Die Frau des ehemaligen Chef der Autobauer Renault und Nissan, Carlos Ghosn, klagt über dessen Haftbedingungen in Japan. In einem neunseitigen Brief an die Menschenrechtsgruppe Human Rights Watch kritisiert Carole Ghosn "harte Behandlung" ihres Mannes. Sie bat um eine Untersuchung des Falles.
Ihr Mann sitze in einer ungeheizten, sieben Quadratmeter großen Zelle und habe seit seiner Festnahme stark an Gewicht verloren, heißt es in dem Brief an den Japan-Chef von Human Rights Watch. Ghosn werde täglich stundenlang - teilweise ohne Anwesenheit seiner Anwälte - verhört und unter Druck gesetzt, um ein Geständnis zu erzwingen. Auch würden ihm Medikamente verweigert. Seit seiner Verhaftung am 19. November durften bislang keine Angehörigen, sondern nur Angehörige und Diplomaten den französischen Manager im Untersuchungsgefängnis besuchen.
"Der Fall meines Ehemanns ist ein Fallbeispiel für dieses drakonische System", schreibt Carole Ghosn weiter. "Kein Mensch sollte unter Bedingungen inhaftiert sein, die so hart sind, dass der einzige plausible Grund dafür sein kann, ein Geständnis zu erzwingen." Die gegen ihren Mann erhobenen Vorwürfe bezeichnet sie als haltlos.
Reformbedürftige Strafjustiz
Ghosn wird beschuldigt, jahrelang sein Einkommen nicht vollständig angegeben und Firmenvermögen missbraucht zu haben. Ihm droht eine langjährige Gefängnisstrafe. Seit Ghosn festgenommen wurde, wankt die Auto-Allianz von Renault, Nissan und Mitsubishi. Der Manager war die treibende Kraft hinter dem Bündnis. Er sagte, er sei "unrechtmäßig angeklagt". Die Staatsanwaltschaft begründet Ghosn Untersuchungshaft mit der Gefahr, dass der Franzose fliehen und Beweise vernichten könnte.
Human Rights Watch nahm zu dem Brief von Carole Ghosn zunächst keine Stellung. Menschenrechtler kritisieren Japans Justizsystem seit vielen Jahren immer wieder. Der Asien-Direktor der Menschenrechtsgruppe, Brad Adams, erklärte kürzlich in der Online-Ausgabe von "The Diplomat", Ghosn sollte keine Vorzugsbehandlung bekommen. "Aber wenn Japan seinem Ruf als eine der fortschrittlichsten Demokratien der Welt gerecht werden will, muss es das Strafjustizsystem modernisieren", fügte er hinzu.
Quelle: n-tv.de
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