Russland wirft Ukraine Provokation vor

  26 November 2018    Gelesen: 1059
Russland wirft Ukraine Provokation vor

Russland hält drei ukrainische Marineboote auf der besetzten Halbinsel Krim fest. Der Kreml wirft der Ukraine vor, die Eskalation selbst herbeigeführt zu haben. Die versetzt die Armee in Kampfbereitschaft.

Eine Sprecherin des russische Außenministeriums wirft der Ukraine vor, einen Zusammenstoß zweier Schiffe in der Straße von Kertsch nahe der russisch besetzen Halbinsel Krim bewusst provoziert zu haben.

Kurz zuvor hatte der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hat von Russland die sofortige Freilassung mehrerer ukrainischer Seeleute verlangt. Sie befinden sich seit Sonntagabend mit ihren von der russischen Marine festgesetzten Schiffen in der Hafenstadt Kertsch auf der von Russland 2014 annektierten Halbinsel Krim.

"Wir fordern, dass sie zusammen mit den Schiffen sofort der ukrainischen Seite übergeben werden", teilte Poroschenko mit. Die "brutale" Festnahme verstoße gegen internationales Recht.

Die ukrainische Marine hatte am Sonntagabend von sechs, der russische Inlandsgeheimdienst FSB von drei Verwundeten gesprochen, die nach russischen Angaben nicht in Lebensgefahr seien. Vorausgegangen war der Festsetzung eine Kollision zweier Schiffe am Sonntagmorgen, die den schwelenden Konflikt zwischen der Ukraine und Russland bedrohlich verschärft hat. Davon ist nun ein Video aufgetaucht.

Die Aufnahme dauert gut eine Minute, mutmaßlich gefilmt von einem Matrosen auf der Brücke eines russischen Kriegsschiffs. Zu sehen: Das große, russische Schiff und ein Schlepper fahren auf Kollisionskurs. Links vom Bug kommt es zu einem Kontakt, das russische Boot schiebt das ukrainische zur Seite.

Das Video, das den Crash der Schiffe zeigt, hatte der ukrainische Innenminister Arsen Avakov verbreitet. Wie er an die Aufnahmen eines russischen Matrosen gelangte, erklärte er nur vage. Man habe "mithilfe von Spezialmitteln den Zugang zu dem Zwischenfall-Video bekommen". Avakov stufte den Zusammenprall als "Aggression" ein. Auch Aleksander Turtschinow, Vorsitzender des Sicherheitsrates, hatte zuvor erklärt, die Ereignisse im Asowschen Meer seien als "Akt militärischer Aggression" einzustufen.

Nach dem Zusammenprall im Asowschen Meerwill das ukrainische Parlament bei einer Sondersitzung über eine Einführung des Kriegsrechts debattieren. Sie beginnt um 16 Uhr Ortszeit (15 Uhr MEZ). Poroschenko hatte in der Nacht zum Montag nach einer Krisensitzung des Nationalen Sicherheitsrates in Kiew erklärt, für 60 Tage das Kriegsrecht verhängen zu wollen.

Außerdem hatte Poroschenko versetzte in der Nacht die Armee und die Reservisten der Streitkräfte in Kampfbereitschaft. Das bedeute aber nicht unmittelbar eine Mobilmachung, fügte er nach Angaben der russischen Agentur Interfax hinzu.

Russland verteidigt Vorgehen

Russland verteidigte das Vorgehen als gerechtfertigt, weil die ukrainischen Marineboote illegal in russische Gewässer eingedrungen seien. Außerdem hätten die drei kleineren Schiffe versucht, "illegale Handlungen" zu begehen, erklärte der FSB nach Berichten russischer Nachrichtenagenturen. "Als Ergebnis wurden alle drei ukrainischen Marineboote in Hoheitsgewässern der russischen Föderation beschlagnahmt", teilte der russische Inlandsgeheimdienst FSB mit, der unter anderem für den Grenzschutz zuständig ist. Die Schiffe seien mit Waffeneinsatz gestoppt worden, meldete der FSB.

Am Montag hieß es zudem, die seit Sonntag gesperrte Straße von Kertsch, einer Meerenge zwischen der Krim und Russland, die das Schwarze Meer mit dem Asowschen Meer verbindet, sei nun wieder geöffnet.

Die Beziehungen zwischen Kiew und Moskau sind seit Langem äußerst angespannt. Russland hatte die Krim 2014 annektiert und durch den Bau einer Brücke eine Landverbindung zu Südrussland geschaffen. Wegen der Annexion hatten die USA und die Europäische Union Sanktionen gegen Russland verhängt. Das Asowsche Meer darf nach einer Vereinbarung zwischen den Nachbarstaaten befahren werden.

spiegel


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