Der US-Botschafter in Deutschland, Richard Grenell, hat die Bundesregierung aufgefordert, ihre Unterstützung für die im Bau befindliche Gaspipeline Nord Stream 2 einzustellen. Das Projekt sei "ein dreister Versuch der russischen Regierung, den Würgegriff zu verstärken, in dem es die Energieversorgung der europäischen Verbündeten und Partner hält, während sie gleichzeitig ihre Kampagne zur Untergrabung der Souveränität und der territorialen Integrität der Ukraine fortsetzt", schreibt Grenell in einem Gastbeitrag für die "Rheinische Post".
Über die durch die Ostsee direkt nach Deutschland führende Pipeline werde Moskau seinen Einfluss auf Europa verstärken, während Russland zugleich Milliarden von Euro einnehmen werde, "die die russische Regierung weiter für ihre destabilisierende Außenpolitik und zur Unterstützung ihrer zunehmend aggressiven Haltung an der Ostflanke der Nato einsetzen wird".
Zwar habe Deutschland sich unermüdlich dafür eingesetzt, die Spannungen zwischen Russland und der Ukraine auf diplomatischem Weg abzubauen, lobt Grenell. Doch nun sei Berlin "in der einzigartigen Position, seinen politischen und wirtschaftlichen Einfluss geltend zu machen, um Russland für sein Handeln zur Verantwortung zu ziehen".
Die Bundesregierung unterstützt bislang trotz heftiger Kritik aus Washington und Osteuropa den Bau der Leitung. Sie soll mehr russisches Gas nach Deutschland bringen, weil in Berlin von einem steigenden Bedarf ausgegangen wird. Das liegt zum einen an der abnehmenden Förderung in den Niederlanden und in Großbritannien und zum anderen daran, dass Gas bei der Energieerzeugung die schmutzige Kohle verdrängen soll.
Bau der Röhre schreitet voran
Die Ukraine fürchtet, ihre bisherigen Einnahmen von rund zwei Milliarden US-Dollar pro Jahr für den Transit des Brennstoffs Richtung Westen zu verlieren und ohne die Gaslieferungen der Macht des Kremls schutzlos ausgeliefert zu sein. Zuletzt hatten der Beschuss ukrainischer Marineboote und die Gefangennahme ukrainischer Matrosen durch Russland die Welt in Atem gehalten. Der ukrainische Präsident Petro Poroschenko hatte Kanzlerin Angela Merkel um die Entsendung der Bundesmarine in das Asowsche Meer gebeten.
Der Bau der rund zehn Milliarden Euro teuren Gasröhre schreitet trotz des hohen Drucks der Amerikaner voran. Von den 1200 Kilometern sind laut dem Energieriesen Gazprom schon 300 Kilometer gebaut. An der Finanzierung sind neben Gazprom auch europäische Energiekonzerne wie OMV, Shell, Engie und die deutschen Unternehmen Uniper und Wintershall beteiligt. Sie stellen jeweils 950 Millionen Euro an Fremdkapital zur Verfügung. Die USA drohen permanent damit, das Projekt mit Sanktionen zu torpedieren. Für diesen Fall hat Moskau angekündigt, die Finanzierung allein zu stemmen.
Quelle: n-tv.de
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