Zein al-Assad ist im November 15 Jahre alt geworden - und wird jetzt im Familienunternehmen eingespannt. Diesen Monat absolvierte sie ihren ersten offiziellen Auftritt: Sie besuchte die Handelskammer von Damaskus zusammen mit Freiwilligen des Syria Trust for Development, einer Wohltätigkeitsorganisation, die ihre Mutter Asma gegründet hat, um Spenden zu übergeben. Sie gingen an verwundete Sicherheitskräfte, die im Krieg für ihren Vater, Diktator Baschar al-Assad, kämpften. Der Chef der Handelskammer bedankte sich bei dem Teenager artig für die Großzügigkeit.
Normalerweise würde Asma al-Assad einen solchen Auftritt selbst absolvieren. Sie ist dafür zuständig, dem grausamen syrischen Regime ein menschliches Gesicht zu geben. Doch die 43-Jährige muss sich derzeit wegen einer Brustkrebserkrankung einer Chemotherapie unterziehen. Sie tritt zwar weiterhin öffentlich auf - zuletzt vor drei Wochen, mit buntem Tuch auf dem Kopf und strahlenden syrischen Schulkindern im Arm. Doch offenbar muss nun auch die nächste Generation Assad ran - die dritte, seit Baschar al-Assads Vater Hafiz die Macht in Syrien übernahm. Das war im Jahr 1971.
Lange gab es von den drei Kindern von Asma und Baschar al-Assad - Hafez, 17, Zain, 15, und Karim, 14 - kaum Fotos. Sie tauchten nur ab und an auf, etwa beim Winterspaziergang in der syrischen Provinz oder beim Wochenendausflug im Sommer. Dabei inszenierten die Assads mitten im Krieg ein Bild der häuslichen Idylle.
Details über das Familienleben gerieten nur wohldosiert an die Öffentlichkeit. Immerhin: Einer russischen Delegation verriet Baschar al-Assad in diesem Jahr, dass seine Kinder den Sommer 2017 in einem ehemals sowjetischen Ferienlager auf der russisch annektierten Krim verbrachten, gemeinsam mit Kindern anderer namhafter Syrer - und den Sprösslingen russischer Militärs. Russland ist neben Iran der wichtigste Unterstützer des Assad-Regimes.
Inzwischen allerdings tauchen die drei Teenager immer öfter eigenständig in der Öffentlichkeit auf.
So sorgt Hafez al-Assad, der Älteste, seit 2017 für Schlagzeilen als Teilnehmer der offiziellen syrischen Jugenddelegation zur Matheolympiade. Möglicherweise lag es jedoch nicht ausschließlich an seinen Rechenkünsten, dass der Präsidentensohn ausgewählt wurde: Er war beide Male der schlechteste Teilnehmer des syrischen Teams und kam insgesamt auf Platz 528 von 615 bei der Matheolympiade in Brasilien 2017 und auf Platz 486 von 615 in diesem Jahr in Rumänien.
Karim al-Assad, der Jüngste, scheint seinem Bruder nicht mehr nachstehen zu wollen. Wie die offizielle syrische Nachrichtenagentur berichtete, war er im November Teil der vierköpfigen Jugendgruppe, die in Thailand bei der Robotertechnikolympiade für ihr Land Platz drei holte.
Und über Zein al-Assad wurde diesen Sommer berichtet, sie habe die Mittelstufe mit nahezu perfekten Ergebnissen abgeschlossen, in allen Fächern - außer in Mathe.
Die gewünschte Botschaft ist klar: Die jungen Assads sind herausragende Persönlichkeiten, die ihr Land in die Zukunft führen können. Syrien wird seit 47 Jahren als Familiendynastie geführt. Viele rechnen damit, dass Baschar irgendwann ebenfalls die Macht weitervererben wird.
International gibt es zwar immer wieder die Forderung nach einer syrischen Zukunft ohne Assad. Schließlich hat dieser sein Land in den brutalen Krieg und an den Rand des Zusammenbruchs geführt, Millionen Menschen zur Flucht gezwungen und kaum vorstellbare Kriegsverbrechen angeordnet. Doch es ist fraglich, warum er nun, da der Krieg für ihn fast gewonnen scheint, die Macht abgeben sollte.
Gerade erst empfing Assad in Damaskus Omar al-Bashir, den international geächteten sudanesischen Staatspräsidenten, der mit einem russischen Flugzeug nach Syrien geflogen wurde.
Es war der erste Besuch eines ausländischen Staatschefs seit Beginn der Gewalt in Syrien 2011. Auch hier scheint die gewünschte Botschaft eindeutig: Baschar al-Assad tut so, als sei er längst wieder ein international geachtetes Staatsoberhaupt. Mit einer Bilderbuchfamilie.
Quelle : spiegel.de
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