich der chinesische Internetgigant Tencent im März einen Anteil an von fünf Prozent an Tesla gesichert, angeblich hat der auch Staatsfonds Saudi Arabiens im August einen Anteil von bis zu fünf Prozent an Tesla erworben. Die Saudis haben nun allerdings auch mehr als eine Milliarde Dollar in den Tesla-Konkurrenten Lucid gesteckt.

Druck auf den Aktienkurs kommt derweil von der hohen Zahl der Leerverkäufer, die auf sinkende Aktienkurse wetten. Hierzu leihen sie sich zunächst Aktien und verkaufen sie - und zwar in der Hoffnung, dass der Aktienkurs fällt. Dann können sie später die geliehenen Aktien günstiger zurückkaufen und dem Besitzer zurückgeben. Das ist allerdings nicht ohne Risiko. Denn wenn der Aktienkurs steigt, geht die Wette schief. Derzeit sind rund 25 Prozent der frei handelbaren Tesla-Papiere leerverkauft, das ist für diese Aktien fast Rekordniveau.

Auch im Vergleich zu vielen anderen US-Aktien ist das ein hohes Niveau: Bei Tech-Firmen wie Intel oder Apple beträgt der Anteil der Leerverkäufe nur ein bis zwei Prozent. Intel-Konkurrent AMD ist mit einem Leerverkaufsanteil von knapp 16 Prozent noch vergleichsweise hoch.

Doch trotz der zahlreichen Leerverkäufer gelingt es bisher nicht, den Aktienkurs in die Knie zu zwingen. Derzeit notiert die Aktie nach einem Absturz auf fast 260 wieder bei rund 300 Dollar. Daran ändert auch die Nachricht über Logistikprobleme bei Tesla nichts.

Auch in der Vergangenheit haben sich Leerverkäufer häufig eine blutige Nase geholt, wie ein Beispiel aus dem Frühjahr 2016 zeigt: Citron Research hatte einen kräftigen Kurseinbruch vorhergesagt und die Aktie leerverkauft. Nach einem anfänglichen Kursrückgang stabilisierte sich die Aktie im Laufe des Jahres, und die Leerverkäufer hatten das Nachsehen.

Die Skepsis bleibt

Doch die Tesla-Pessimisten bleiben standhaft, wetten weiterhin auf fallende Kurse und wittern ihre Chance. Denn bald werden Anleihen fällig, die zurückgezahlt werden müssen - und das könnte schwierig werden. "Bei Tesla dürfte das Geld in den nächsten Monaten knapp werden, so dass die Zufuhr von frischem Kapital spätestens im nächsten Jahr nicht überraschen sollte", sagt Frank Schwope, Automobilanalyst der NordLB.

Tesla muss außerdem noch zeigen, dass es mit dem Hoffnungsträger Model 3 Geld verdienen und seine Produktionsziele von 5000 Autos in der Woche erreichen kann. Im ersten Halbjahr stieg der operative Verlust von Tesla insgesamt um mehr als 140 Prozent auf 1,22 Milliarden Dollar an.

Einige Analysten sehen die Situation allerdings entspannt und haben im Durchschnitt ihre Prognosen für das dritte und vierte Quartal in den vergangenen Wochen erhöht. Ihr Vertrauen in Musk scheint im Gegensatz zu den Leerverkäufern ungebrochen zu sein.

Quelle: n-tv.de


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