Eistonne und Mineralgetränke in der Umkleidekabine, Sauna und Entspannung bei den Physiotherapeuten im Hotel. Aber vorher erst einmal duschen, bitte. Das war der Plan von Handballer Fabian Böhm nach dem WM-Vorrundenspiel gegen Titelverteidiger Frankreich. Drei Fragen, drei kurze Antworten, dann war der Rückraumspieler auch schon von der Pressekonferenz entlassen. Es wollte niemand schuld sein an einer zu kurz geratenen Regeneration. Schließlich wartet die abschließende Vorrunden-Partie gegen Serbien nur 44 Stunden nach Abpfiff des Spitzenspiels in Berlin.
25:25 (12:10) endete der spannende WM-Kracher gegen Frankreich, in dem Deutschland lange wie der glückliche Sieger aussah. In der Schlussphase vergab das Team von Bundestrainer Christian Prokop doch noch die Führung und damit die ideale Voraussetzung für die kommende Hauptrunde.
Ein Punkt nur, statt derer zwei, das ärgerte Böhm dann schon. Er gab allerdings auch zu, dass sich die Mannschaft vor dem Spiel über einen Punkt sicherlich gefreut hätte. Diese Ambivalenz war bei allen Spielern zu spüren. Kreisspieler Hendrik Pekeler sagte sogar, dass bei ihm die Enttäuschung letztlich überwiegt, "weil wir eine gute Chance hatten, heute das Spiel für uns zu entscheiden".
Unzufriedenheit, die beim Deutschen Handballbund nicht lange anhalten wird. Vizepräsident Bob Hanning verbreitete sofort positive Stimmung. Das Unentschieden gegen Frankreich bezeichnete er als das beste Spiel unter der Leitung von Prokop als Bundestrainer. Auch der schwärmte: "Die Art und Weise war heute begeisternd. Das war Wahnsinn bis zum Schluss. Ein dickes Kompliment an meine Mannschaft."
"Gute Chancen" gegen Serbien
Für Hadern ist zudem gar keine Zeit. Schließlich geht es am Donnerstag (ab 18 Uhr im Liveticker bei n-tv.de) im letzten Vorrundenspiel gegen Serbien. Das Ticket für die Hauptrunde in Köln hat das DHB-Team schon sicher. Und dank Brasilien, das etwas überraschend gegen Russland gewonnen hat, ist der Punktverlust der Deutschen im Spiel gegen Russland bedeutungslos. Ein Fakt, der die deutsche Mannschaft beflügelte, wie Pekeler erklärte: "Wir waren gestern die traurigsten Spieler im Turnier nach dem Unentschieden gegen Russland, was sich heute Nachmittag schlagartig geändert hat und dann waren auf einmal die Schmerzen und die Enttäuschung weg."
Die Serben allerdings wollen ihrerseits ihre Mini-Chance aufs Weiterkommen nutzen - die deutsche Mannschaft muss sich also auf Gegenwehr gefasst machen. "Die spielen auch geduldigen Handball, sie haben sich extrem entwickelt, haben viele junge Leute dabei und ja, da müssen wir aufpassen", sagte Rückraumspieler Paul Drux. "Aber ich glaube, wenn wir so eine Leistung vor allem in der Abwehr zeigen wie heute, dann haben wir da gute Chancen." Prokop indes hat sich über Serbien noch gar keine Gedanken gemacht. "Wir haben alles in dieses Spiel investiert", erklärte er nach dem Duell mit Frankreich. Auch Rechenspiele, wie der letzte Vorrundentag idealerweise verlaufen sollte, habe er deswegen noch nicht angestellt.
Mit den Fans im Halbfinale glänzen
Vertraut man dem Urteil des französischen Torgaranten Kentin Mahé, kommt das deutsche Team erst noch so richtig auf Betriebstemperatur: "Ich glaube, dass die deutsche Mannschaft von Spiel zu Spiel besser spielt." Und so passt es, dass Pekeler sich gar nicht lange mit dem Aufeinandertreffen mit Serbien aufhalten möchte. Er ist schon einen Schritt weiter, bei der Hauptrunde, die in Köln gespielt wird. "Ich wurde gefragt, was meiner Meinung nach wichtig wäre, um in der Hauptrunde eine Rolle zu spielen. Ich habe gesagt: drei bis vier Punkte. Jetzt haben wir wahrscheinlich drei Punkte, damit wären wir wahrscheinlich auf dem zweiten Platz", so der Kreisläufer. "Das ist eine gute Ausgangslage."
Mit Spanien, Kroatien und Mazedonien wird sich die deutsche Mannschaft voraussichtlich um einen Platz im Halbfinale duellieren müssen. "Das sind alles Mannschaften, die richtig Qualität haben", sagte Pekeler. "Aber wenn wir eine ähnliche Stimmung von den Rängen bekommen werden, wie wir das jetzt hier in Berlin bekommen haben, dann sind wir auch schwer zu bespielen und schwer schlagbar." Etwas wehmütig war der Berliner Drux bereits vor dem letzten Auftritt vor heimischer Kulisse gegen Serbien. "Schade, es macht Spaß, hier zu spielen." Er war sich aber sicher: "In Köln wird das dann auch viel Spaß machen."
Bis es so weit ist, will Trainer Prokop erst noch sein Glas erheben. Auf die bisher gezeigte Leistung, vor allem im Spiel gegen den zu einem Unentschieden gezwungenen Frankreich. "Jetzt können wir anstoßen, wir sind stolz." Eistonne und dazu ein Kaltgetränk - das passt doch. Prost!
Quelle: n-tv.de
Tags: