Nato-Generalsekretär Jens Stoltenberg hat bei einem überraschenden Besuch in Kabul zu Frieden in Afghanistan aufgerufen. Trotz der sich verschlechternden Sicherheitslage zeigte sich Stoltenberg bei einer Pressekonferenz mit dem afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani optimistisch. Das Potenzial für Frieden sei nun größer als in vielen Jahren zuvor, sagte er. "Wir brauchen also einen von Afghanistan geführten, inklusiven Friedensprozess."
Im Juni hielt erstmals eine dreitägige Waffenruhe im Land. Seit Sommer bemühen sich zudem die USA intensiv um Friedensgespräche. Stoltenberg rief die radikalislamischen Taliban und andere bewaffnete Gruppen dazu auf, die Kämpfe einzustellen. Sie müssten am Verhandlungstisch Platz nehmen. Auch die Nachbarländer rief er dazu auf, eine konstruktive Rolle zu spielen.
Der Besuch von Stoltenberg findet zu einem kritischen Zeitpunkt statt. Die afghanischen Sicherheitskräfte sind immer stärkerem Druck durch die Taliban ausgesetzt. Militärkreisen zufolge sterben täglich rund 35 afghanische Polizisten und Soldaten in Gefechten und bei Anschlägen. Erst in der Nacht zu Dienstag waren bei einem Überfall der Taliban auf eine Basis von Grenzsicherungskräften in der westlichen Provinz Farah lokalen Angaben zufolge mindestens 25 Grenzsoldaten getötet worden.
Taliban wollen nicht verhandeln
Gleichzeitig haben in den vergangenen Wochen die Angriffe auf internationale Soldaten durch afghanische Sicherheitskräfte zugenommen. Erst am Samstag war ein US-Soldat in Kabul von einem afghanischen Kommando-Soldaten getötet worden. Vor rund drei Wochen waren bei einem Angriff auf ein hochrangiges Sicherheitstreffen mit Nato-Vertretern in der südlichen Provinz Kandahar unter anderem der Polizeichef von Kandahar getötet sowie ein US-General verletzt worden. Der ebenfalls anwesende Nato-Oberbefehlshaber in Afghanistan, Austin Scott Miller, blieb unverletzt.
Die Nato-Mission "Resolute Support" bildet afghanische Sicherheitskräfte aus. Dafür sind rund 16.000 Soldaten in Afghanistan im Einsatz. 41 Länder beteiligen sich an der Mission. Stoltenberg erklärte, dass die Unterstützung der Nato die afghanischen Spezialkräfte, deren Zahl auf nun mehr als 20.000 angestiegen sei, verbessert habe. Sie zählten heute zu den besten in der Region.
Kurz vor dem Besuch Stoltenbergs bestätigten die Taliban ihre Teilnahme an der für Freitag geplanten Afghanistan-Konferenz in Moskau. Eine Delegation des politischen Büros der Taliban in Katar werde an dem Treffen teilnehmen, bestätigte Sohail Schahin vom politischen Büro in dem Golfstaat. Schahin fügte allerdings hinzu, es handle sich bei dem Treffen nicht um Verhandlungen. Jeder Teilnehmer werde seine Meinung darlegen, wie der Konflikt in Afghanistan friedlich beigelegt werden könne.
Quelle: n-tv.de
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