Russland hat auf allen Social-Media-Kanälen Propaganda für Trump gemacht

  17 Dezember 2018    Gelesen: 821
Russland hat auf allen Social-Media-Kanälen Propaganda für Trump gemacht

Die Wahlkampfeinmischung in den USA durch russische Propagandisten war größer als bekannt. Laut "Washington Post" hatte sie vor allem zwei Ziele: Trump-Anhänger motivieren, liberal gesinnte Amerikaner verwirren.

Russische Akteure haben sich im US-Wahlkampf 2016 und danach offenbar weitaus stärker für den heutigen US-Präsidenten Donald Trump engagiert als bislang bekannt. So steht es in einem Bericht für den US-Senat über russische Einmischungen, der in dieser Woche erscheinen soll, und dessen Entwurfsvorlage der "Washington Post" vorliegt.

Der Bericht erklärt, wie genau die Mitarbeiter eines russischen Unternehmens dabei vorgingen: Zunächst wurden Interessenprofile von US-Amerikanern auf diversen Social-Media-Kanälen angefertigt und diese gezielt mit Propaganda für den Präsidentschaftskandidaten Trump bespielt, schreibt die "Washington Post".

Betrieben wurde die Propagandaarbeit von Russen, die sie im Auftrag der Internet Research Agency mit Sitz in Sankt Petersburg durchführten. Gegen mehrere Mitarbeiter des Unternehmens hatte die US-Justiz wegen krimineller Wahlbeeinflussung im Februar Anklagen erhoben.

Untersucht wurden dafür Millionen von Social-Media-Posts aus mehreren Jahren bis Mitte 2017, welche die Unternehmen Facebook, Twitter und Google den Autoren der Studie zur Verfügung stellten. Erstellt wurde das Papier vom Forschungsprojekt computergestützte Propaganda (Computational Propaganda Project) der Universität Oxford und der Netzwerkanalysefirma Graphika.

Social Media: "Werkzeuge der sozialen Kontrolle"

"Es ist eindeutig, dass alle Botschaften eindeutig darauf zielten, der republikanischen Partei zu nützen - insbesondere Donald Trump", zitiert die Zeitung aus dem bislang unveröffentlichten Bericht. "Trump wird in Kampagnen am meisten genannt, die sich an Konservative und Wähler am rechten Rand richten, die aufgefordert werden, seinen (Trumps) Wahlkampf zu unterstützen. Die Hauptgruppen, die Trump herausfordern könnten, wurden mit Nachrichten versorgt, die darauf zielten, sie zu verwirren, abzulenken and sie letztlich vom Wählen abzuhalten."

Laut "Washington Post" stellt der Bericht fest, dass konservativen Amerikanern vor allem Inhalte zu den Reizthemen Einwanderung und Waffengesetze geschickt wurden. Eher linke US-Bürger erhielten hingegen Material, das ihr Vertrauen in das Wahlsystem unterminieren sollte, sowie Falschinformationen darüber, wie gewählt wird.

Donald Trump hatte die US-Präsidentschaftswahlen 2016 knapp gegen die Demokratin Hillary Clinton gewonnen. Ausschlaggebend war Trumps Erfolg in einigen wenigen - für die Verteilung der Wahlmännerstimmen entscheidenden - US-Bundesstaaten. Trump gelang der Sieg mit dem schlechtesten Gesamtstimmenanteil (46 Prozent) seit Anfang der Neunzigerjahre. Damals hatte der Demokrat Bill Clinton mit nur 43 Prozent das Rennen gemacht.

Neu ist dem "Washington Post"-Artikel zufolge auch, dass auch YouTube und Instagram sehr stark von der russischen Kampagne betroffen waren, genau wie Google+, Tumblr und Pinterest, denen bislang eher wenig Aufmerksamkeit geschenkt wurde.

Der Report enthält dem Zeitungsbericht zufolge auch eine dezidierte Warnung vor Social-Media-Plattformen: Von einem "Werkzeug, das kollektiven Unmut zum Ausdruck bringt und bürgerliches Engagement koordinieren hilft", seien diese Plattformen zu einem "computergestützten Werkzeug der sozialen Kontrolle" geworden, schreiben die Autoren. Die Werkzeuge würden von Politikern "manipuliert, und zwar gleichermaßen in Demokratien wie in Diktaturen".

spiegel


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