Bessere Verpflegung würde nur vier Cent mehr kosten

  08 November 2018    Gelesen: 849
Bessere Verpflegung würde nur vier Cent mehr kosten

Frisches Gemüse, Fisch und ein Obstsalat: Ein gesundes Menü wie dieses steht viel zu selten auf dem Speiseplan deutscher Schulkantinen. Forscher fanden nun heraus: Es würde kaum etwas kosten, das zu ändern.

Kinder essen in deutschen Schulen noch immer zu ungesund. Dies hat eine Studie der Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE) ergeben. Dabei müssten die Schulen im Durchschnitt nicht viel mehr Geld ausgeben, um den Kindern ein besseres Mittagessen zu bieten.

In einer Grundschule, in der 200 Essen ausgegeben werden, betrüge der Unterschied laut Modellrechnungen nur vier Cent pro Mahlzeit. Laut der Studie zahlen die Eltern im Durchschnitt 3,50 Euro pro Schulmahlzeit.

Vier Cent könnte man durch mehr Effizienz in den Kantinen einsparen, etwa durch einen geringeren Energieverbrauch. Zudem könnten Essen günstiger angeboten werden, wenn mehr Kinder in der Schule zu Mittag essen würden. Je mehr Essen bestellt würden, umso günstiger können Schulen sie anbieten.

Einladende Räume, mehr Abnehmer

Konkret würde das für die Schulen bedeuten, dass die gesamte Essenssituation attraktiver gestaltet werden müsse. Damit mehr Schüler zum Mittagessen in die Kantinen gingen, müssten beispielsweise entsprechend einladende Räumlichkeiten geschaffen werden. Sei die Kantine ein Ort, an dem die Kinder sich wohlfühlten - ohne Lärm, mit der Möglichkeit, sich beim Essen auch zurückzuziehen - dann würden vielleicht mehr Kinder das Angebot wahrnehmen. In vielen Schulen sei das bisher nicht der Fall.

Eine weitere Maßnahme könne es sein, die Einnahme der Mahlzeiten verbindlich zu machen. Auch das sei bisher häufig nicht so. Doch wenn alle Kinder zum Essen kommen müssten, gäbe es womöglich automatisch auch mehr Abnehmer.

Die deutschen Kommunen bezuschussen die Ausgabe von Schulverpflegung derzeit mit bis zu 1,2 Milliarden Euro pro Jahr. Bundesernährungsministerin Julia Klöckner (CDU) bezeichnete das finanzielle Engagement der Gemeinden als "enorme Leistung". Vielen Eltern und Verantwortlichen sei dies womöglich gar nicht bewusst.

Ihr Ministerium werde die Kommunen künftig noch stärker dabei unterstützen, in Schulen gesundes Essen anzubieten. Der Bund will demnach mehr Beratungsstellen einrichten und seine Mittel dafür ab 2019 auf zwei Millionen Euro pro Jahr verdoppeln, erklärte Klöckner.

Für die Studie kontaktierte das Forscherteam insgesamt 1072 Essensanbieter und 488 Schulträger aus allen Bundesländern. Ermittelt wurden die Speisepläne der jeweiligen Schulen, Lebensmittelpreise, Lieferkosten, Personalkosten und Betriebskosten. Eine Mahlzeit sei gesünder, so die Forscher, wenn die Schulen sich an den Qualitätsstandards der DGE orientierten.

Die DGE empfiehlt zum Beispiel:

täglich Gemüse und Getreideprodukte anzubieten
sowie nicht mehr als zweimal in der Woche Gerichte mit Fleisch oder Wurst.
Mindestens einmal in der Woche sollte zudem Fisch zubereitet werden.

Klöckner warb für die flächendeckende Anwendung der DGE-Standards an allen Schulen. "Wenn nur ein einstelliger Centbetrag den Unterschied macht, dann darf es keine Ausreden mehr geben", erklärte sie. Es gehe um eine "Investition in die Gesundheit unserer Kinder."

Im Jahr 2007 hatte die DGE erstmals Qualitätsstandards veröffentlicht. Sieben Jahre später ergab eine Studie im Auftrag des Bundesernährungsministeriums, dass das Essen in Schulen noch immer häufig nicht gesund genug sei. Nur jeder fünfte Schulspeiseplan entsprach zum Beispiel der DGE-Empfehlung von höchstens zweimal pro Woche Fleisch.

Quelle : spiegel.de


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