US-Präsident Donald Trump schließt nicht mehr aus, dass der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman über die Tötung des Journalisten Jamal Khashoggi informiert war. Der Prinz führe derzeit in Saudi-Arabien in zunehmendem Maße die Regierungsgeschäfte, sagte Trump in einem Interview mit dem "Wall Street Journal". "Er hat das Sagen, und wenn es also irgendjemand gewesen wäre, dann er." Er glaube nicht, dass König Salman vorab über die Tötung informiert worden sei, so Trump.
Saudi-Arabien hatte die Tötung Khashoggis im Konsulat des Königreichs in Istanbul vor drei Wochen lange geleugnet und erst unter großem Druck eingeräumt. Nach saudischen Angaben starb er in einem "Faustkampf". 18 saudische Staatsangehörige wurden festgenommen. Kronprinz Mohammed bin Salman bestreitet jede Verantwortung. Die Türkei geht dagegen von einem "politischen Mord" aus. Auch Saudi-Arabien-Experten halten es für "sehr plausibel", dass der Kronprinz in die Tat verwickelt war.
Trump sagte am Dienstagabend im Weißen Haus, er habe am Vortag mit dem Kronprinzen gesprochen. Dieser habe nachdrücklich gesagt, dass er damit nichts zu tun gehabt habe. Die Sache habe sich auf einer niedrigeren Ebene abgespielt. Trump wolle dem Glauben schenken, zitierte ihn das "Wall Street Journal": "Ich will ihnen wirklich glauben."
"Dilettantisch verschleiert"
Trump ließ letztlich offen, wer für das "totale Fiasko" verantwortlich sein könnte. Aus seiner Sicht ist die Tötung Khashoggis aber dilettantisch verschleiert worden. "Die Vertuschung war eine der schlechtesten in der Geschichte von Vertuschungen."
Die USA leiteten erste Strafmaßnahmen ein. Das Außenministerium teilte mit, 21 saudischen Verdächtigen im Fall Khashoggi werde entweder ihr Visum entzogen oder sie würden zu Personen erklärt, die für ein Visum zur Einreise in die USA nicht mehr in Frage kämen. Außenminister Mike Pompeo zufolge sind diese Strafen noch nicht das letzte Wort in dieser Angelegenheit. Trump hatte allerdings ausgeschlossen, die Rüstungsgeschäfte zu beenden.
Auch EU-Ratspräsident Donald Tusk forderte im Fall Khashoggi vorbehaltlose Aufklärung. "Das war ein solch furchtbares Verbrechen, dass schon der kleinste Hauch von Heuchelei Schande über uns bringen würde", sagte Tusk im EU-Parlament. Es sei nicht an ihm, zu entscheiden, wer in dem Fall wessen Interessen schützen wolle. "Aber ich weiß eines: Das einzige europäische Interesse besteht darin, alle Details dieses Falls zu enthüllen – egal, wer dahintersteckt."
Quelle: n-tv.de
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