Trump hofft im Krim-Konflikt auf Merkel

  29 November 2018    Gelesen: 861
Trump hofft im Krim-Konflikt auf Merkel

Ungewöhnliche Ansage aus Washington: Beim Vorgehen in der Ukraine-Krise will der US-Präsident Trump lieber der Kanzlerin den Vortritt lassen. Merkel und Macron sollen bei der Antwort auf das russische Vorgehen auf der Krim den Ton angeben.

US-Präsident Donald Trump hat sich dafür ausgesprochen, dass sich Bundeskanzlerin Angela Merkel in den Konflikt zwischen der Ukraine und Russland einschaltet. "Angela, lasst uns Angela einbeziehen", sagte er im Interview mit dem Boulevardblatt "New York Post".

"Wir werden sehen, wir werden herausfinden, was passiert ist. Ich mag den Vorfall nicht und wir werden einen Bericht darüber bekommen, was geschehen ist", sagte Trump mit Blick auf den militärischen Vorfall zwischen russischen Grenzschutzbooten und ukrainischen Marineschiffen im Schwarzen Meer, der den seit Jahren schwelenden Konflikt der beiden Nachbarstaaten wieder eskalieren ließ.

Trump spricht sich den Angaben der Zeitung zufolge auch dafür aus, dass Frankreich sich einschalten solle. Direkte Kritik an Russland oder Präsident Wladimir Putin äußerte er nicht. Die Regierung in Kiew und eine Reihe kleinerer Nachbarstaaten Russlands dringen seit Tagen auf eine geschlossene Reaktion des Westens auf das aus der Sicht vieler Beobachter aggressive Vorgehen des Kreml im Krim-Konflikt.

Die Rolle des Wort- und Meinungsführers käme eigentlich traditionell dem US-Präsidenten zu. Die USA sind die mit Abstand stärkste Militär- und Wirtschaftsmacht des Westens. Angesichts der neuen Spannungen zwischen der Ukraine und Russland zeigte sich Trump bislang allerdings auffallend zögerlich.

Zuletzt deutete er an, dass ein geplantes Treffen mit Putin beim bevorstehenden Gipfel der 20 führenden Industrie- und Schwellenländer (G20) in Argentinien wegen des Vorfalls ausfallen könnte. Russland geht bislang weiter davon aus, dass es zu dem Treffen und einem Vieraugengespräch zwischen Trump und Putin kommt. Unterlagen aus dem russischen Präsidialamt deuten darauf hin, dass die Begegnung am Samstag fest vorgesehen ist und damit am zweiten Gipfeltag in Buenos Aires stattfinden soll.

Angst vor einer russischen Invasion


In der Krise rund um den Zwischenfall an der Meerenge von Kertsch sprach sich wiederholt auch der ukrainische Präsident Petro Poroschenko für ein Eingreifen Merkels aus. Sie sei eine große Freundin der Ukraine, sagte Poroschenko der "Bild"-Zeitung. "Im Jahr 2015 hat sie durch ihre Verhandlungen in Minsk schon einmal unser Land gerettet, wir hoffen darauf, dass sie uns zusammen mit unseren anderen Alliierten noch einmal so sehr unterstützt."

Poroschenko rief Deutschland dazu auf, Kriegsschiffe der Bundeswehr als sichtbare Präsenz zur Abwehr russischer Machtansprüche ins Schwarze Meer zu entsenden. "Wir brauchen eine erhöhte Präsenz von Kriegsschiffen aus Deutschland und verbündeten Ländern im Schwarzen Meer als Botschaft der Abschreckung gegen Russland", sagte er im Gespräch mit der Funke-Mediengruppe.

Auslöser der jüngsten Spannungen ist eine gefährliche Konfrontation vom vergangenen Wochenende: Am Sonntag hatte die russische Küstenwache drei kleine Schiffe der ukrainischen Marine in der Meerenge von Kertsch vor der Krim aufgebracht. Russland wirft Poroschenko eine Provokation mit Blick auf die ukrainische Präsidentenwahl im März vor. Die Ukraine spricht von russischer Aggression und hat das Kriegsrecht verhängt.

"Aufhören, mit Putin zu kuscheln"

Poroschenko brachte auch mit Blick auf den kommenden EU-Gipfel weitere Sanktionen des Westens gegen Russland ins Spiel. Er forderte zudem, "das Gas-Pipeline-Projekt Nord Stream 2 zu stoppen", das der Gasbelieferung Deutschlands aus Russland dient. Er warf Russland vor, "seine Besetzung der Ukraine ausweiten" und unter anderem die Städte Mariupol und Berdjansk erobern zu wollen.

"Wenn einige Politiker nicht aufhören, mit Russlands Präsidenten Wladimir Putin zu kuscheln, sollte niemand ausschließen, dass das Ausmaß der russischen Aggression weiter zunimmt", sagte Poroschenko. "Die Zukunft der freien Welt wird in diesen Tagen in der Ukraine entschieden."

Quelle: n-tv.de


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