Einmal alle vier Jahre steht Iowa im Rampenlicht. Bekannt für seine wogenden Kornfelder ist der dünn besiedelte Staat im Mittleren Westen der USA zwischen Missouri und Mississippi seit 1972 der erste Bundesstaat, in dem die Kandidatenkür für die US-Präsidentschaft startet. Die Menschen gelten als freundlich, aber auch bodenständig, eigensinnig und schwer zu überzeugen. Das Medieninteresse ist riesig, wenn im „Hawkeye-Staat“ die Parteimitglieder ihre Entscheidung treffen.
Der psychologische Effekt des ersten Sieges hier ist enorm. Jimmy Carter gewann 1976 in Iowa und wurde schließlich Präsident. In 2008 hieß der Überraschungssieger Barack Obama. Ein praktisch nicht gesetzter Kandidat gewann Iowa and dann Washington. Im Jahr 2000 hieß der republikanische Sieger in Iowa Georgs W. Bush.
PREMIUMDas rechte Establishment in den USA hat ein Ungeheuer erschaffen, das es nicht mehr kontrollieren kann. Donald Trump steht nicht für Freiheit, sondern für Angst. Dieses Spiel ist gefährlich, auch für die Republikaner. mehr…
Es steht also viel auf dem Spiel. Die Kandidaten tingeln unermüdlich durch Kleinstädte, beantworten in ländlichen Dorfhallen oder Büchereinen die Fragen der Wähler, geben sich volkstümlich. Vergangenen Montag startete Hillary Clinton zu ihrer „River to River“-Tour, sechs Termine in zwei Tagen. Donald Trump gab zum ersten Mal eigenes Geld für TV-Werbung aus. In Iowa will auch er nichts dem Zufall überlassen.
Denn wenn eine aktuelle Umfrage von NBC und Wall Street Journal Bestand hat, dann ist das Kandidatenrennen für Iowa so offen wie selten zuvor. Aber ein Trend aus 2015 hat unverändert bestand: Der Aufstieg der Außenseiter hält an.
Gekämpft wird mit harten Bandagen
Bei den befragten Republikanern, die wahrscheinlich an der Abstimmung teilnehmen wollen, liegen in der jüngsten Umfrage der Immobilien-Milliardär Donald Trump mit 26 Prozent und Ted Cruz, Senator aus Texas, mit 24 Prozent eng beisammen an der Spitze in der Parteibeliebtheit. Der frühere Top-Kandidat Jeb Bush ist dagegen nur noch eine Randerscheinung mit neun Prozent Zustimmung.
Zurückgefallen auf den vierten Platz, aber noch vor Bush, ist auch Ben Carson, der ehemalige Neuro-Chirurg. Er war zuletzt durch wirre Äußerungen zu den ägyptischen Pyramiden (Getreidespeicher, keine Grabstätten) und Ungereimtheiten in seiner Biografie aufgefallen.
Bei den Demokraten liegen nach Medienberichten die Top-Favoritin Hillary Clinton mit 49 Prozent und ihr Herausforderer Bernie Sanders mit 43 Prozent in Iowa und New Hampshire eng beieinander, wobei der relative Gewinner Sanders heißt: bei der letzten Umfrage hatte er noch 36 Prozent und Clinton 47. In New Hampshire führt bei den Republikanern Trump in der Beliebtheitsskala weit vor Cruz. New Hampshire folgt mit seiner Kandidatenkür am wenige Tage auf Iowa.
Deshalb wird jetzt mit harten Bandagen gekämpft. Und nicht nur Donald Trump fällt mit immer kontroverseren und extremen Äußerungen und auf. Die Polarisation hält an, und alle Kandidaten stellen ihre konservativen oder liberalen Grundüberzeugungen so klar wie möglich in den Vordergrund oder schwärzen sich gegenseitig an, so wie Donald Trump: Er zweifelt schlicht daran, dass der in Kanada geborene Sohn einer amerikanischen Mutter das Recht hat zu kandidieren.
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